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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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haben nichts in Brand gesteckt und auch nicht versucht, Rinder zu stehlen. Sie nahmen lediglich trockenes Holz von dem Stapel und machten große Feuer, acht oder neun, und als die Sonne sank, begannen sie ein Festmahl.«
    »Womit, Hans, wenn sie keine Rinder gestohlen haben?« fragte ich mit Schaudern, da ich die Antwort vorausahnte.
    »Baas«, antwortete Hans, wandte den Kopf ab und starrte zu Boden, »sie fraßen die Kinder, die sie getötet hatten, und auch einige von den jüngeren Frauen. Diese großen Krieger sind Menschenfresser, Baas.«
    Bei dieser entsetzlichen Mitteilung wurde mir übel, und ich hatte das Gefühl, das Bewußtsein zu verlieren, fing mich jedoch wieder und bedeutete ihm, weiterzusprechen.
    »Sie aßen schweigend, Baas«, fuhr er fort, »machten keinerlei Lärm. Dann legten sich einige von ihnen schlafen, während andere Wache hielten, und so verging die Nacht. Sobald es dunkel geworden war, doch bevor der Mond aufging, kletterte ich von meinem Baum herab und schlich um die Rückseite des Hauses herum, ohne gesehen oder gehört zu werden, wie ich es kann, Baas. Ich gelangte durch die Hintertür ins Haus und kroch zum Fenster des Wohnzimmers. Es stand offen, und als ich hinausblickte, sah ich Traurige Augen, noch immer auf den Stuhl gefesselt, und Janee, die vor ihr auf dem Boden hockte – ich glaube, daß sie entweder schlief oder ohnmächtig war.
    Ich machte ein leises Geräusch, wie das Zischen einer Nachtotter, und fuhr damit fort, bis Traurige Augen den Kopf drehte. Dann sagte ich in einem kaum hörbaren Flüsterton, um nicht die Wachen aufzuwecken, die links und rechts von ihr in Decken gewickelt schliefen: ›Ich bin es, Hans, der gekommen ist, um Ihnen zu helfen.‹ ›Das kannst du nicht‹, antwortete sie, ebenfalls flüsternd. ›Geh zu deinem Herrn und sage ihm und meinem Vater, daß sie uns folgen sollen. Diese Männer werden Amahagger genannt und leben weit entfernt auf der anderen Seite des Flusses. Sie wollen mich mit sich nehmen, damit ich über sie herrsche, soweit ich das verstanden habe. Sie wollen eine weiße Frau als Gebieterin haben, da sie immer eine weiße Königin hatten, gegen die sie jedoch rebelliert haben. Ich glaube nicht, daß sie mir etwas antun, falls sie mich nicht mit ihrem Häuptling verheiraten wollen, doch davon war bei ihren Gesprächen, denen ich nur mühsam folgen konnte, nicht die Rede. Und jetzt geh, bevor sie dich erwischen!‹
    ›Ich denke, daß Sie ihnen entkommen können‹, flüsterte ich. ›Ich werde Ihre Fesseln zerschneiden. Wenn Sie frei sind, steigen Sie durch das Fenster, und ich werde Sie von hier fortbringen.‹
    ›Gut, versuche es‹, antwortete sie.
    Also zog ich mein Messer und streckte meinen Arm aus dem Fenster. Doch dann, Baas, beging ich eine Dummheit – wenn die Große Medizin bei mir gewesen wäre, hätte ich bestimmt klüger gehandelt. Ich vergaß das Sternenlicht, das auf die Klinge des Messers fiel. Das Mädchen Janee erwachte aus ihrem tiefen Schlaf, oder aus ihrer Ohnmacht, und sah das Messer. Sie stieß einen Schrei aus, verstummte jedoch auf einen Wink ihrer Herrin sofort wieder. Doch das reichte, denn es weckte die beiden Wachen, die aufsprangen und Janee mit ihren langen Speeren bedrohten, und dann schliefen sie nicht weiter, sondern begannen miteinander zu reden, was ich jedoch nicht verstehen konnte, da ich mich auf den Boden des Zimmers geworfen hatte. Danach sah ich ein, daß ich so nichts erreichen konnte, sondern nur die Lady in Schwierigkeiten bringen und selbst getötet werden könnte, schlich aus dem Haus, so wie ich hineingeschlichen war, und kroch zu meinem Baum zurück.«
    »Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen?« fragte ich.
    »Weil ich noch immer hoffte, Traurige Augen irgendwie helfen zu können, Baas. Außerdem wollte ich sehen, was weiter geschehen würde, und weil ich wußte, daß ich dich nicht rechtzeitig herbringen konnte, obwohl ich, das ist wahr, sofort zu dir laufen wollte.«
    »Vielleicht war es richtig so.«
    »Beim ersten Grauen des Morgens«, fuhr Hans fort, »standen die großen Männer, die Amahagger genannt werden, auf und aßen das, was von ihrem grauenhaften Mahl am Abend vorher übriggeblieben war. Dann sammelten sie sich und gingen zum Haus. Sie holten den großen Stuhl heraus, in dem der Rotbart-Baas sonst immer sitzt, und machten zwei Stangen daran fest. An die Rückseite dieses Stuhls banden sie die Kleider und andere Sachen von Lady Traurige Augen, die Janee zusammensuchen

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