Sie und Allan
der gerade auf Urlaub war, und dem ersten Offizier, Thomaso, der mit ein paar Heizern desertierte und Frauen und Kinder ihrem Schicksal überließ. Mein Gott, ich werde verrückt! Ich werde verrückt! Wenn Sie auch nur einen Funken Mitgefühl haben, geben Sie mir etwas zu trinken!«
»Gut«, sagte ich. »Bleiben Sie hier und warten Sie einen Augenblick.«
Dann ging ich zu meinem Wagen und goß eine großzügige Portion Gin in einen Blechbecher, löste eine große Dosis Bromid darin auf, und ließ auch noch dreißig Tropfen Chlorodyn {*} hineinfallen. Diese Mixtur vermischte ich mit ein wenig Wasser und reichte sie ihm.
Er kippte sie mit einem Zug hinunter, ließ den Becher zu Boden fallen, setzte sich auf das Veld, starrte vor sich hin und stöhnte, während seine Leute ihn aus respektvoller Entfernung beobachteten, denn Hans war zu ihnen getreten, und sein Bericht verbreitete sich wie ein Steppenbrand in der Trockenzeit.
Wenige Minuten später begannen die Drogen auf Robertsons gequälte Nerven zu wirken, denn er erhob sich und sagte ruhig: »Was jetzt?«
»Rache – oder vielmehr Gerechtigkeit«, antwortete ich.
»Ja«, rief er, »Rache. Ich schwöre, daß ich mich rächen werde, oder sterben – oder beides.«
Wieder sah ich meine Gelegenheit. »Sie müssen mehr als das schwören, Robertson. Nur nüchterne Männer können große Taten vollbringen, denn die Trunksucht zerstört das Urteilsvermögen. Wenn Sie Rache nehmen für die Toten und die Lebende retten wollen, müssen Sie nüchtern sein, denn ich zumindest würde Ihnen sonst nicht helfen.«
»Werden Sie mir helfen, Quatermain, bis zum Ende, ganz egal, was geschieht?«
Ich nickte.
»Das ist so gut wie der Schwur eines anderen Mannes«, murmelte er. »Trotzdem möchte ich den meinen in Worte kleiden: Ich schwöre bei Gott, bei meiner Mutter – wie diese Eingeborenen – und bei meiner in heiliger Ehe geborenen Tochter, daß ich keinen Tropfen Alkohol anrühren werde, bis ich diese armen Frauen und ihre Kinder gerächt und Inez aus den Fängen dieser Mörder befreit habe. Wenn ich diesen Eid nicht halte, können Sie mir eine Kugel durch den Kopf schießen, Quatermain!«
»Das ist bestimmt nicht nötig«, sagte ich obenhin, doch innerlich glühte ich vor Stolz über den Erfolg meiner großartigen Idee, denn zu jener Zeit hielt ich sie für großartig. »Und jetzt an die Arbeit! Zunächst müssen wir nach Strathmuir zurück und die nötigen Vorbereitungen treffen, und dann aufbrechen. Kommen Sie auf meinen Wagen, setzen Sie sich zu mir auf den Bock und sagen Sie mir, was Sie an Gewehren und Munition haben, denn wie Hans sagte, haben diese Wilden anscheinend nichts mitgenommen, außer ein paar Decken und einer Herde Ziegen.«
Er tat, was ich ihm gesagt hatte, und zählte alle Bestände auf, an die er sich erinnern konnte. Dann sagte er: »Da fällt mir etwas Seltsames ein: vor etwa zwei Jahren tauchte ein hochgewachsener Wilder bei uns auf, der eine Art Arabisch sprach, ein Idiom, das sowohl Inez als auch ich verstehen, da wir eine Weile an der Küste gelebt haben, und erklärte, daß er etwas kaufen wolle. Ich fragte ihn, an was er interessiert sei, und er sagte mir, er wolle einige meiner Kinder kaufen. Ich erklärte ihm, daß ich kein Sklavenhändler sei. Dann sah er Inez an, die in der Nähe zu tun hatte, und sagte, daß er sie als Frau für seinen Häuptling kaufen wolle, und er bot mir eine enorme Menge von Elfenbein und Gold, die mir übergeben werden sollte, bevor man sie mitnehmen würde. Ich riß ihm seinen langen Speer aus der Hand, zerschlug ihn auf seinem Kopf und verpaßte ihm mit dem Schaft die tüchtigste Tracht Prügel, die er wohl jemals erhalten wird. Dann jagte ich ihn davon. Er humpelte los, doch als er außer Reichweite war, wandte er sich noch einmal um und rief, daß er eines Tages mit den anderen zurückkommen und sie – damit meinte er Inez – holen würde, und ohne Elfenbein und Gold für sie zurückzulassen. Ich lief ins Haus und holte mein Gewehr, doch als ich wieder herauskam, war er verschwunden, und ich habe nie wieder an diese Geschichte gedacht – bis heute.«
»Nun, er hat sein Versprechen gehalten«, sagte ich, doch Robertson antwortete nicht, denn jetzt begann die massive Dosis von Bromid und Laudanum richtig zu wirken, und er war eingeschlafen, worüber ich sehr froh war, da ich hoffte, daß der Schlaf ihm seine Vernunft bewahren würde, was auch für eine gewisse Zeit der Fall sein sollte.
Wir erreichten
Weitere Kostenlose Bücher