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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Kelch des Lebens getrunken habe und ähnlicher Unsinn, stellte sich jetzt als nichts anderes heraus, als der herkulische Abkömmling einer Sippe, die ebenfalls Rezu genannt wurden, während die unsterbliche Ayesha, die gleichfalls vom Kelch des Lebens getrunken hatte, gemeinsam mit ihrer Mutter hergekommen war, welche hier die gleiche Rolle als Herrscherin über einen finsteren und äußerst widerlichen Stamm arabischer Wilder gespielt hatte. Und dennoch war sie wütend auf mich, weil ich ihre grobe und unverdauliche Mixtur von Fabel und Philosophie nicht fraglos geschluckt hatte.
    Zumindest vermute ich, daß das ihr Grund dafür war, obwohl eine andere mögliche Erklärung in mir aufdämmerte. Ich hatte mich geweigert, ihrem Charme zu erliegen, nicht etwa, weil ich von ihm nicht beeindruckt gewesen wäre, denn wer könnte das, nachdem er diese blendende Schönheit gesehen hatte, wenn auch nur für einen Augenblick, sondern weil ich nach verschiedenen Erfahrungen endlich eine gewisse Urteilsfähigkeit erlangt hatte und wußte, was man besser nicht berühren sollte. Vielleicht hatte das sie verärgert, besonders da seit langer Zeit kein weißer Mann mehr in ihre Nähe gekommen war, und dieses Hirngespinst von Kallikrates sich nicht blicken ließ, wie er es versprochen hatte. Außerdem war es bedauerlich, daß sie auf irgendeine Weise – ich frage mich noch immer, wie ihr das möglich war – Umslopogaas' Frage, ob ich sie heiraten wollte, und meine kompromittierende Antwort darauf, verstanden hatte. Nicht etwa, das war mir völlig klar, daß sie mich zu heiraten wünschte. Doch diese Tatsache, die von meinem Bewußtsein intuitiv erkannt wurde, konnte sie nicht im mindesten daran hindern, wütend auf mich zu sein, weil ich ihre Ansicht über ein ihr sehr wichtiges Thema mit ihr teilte.
    Oh, wie mich das alles langweilte, und je eher ich dieser verschleierten Dame und den zwar interessanten, doch äußerst ermüdenden Ruinen, in denen sie wohnte, den Rücken kehren konnte, desto besser, obwohl es mir offensichtlich beschieden war, mit einer bedauernswerten jungen Frau nach Hause zu trecken, die geistesgestört war, und die Knochen ihres unglückseligen Vaters zurücklassen zu müssen. Ich mußte mir jedoch eingestehen, daß die vom Schicksal beschiedene Situation auch ihre Vorteile hatte, da Robertson, seit er dem Alkohol entsagt hatte, alles andere als ein fröhlicher Reisegefährte gewesen war, und ein Treck mit zwei Verrückten wirklich mehr gewesen wäre, als ich verkraften hätte können.
    Um zum Thema zurückzukommen: aus diesem Grund untersuchte ich die beiden verwundeten Zulus sehr gründlich – nur um wieder ein Beispiel des Humbugs festzustellen, mit dem Ayesha sich amüsierte. Denn was mußte ich feststellen? Daß sie praktisch völlig gesundet waren. Ihre Wunden, ohnehin nicht sehr ernst, waren in der sauberen Luft wunderbar verheilt, was bei den Wilden immer schnell geht, und sie versicherten mir, daß sie sich gesund und kräftig fühlten. Und Ayesha hatte mir mit der ihr eigenen Unverschämtheit weismachen wollen, daß sie eine Wunderkur auf Menschen zur Anwendung brächte, die bereits geheilt waren! Doch das war in völliger Übereinstimmung mit ihrem bisherigen Verhalten, und ich konnte jetzt nichts anderes mehr tun, als zu Bett zu gehen, was ich mit einem Gefühl unendlicher Dankbarkeit dafür tat, daß mein Ruheplatz diese Nacht nicht woanders lag. Das letzte, woran ich mich erinnerte, war meine Frage, wie, um alles in der Welt, es ihr gelungen sein konnte, im Verlauf des Kampfes auf dem Schlachtfeld zu erscheinen und wieder zu verschwinden, ein Rätsel, zu dem ich keine Lösung zu finden vermochte, obwohl ich mir sicher war, daß mir irgendwann eine einfallen würde, so wie es bei den anderen der Fall gewesen war.
    Ich schlief wie ein Bär, so ungewöhnlich tief, daß ich vermutete, irgendein Schlaf- und Beruhigungsmittel mit dem Muntermacher, der wie Sherry aussah, zu mir genommen zu haben, besonders da die anderen, die davon getrunken hatten, ebenfalls außergewöhnlich gut geschlafen hatten.
    Ich erwachte gegen zehn Uhr des folgenden Tages und fühlte mich ungewöhnlich frisch, als ob ich die letzte Woche am Meer verbracht hätte und nicht bei recht anstrengenden Abenteuern, darunter entsetzlichen Kämpfen und einigen Situationen, bei denen ich das Gefühl hatte, daß das Schicksal meine Nummer aufgerufen habe.
    Ich verbrachte den größten Teil dieses Tages mit Nichtstun, Essen und einer

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