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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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kehrten die Boten zurück, und diesmal war der Häuptling selbst bei ihnen, um mich zu begrüßen, wie er sagte, denn ich kannte ihn flüchtig, da wir einmal einen Handel über Rinder abgeschlossen hatten. Nach ein paar freundlichen Worten kam er auf die Angelegenheit Umslopogaas zu sprechen und erklärte mir den Fall in einigen Details. Ich sagte, daß ich seine Lage sehr gut verstehe, es jedoch sehr gefährlich sei, sich mit einem Mann anzulegen, der die Große Medizin von Zikali persönlich trüge. Als er das hörte, traten ihm fast die Augen aus dem Kopf.
    »Die Große Medizin des Öffners von Straßen!« rief er aus. »Oh! Jetzt verstehe ich, warum dieser Häuptling des Volkes der Axt unbesiegbar ist – er ist also ein Zauber, daß niemand ihn töten kann!«
    »Ja«, antwortete ich, »und du weißt auch, daß jeder, der sich gegen die Große Medizin stellt, oder gegen jenen, der sie trägt, innerhalb von drei Monden eines entsetzlichen Todes stirbt, er und sein Haus, und alles, was darin ist, nicht wahr?«
    »Ich habe davon gehört«, sagte er mit einem gequälten Lächeln.
    »Nun, jetzt wirst du ja erfahren können, ob diese Prophezeiung stimmt oder nicht«, setzte ich fröhlich hinzu.
    Darauf bat er, mit Umslopogaas allein sprechen zu dürfen.
    Ich habe das Gespräch nicht mitgehört, doch an seinem Ende kam Umslopogaas zurück und verkündete mit so lauter Stimme, daß niemand auch nur ein Wort überhören konnte, er habe eingesehen, daß jeder Widerstand sinnlos sei, und da er mich, seinen Freund, nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen wolle, habe er sich bereiterklärt, zusammen mit seinen Männern diesem Häuptling des Königs zum königlichen Kraal zu folgen, wo man ihm ein faires Gerichtsverfahren wegen einiger falschen Anklagen, die gegen ihn erhoben worden waren, garantiert habe. Er fügte hinzu, daß der Häuptling des Königs auf die Große Medizin des Öffners von Straßen geschworen habe, ihm sicheres Geleit zu geben und keine Falschheit an ihm zu versuchen, was, wie jedermann im Land wußte, ein Eid war, der von niemandem gebrochen werden würde, der noch eine Weile die Sonne sehen wollte.
    Ich fragte den Häuptling, ob dem so sei, ebenfalls mit lauter Stimme. Ja, da sein Befehl lautete, Umslopogaas lebend zurückzubringen, wenn das möglich sei, und er ihn nur töten solle, falls er sich weigerte mitzukommen.
    Später hatte ich, während ich so tat, als ob ich Umslopogaas einige Sachen aus dem Wagen gäbe, ein kurzes Gespräch unter vier Augen mit ihm, bei dem er mir mitteilte, daß die Abmachung war, ihn bei Nacht zusammen mit seinen Leuten entkommen zu lassen.
    »Eines sei gewiß, Macumazahn«, sagte er, »wenn ich nicht entkomme, entkommt auch der Häuptling nicht, da ich mit meiner Axt ständig an seiner Seite gehen werde, und bei dem ersten Zeichen von Falschheit wird diese Axt in das Haus seines dicken Schädels eintreten und sich mit dem darin befindlichen Gehirn anfreunden.« Er lächelte grimmig.
    »Macumazahn«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »wir haben eine seltsame Reise zusammen gemacht und Dinge gesehen, die es, wie ich glaubte, auf der Welt nicht gibt. Außerdem habe ich in einer Schlacht gegen Geister und Menschen mit Rezu gekämpft und ihn getötet, und das allein war die Mühen dieser Reise wert. Jetzt kommt sie zu ihrem Ende, wie alles in der Welt ein Ende haben muß, und wir trennen uns, aber nicht für immer, wie ich hoffe. Ich glaube nicht, daß ich während dieser Reise mit dem Häuptling sterben werde, doch bin ich sicher, daß andere an ihrem Ende sterben werden«, setzte er finster hinzu, ein Ausspruch, den ich zu jener Zeit noch nicht verstand.
    »Ich habe das Gefühl, daß in jedem Land der Hexen und Zauberer der Geist der Prophezeiung an mir hängengeblieben und in mich hineingekrochen ist. Und jetzt sagt mir dieser Geist, daß wir uns in späteren Jahren wiedersehen und Seite an Seite in einem wilden Kampf stehen werden, der unser letzter sein wird, wie es die Weiße Hexe meines Wissens gesagt hat. Oder vielleicht wohnt der Geist in Zikalis Medizin, die in meine Kehle eingedrungen ist und nun als Worte herauskommt. Ich kann es nicht sagen, doch hoffe ich, daß es ein wahrer Geist ist, denn obwohl du weiß bist, und ich schwarz, und du klein bist, und ich groß, und du freundlich und schlau bist, und ich hart und offen, wie die Klinge meiner Axt, habe ich dich so gern, Macumazahn, als ob wir von derselben Mutter geboren und im selben Kraal aufgewachsen

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