Sie und Allan
kennengelernt haben«, antwortete der Captain lachend, »aber ich werde es ihm sagen«, und er tat es, auf portugiesisch.
Thomaso hörte ihm schweigend zu und blickte Umslopogaas mürrisch an. Dann gingen wir ins Haus.
Als wir eintraten, sagte der Captain: »Señor Thomaso – er nennt sich Señor – ist mein Manager hier, auf seine Art ehrlich und loyal, vielleicht, weil ich ihm einmal das Leben gerettet habe. Aber er ist sehr unbeherrscht, wie es bei allen Mischlingen der Fall ist, also kann ich nur hoffen, daß er sich nicht mit diesem Eingeborenen anlegt, der die große Axt trägt.«
»Das hoffe ich auch, um seinetwillen«, sagte ich sehr nachdrücklich.
Der Captain führte mich ins Wohnzimmer; es gab nur eins in diesem Haus. Es erwies sich als ein recht seltsamer Raum, mit Stühlen, deren Sitze aus Lederstreifen geflochten waren, wie es bei den Buren gebräuchlich ist, und strahlte doch eine gewisse Eleganz aus, was zweifellos auf den Einfluß von Inez zurückzuführen war, die, zusammen mit einem fetten Eingeborenenmädchen, bereits dabei war, den Tisch zu decken. Ich entdeckte ein Regalbrett mit Büchern, darunter ein Band von Shakespeare, über dem ein Kruzifix aus Elfenbein hing, was vermuten ließ, daß Inez Katholikin war. Außerdem hingen an den Wänden eine Reihe guter Porträts, und auf dem Fensterbrett stand ein Krug mit Blumen. Gabeln und Löffel waren aus Silber, stellte ich fest, wie auch die Becher, und alles war mit einem riesigen Wappen und einem portugiesischen Motto graviert.
Kurz darauf wurde das Essen aufgetragen, das ausgezeichnet und reichlich war, und der Captain, seine Tochter und ich setzten uns an den Tisch und aßen. Ich bemerkte, daß er mit Wasser verdünnten Gin trank, ein recht unschuldig wirkender Drink, jedoch hart in der Mischung, in der er ihn nahm. Er wurde auch mir angeboten, jedoch bevorzugte ich, wie Miß Inez, Kaffee.
Während des Essens und auch danach, als wir rauchend auf der Veranda saßen, erklärte ich ihnen soviel, wie mir ratsam erschien, von meinen Plänen. Ich sagte ihnen, daß ich das Land jenseits des Sambesi erforschen wolle und daß ich zufällig von dieser Ansiedlung gehört hätte, die übrigens Strathmuir hieß, vermutlich nach einem Ort im weit entfernten Schottland, wo der Captain geboren wurde und seine Kindheit verlebt hatte, und daß ich hergekommen sei, um mich bei ihm zu erkundigen, wie ich den Fluß am besten überqueren könnte, und über einige weitere Dinge. Der Captain zeigte sich sehr interessiert, besonders nachdem ich ihm gesagt hatte, daß ich der ›Jäger Quatermain‹ sei, von dem er in vergangenen Jahren gehört hatte, doch erklärte er mir, daß es unmöglich sei, den Wagen durch das niedrig gelegene Busch-Veld zu bringen, da alle Ochsen durch den Stich der Tsetse-Fliege sterben würden. Ich erklärte ihm, daß mir das bekannt sei und schlug vor, den Wagen bis zu meiner Rückkehr in seiner Obhut zurückzulassen.
»Das können Sie gern, Mr. Quatermain«, antwortete er. »Aber, Mann, ob Sie jemals zurückkehren werden? Es wird behauptet, daß eigenartige Leute auf der anderen Seite des Sambesi leben, Wilde, die Menschenfresser sind, Amahagger werden sie genannt, wie ich glaube. Sie waren es, die in den vergangenen Jahren dieses ganze Land leergefegt haben, mit Ausnahme von ein paar Flußstämmen, die in schwimmenden Hütten leben oder auf Inseln zwischen dem Schilf, und das ist der Grund dafür, weshalb dieses Land so leer ist. Doch das ist vor langer Zeit passiert, lange, bevor ich hierherkam, und ich glaube nicht, daß sie jemals wieder den Fluß überqueren werden.«
»Darf ich fragen, was Sie hierhergeführt hat?« sagte ich, denn das war ein Punkt, über den ich sehr neugierig war.
»Das, was die meisten Männer in die Wildnis treibt, Mr. Quatermain: Ärger. Wenn Sie es genau wissen wollen: Ich habe Pech gehabt. Mein Schiff ist auf einer Klippe gescheitert. Es gab einige Tote dabei, und, gerecht oder nicht, ich wurde gefeuert. Danach begann ich eine Karriere als Händler in einem gottverlassenen Nest namens Chinde, an einem der Mündungsarme des Sambesi, wissen Sie, und ich war recht erfolgreich, wie es nun einmal die Art der Schotten ist. Dort heiratete ich eine portugiesische Dame, eine wirkliche Dame von Geblüt. Doch als meine Inez zwölf Jahre alt war, geriet ich in weitere Schwierigkeiten, denn meine Frau starb, und es gefiel einem gewissen Verwandten von ihr, zu behaupten, daß sie gestorben sei, weil ich sie
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