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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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betäubt. Außerdem tragen die meisten von ihnen eiserne Messer, die zerfetzt oder zerschmolzen und deren Scheiden weggebrannt sein müßten. Doch diese Messer sehen aus, als ob sie gerade vom Hammer des Schmiedes und vom Wetzstein gekommen wären.« Und damit zog er einige von ihnen heraus und präsentierte sie mir.
    Es stimmte absolut, und an dieser Stelle möchte ich sagen, daß meine Erfahrung mit der Gorokos durchaus übereinstimmte, da auch ich noch nie einen vom Blitz getöteten Menschen gesehen hatte, an dessen Kleidung dieser nicht wenigstens gewisse Spuren hinterlassen hatte.
    »Ow!« rief Umslopogaas. »Dies ist Hexenwerk, nicht Himmelszorn. Dieser Ort ist verzaubert. Laßt uns von hier verschwinden, damit nicht auch wir erschlagen werden, die wir nicht das Schicksal dieser Verräter verdient haben.«
    »Kein Grund zur Furcht«, sagte Hans, »da die Große Medizin Zikalis bei uns ist, die alle Blitze zusammenbündeln könnte, so wie eine alte Frau Reiser zusammenschnürt.«
    Doch war Hans es, der trotz seines Vertrauens in die Große Medizin als erster davonlief, so schnell ihn seine Füße trugen. Also gingen wir ohne weitere Gespräche zu unserem Haus zurück, da die Zulus Angst hatten, und ich selbst zugeben mußte, daß ich die ganze Sache nicht begriff, obwohl es sicher eine ganz einfache Erklärung dafür gab.
    Doch, wie immer die lauten mochte, dieses Kôr war ein mehr als seltsamer Ort, mit seinen finsteren Amahaggern, und seiner geheimnisvollen Königin, der ich noch immer, trotz aller inneren Überzeugungen des Gegenteils, Mächte zuzuschreiben geneigt war, die jenseits derer lagen, über die alle schönen und klugen Frauen verfügen.
    Dieser Gedanke erinnerte mich daran, daß sie uns innerhalb einer Stunde oder so eine weitere Demonstration ihrer Macht versprochen hatte. Als mir das einfiel, begann ich zu bedauern, daß ich jemals um solche Manifestationen gebeten hatte, denn wer mochte wissen, woraus diese bestehen würden?
    So sehr bedauerte ich es, daß ich entschlossen war, diese Verabredung zu vergessen, falls Ayesha nicht nach uns schicken lassen würde, wie sie es versprochen hatte. Glücklicherweise schien Umslopogaas denselben Vorsatz zu haben, denn er verschwand, um seine Abendmahlzeit zu essen, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Also erwähnte auch ich ihm gegenüber nichts davon, und nachdem ich mich vergewissert hatte, daß Inez noch immer schlief, folgte ich seinem Beispiel und aß ebenfalls, jedoch ohne besonderen Appetit.
    Als ich mit meiner Mahlzeit fertig war, versank eben die Sonne an einem absolut klaren Himmel, und da sich kein Bote sehen ließ, ging ich zu Bett, nachdem ich Anordnung gegeben hatte, daß ich nicht gestört zu werden wünsche. Doch hier verließ mich mein Glück, denn als ich gerade meine Jacke ausgezogen hatte, erschien Hans und erklärte mir, daß der alte Billali draußen stünde und gekommen sei, um mich irgendwohin zu führen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Jacke wieder anzuziehen. Und bevor ich damit fertig war, trat Billali mit ungewohnter Hast herein. Ich fragte ihn, was los sei, und er sagte mir, daß der Große Schwarze vor der Tür stünde, ›mit seiner Axt‹.
    »Die hat er immer bei sich«, antwortete ich. Dann, als mir der Grund für Billalis Angst einfiel, erklärte ich ihm, daß er sich nicht um ein paar flüchtig hingeworfene Worte eines im Grunde genommen sehr freundlichen Mannes kümmern solle, dessen Nerven nach übergroßer Provokation und Belastung versagt hätten. Der alte Knabe verbeugte sich zustimmend und strich sich den Bart, doch bemerkte ich, daß er ihn, da Umslopogaas in der Nähe war, mehr wie ein Schatten strich. Vielleicht glaubte er, daß Nervenzusammenbrüche sich wiederholen könnten wie Fieberanfälle.
    Vor dem Haus fand ich Umslopogaas, der auf seine Axt gelehnt stand und zum Himmel emporblickte, an dem das letzte Rot verglomm.
    »Die Sonne ist untergegangen, Macumazahn«, sagte er. »Und es wird Zeit, die Weiße Königin aufzusuchen, wie sie es befohlen hat, um zu erfahren, ob sie uns wirklich in jene Tiefe hinablassen kann, in der, wie behauptet wird, die Toten leben.«
    Also hatte er es nicht vergessen, was mich ausnehmend verstörte. Um meine eigenen Zweifel zu verbergen, fragte ich ihn mit vorgetäuschtem Selbstvertrauen, ob er keine Angst davor hätte, die Reise ›in die Tiefe‹ zu machen, das heißt, ins Reich der Toten.
    »Weshalb sollte ich Angst haben, die Straße zu beschreiten,

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