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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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die Boote umwerfen würden. Also schlachteten wir die beiden abgetriebensten Tiere, die uns verblieben waren, und nahmen ihr Fleisch als Nahrungsvorrat mit, während wir die drei anderen schwimmend ans andere Ufer zu bringen versuchten, indem wir sie mit um ihre Hörner geschlungenen Tauen am Heck der Kanus festmachten. Zwei von ihnen ertranken, doch das dritte, ein mutiges, kräftiges Tier, erreichte sicher das andere Ufer.
    Dort betraten wir ein weites Schilfland, in dem Hans, nachdem er eine Weile umhergesucht hatte, die Spur der Amahagger wiederfand. Daß es ihre Spur war, stellten wir zweifelsfrei fest, als wir an einem Dornbusch den kleinen Fetzen eines Kleides fanden, das wir an seinem Muster als Eigentum von Inez identifizierten. Zunächst dachte ich, daß er von den Dornen abgerissen worden wäre, doch bei genauerer Prüfung stellte ich fest, daß er absichtlich zurückgelassen worden war, wahrscheinlich von Janee, um uns einen Hinweis zu geben. Diese Schlußfolgerung bestätigte sich, weil wir während dem weiteren Verlauf der Verfolgung noch mehr Fetzen desselben Kleides fanden.
     
    Es würde nur langweilen, wollte ich alle Einzelheiten dieser langen und strapaziösen Jagd aufführen, die wir alle über drei Wochen lang ertrugen. Immer wieder verloren wir die Fährte und konnten sie erst nach langer, gründlicher Suche wiederfinden, was uns sehr viel Zeit kostete. Dann, als wir endlich dem Schilf und den Sümpfen entkommen waren, befanden wir uns in einem felsigen Bergland, wo es völlig unmöglich war, der Spur zu folgen, und wir sie, nachdem wir sie verloren hatten, nur wiederentdeckten, weil wir zufällig auf die Leiche jenes Kannibalen stießen, den Inez verwundet hatte. Offensichtlich war er an seiner Wunde gestorben, die, wie ich sah, brandig geworden war. Aus dem Verwesungszustand der Leiche schlossen wir, daß die Kannibalen einen Vorsprung von etwa zwei Tagen hatten.
    Als wir auf weicherem Grund wieder auf ihre Spur stießen, wo sie leichter zu erkennen war, zumindest für einen so erfahrenen Fährtensucher wie Hans, folgten wir ihr durch weite Täler, in denen vereinzelte Bäume standen, und die durch hohe, kahle Bergflächen voneinander getrennt wurden. Auf diesen Gürteln felsigen Bodens hatten wir große Schwierigkeiten, doch wurden wir zweimal durch Fetzen von Inez' Kleid wieder auf die richtige Spur gebracht.
    Schließlich verloren wir die Fährte ganz; nicht ein Zeichen der Amahagger ließ sich entdecken. Wir wußten nicht, in welche Richtung wir uns wenden sollten. Überall um uns herum waren diese Täler mit ein paar Bäumen und Gruppen von Büschen, die in diese oder jene Richtung verliefen, so daß wir nicht wußten, welchem Tal wir folgen und welches wir durchqueren sollten. Unsere Aufgabe schien hoffnungslos, denn wie konnten wir erwarten, daß Hans in diesem riesigen Gebiet einen kleinen Trupp von Männern finden sollte? Hans schüttelte verzweifelt den Kopf, und selbst der harte und ruhige Robertson war entmutigt.
    »Ich fürchte, daß meine arme Tochter verloren ist«, sagte er und versank in düsteres Brüten, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war.
    »Man darf niemals aufgeben!« zitierte ich die Worte Nelsons, der auch erfahren hatte, was es bedeutete, einen Feind über weglose Weiten zu verfolgen, auch wenn seine Weiten das Meer waren.
    Wir stiegen auf die Kuppe des Hügels, bei dem wir lagerten, und setzten uns nebeneinander, um die Lage durchzusprechen. Sie war jetzt alles andere als rosig. Unsere Tiere waren alle tot, selbst der zweite Esel, der am längsten durchgehalten hatte, war an diesem Morgen gestorben und gegessen worden, denn die Nahrung war in letzter Zeit knapp geworden, wir hatten nur wenig Wild gesehen. Die Männer von Strathmuir, die jetzt die Lasten tragen mußten, waren am Ende ihrer Kraft und wären sicher davongelaufen, wenn es einen Ort gegeben hätte, wohin sie hätten laufen können. Selbst die Zulus wirkten niedergeschlagen und sagten, sie seien aus ihrer Heimat und über den großen Fluß gekommen, um zu kämpfen, und nicht, um durch die Wildnis zu irren und zu hungern, obwohl Umslopogaas sich nicht beschwerte, da er von den Versprechen seines Medizinmannes, Goroko, aufgerichtet wurde, daß eine große Schlacht vor ihm läge, bei der er großen Ruhm erringen würde.
    Hans jedoch blieb guter Dinge, weil, wie er häufig erwähnte, die Große Medizin bei uns war und deshalb, selbst wenn die Dinge noch so schlecht aussähen, alles in bester Ordnung sei;

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