Sie und Allan
fünf Hütten bestand, die von vielleicht zwanzig Menschen bewohnt wurden. Wir gingen in das Dorf, um ein paar Erkundigungen einzuholen, und stolperten über die Leiche eines alten Mannes, die auf dem Pfad lag. Ein paar Schritte davon entfernt fanden wir die Asche eines großen Feuers und daneben solche Überreste menschlicher Körper, wie wir sie in Strathmuir vorgefunden hatten. Hier hatte also wieder ein Kannibalen-Schmaus stattgefunden. Die elenden Hütten waren leer, waren jedoch nicht verbrannt worden, genausowenig wie die von Strathmuir.
Wir wollten schon weiterziehen, als Hans' scharfe Ohren leises Stöhnen vernahmen. Wir sahen uns um und entdeckten am Fuß des Hügels, im dichten Schilf verborgen, eine alte Frau mit einer tiefen Speerwunde im Unterleib, die jedoch nicht sofort tödlich war. Einer von Robertsons Männern, der die Sprache dieser Sumpfbewohner kannte, sprach sie an. Sie verlangte nach Wasser. Es wurde ihr gebracht, und sie trank eine Menge davon. Dann begann sie in Beantwortung seiner Frage zu sprechen.
Sie sagte, daß die Amahagger das Dorf überfallen und alle getötet hätten, denen es nicht gelang, zu fliehen. Sie hätten eine junge Frau und drei Kinder aufgegessen. Sie sei durch einen Speer verwundet worden und ins Schilf geflohen, wo wir sie gefunden hatten. Niemand habe sich die Mühe gemacht, sie zu verfolgen, da sie nicht essenswert sei. Auf meine Aufforderung hin fragte der Mann sie, ob sie etwas von diesen Amahaggern wüßte. Sie antwortete, daß ihre Großväter sie gekannt hätten, sie selbst jedoch seit ihrer Kindheit, die siebzig Jahre zurückliegen mußte, nichts mehr von ihnen gehört habe. Sie seien ein grausames Volk, das hoch im Norden jenseits des großen Flusses lebe, die Reste einer Rasse, die einstmals die Welt beherrscht hätte.
Ihre Großväter hätten behauptet, daß sie nicht von jeher Kannibalen gewesen seien, sondern vor langer Zeit dazu geworden, als es jahrelang nichts zu essen gegeben habe, und sie dann auf den Geschmack gekommen seien. Das sei der Grund dafür, weshalb sie über fremde Dörfer herfielen, um Menschenfleisch zu erbeuten, da ihr Herrscher ihnen nicht erlaube einander zu essen. Aus dem Fleisch von Rindern machten sie sich nichts, obwohl sie große Herden davon besaßen, doch aßen sie gelegentlich Ziegen und Schweine, weil diese, wie sie sagten, wie Menschen schmeckten. Nach den Worten ihrer Großväter seien sie ein sehr böses Volk und voller Zauberei.
All dies berichtete uns die alte Frau mit recht fester Stimme, nachdem sie das Wasser getrunken hatte, da sie offenbar keine Wundschmerzen verspürte, doch ihre Berichte befaßten sich, wie es bei den Alten üblich ist, ausschließlich mit der Vergangenheit; von der Geschichte der Amahagger seit den Tagen ihrer Großväter wußte sie nichts, noch hatte sie bei dem Überfall Inez bemerkt. Alles, was sie uns sagen konnte, war, daß mehrere Männer ihr Dorf im Morgengrauen überfallen und sie, als sie aus ihrer Hütte kam, gespeert hätten.
Während Robertson und ich uns noch überlegten, was wir mit dieser armen Kreatur anfangen sollten, die wir doch nicht einfach zurücklassen konnten, löste sich dieses Problem selbst, indem sie plötzlich vor unseren Augen starb. Nachdem sie den Namen von jemandem, mit dem sie zweifellos in ihrer Jugend vertraut gewesen war, mehrere Male gemurmelt hatte, sank sie zusammen und schien einzuschlafen, und wir stellten fest, daß sie tot war.
Am nächsten Tag erreichten wir das Ufer des großen Flusses, der hier ein ruhig strömendes Gewässer von etwa einer Meile Breite war, da er um diese Jahreszeit Niedrigwasser führte. Als wir zu unserer Linken ein recht großes Dorf entdeckten, suchten wir es auf und zogen Erkundigungen ein; dabei erfuhren wir, daß es nicht von den Kannibalen überfallen worden war, wahrscheinlich, weil es zu mächtig war, daß jedoch vor drei Nächten ein paar ihrer Kanus gestohlen worden waren, zweifellos von den Amahaggern, die damit den Fluß überquert hatten.
Da diese Menschen mit Robertson in Strathmuir Handel getrieben hatten, gab es für uns keine Schwierigkeiten, von ihnen Kanus zu erhalten, mit denen wir den Sambesi überqueren konnten. Wir bezahlten sie mit einem unserer Ochsen, der offensichtlich bereits von einem Stich der Tsetse-Fliege erkrankt war. Diese Kanus waren groß genug, um die Esel aufzunehmen, die geduldige Kreaturen waren und ruhig stehen blieben, die Ochsen jedoch scheuten zurück und wir hatten Angst, daß sie
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