Sie und Allan
menschenleer, weil Umslopogaas die Stämme vertrieben hat, die früher dort lebten, zuerst mit seinen Wölfen, und später mit der Axt. Er ist ein so mächtiger Häuptling und ein so furchtbarer Krieger, daß selbst Chaka ihn fürchtete, und Dingaan, der König, hat sein Ende gefunden, wie man sagt, weil er mit ihm einen Streit über Nada bekam. Cetywayo, der jetzige König, läßt ihn ebenfalls in Ruhe und fordert keinen Tribut von ihm.«
Als ich Hans fragen wollte, woher er all diese Weisheit habe, hörte ich plötzlich ein Geräusch, und als ich aufblickte, sah ich drei hochgewachsene Männer in voller Heroldsaufmachung, die auf uns zustürzten.
»Hier kommen ein paar Splitter von der Axt«, sagte Hans und sprang eilig in den Wagen.
Ich floh nicht, weil mir dazu keine Zeit verblieb, ohne meine Würde zu verlieren, sondern blieb, obwohl ich wünschte, mein Gewehr bei mir zu haben, auf meinem Stuhl sitzen, stopfte mir betont gemächlich die Pfeife und steckte sie an, ohne die drei wildaussehenden Burschen auch nur eines Blickes zu würdigen, die wie ich bemerkte, Äxte anstelle von Assegais trugen. Sie kamen direkt auf mich zugestürmt, ihre Äxte hoch über ihre Köpfe geschwungen, so daß jemand, der mit den Gewohnheiten von Zulu-Kriegern der alten Schule nicht vertraut war, überzeugt gewesen wäre, sie wären auf Blut aus. Wie ich erwartete, blieben sie jedoch etwa sechs Fuß vor mir plötzlich stehen, reglos wie Statuen. Was mich betrifft, so war ich immer noch dabei, meine Pfeife anzustecken, und als ich dann gezwungen war, den Kopf zu heben, blickte ich sie mit beiläufigem Interesse an. Dann zog ich ein kleines Buch aus meiner Jackentasche – mein Lieblingsexemplar der Ingoldsby Legenden – und begann zu lesen.
Dieser Vorgang erstaunte sie erheblich und gab ihnen das Gefühl, daß sie sozusagen danebengeschossen hatten. Schließlich sagte der Krieger in der Mitte: »Bist du blind, weißer Mann?«
»Nein, schwarzer Junge«, sagte ich, »aber ich bin kurzsichtig. Würdet ihr also die Freundlichkeit haben, mir aus dem Licht zu gehen?« Diese Bemerkung verwirrte sie so, daß sie drei Schritte zurückwichen.
Als ich noch ein wenig gelesen hatte, schloß ich das Buch und sagte: »Wenn ihr Wanderer seid und Essen wollt, wie ich es vermute, da ihr so dünn seid, so muß ich euch leider sagen, daß wir nur wenig Fleisch haben, doch mein Diener wird euch geben, was da ist.«
»Ou!« rief ihr Sprecher. »Er nennt uns Wanderer. Er muß entweder ein sehr mächtiger Mann sein, oder ein Verrückter.«
»Du hast recht, ich bin ein mächtiger Mann«, antwortete ich und gähnte gelangweilt, »und wenn ihr mich zu lange belästigt, werdet ihr sehen, daß ich auch verrückt sein kann. Was also wollt ihr?«
»Wir sind Boten des großen Häuptling des Volkes der Axt, und wir wollen Tribut«, sagte der Mann in einem anderen Ton.
»So, das wollt ihr? Aber ihr kriegt nichts. Ich dachte, daß nur der König von Zululand das Recht hat, Tribut zu fordern, und der Name Eures Häuptlings ist doch nicht Cetywayo, oder?«
»Unser Häuptling ist der König hier«, sagte der Mann, noch unsicherer.
»Ist er das? Dann schert euch fort und sagt diesem König, vom dem ich nie gehört habe, daß ich eine Botschaft für einen gewissen Umslopogaas habe, und daß Macumazahn, der Wächter der Nacht, ihn morgen aufsuchen wird, wenn er bei Sonnenaufgang einen Führer schickt, der mir den besten Weg für den Wagen zeigt.«
»Hört«, sagte der Mann zu seinen Begleitern, »dies ist Macumazahn selbst. Nun, wir haben uns das schon gedacht, denn kein anderer würde es wagen ...«
Dann salutierten sie mit ihren Äxten, nannten mich Häuptling und gaben mir noch einige weitere schmeichelhafte Namen, und verschwanden so, wie sie gekommen waren, in schnellem Lauf, und riefen mir zu, daß meine Botschaft ausgerichtet werden würde, und daß der Häuptling zweifellos den verlangten Führer schicken würde.
So kam es, daß ich, in völligem Widerspruch zu meinen Vorsätzen, auf Grund der Umstände dennoch in den Kraal des Volkes der Axt gelangte. Bis zum allerletzten Augenblick hatte ich nicht die geringste Absicht dazu gehabt, doch als man von mir Tribut verlangte, hielt ich es für das Beste, es zu tun, und nachdem ich es einmal verkündet hatte, durfte es nicht mehr geändert werden.
Ich war sogar sicher, daß in dem Fall etwas passieren mochte, daß man mir meine Ochsen stehlen würde, oder Schlimmeres.
Nachdem also das Schicksal die
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