Sie und Allan
und das ist wahr, doch immerhin dienen sie mir in meiner Einsamkeit als meine Sklaven. Außerdem habe ich ihnen geschworen, sie vor dem Dämon Rezu zu schützen, und sie vertrauen mir, und deshalb steht hier meine Ehre auf dem Spiel, denn niemals soll man sagen können, daß solche, die ihr Vertrauen in Sie-die-befiehlt gesetzt haben, überwältigt wurden, da sie einer vertrauten, die machtlos war.«
»Was meintet Ihr, als Ihr eben von einer Axt spracht, Ayesha?« fragte ich. »Warum kann eine Axt Rezu töten?«
»Das ist ein Mysterium, Allan, das ich Euch nicht zur Gänze enthüllen darf, da ich sonst Geheimnisse preisgeben müßte, die, wie ich beschlossen habe, Euch besser verborgen bleiben sollen. Begnügt Euch also damit, zu wissen, daß Rezu damals, als er vom Kelch des Lebens trank, eine Axt bei sich hatte. Nun war diese Axt eine uralte Waffe, die, wie Gerüchte behaupten, von den Göttern geschmiedet war, und diese Axt füllte sich mehr und stärker mit Lebenskraft als Rezu, auf das Wie kommt es hier nicht an, da wir ja nicht einmal wissen, ob dies alles nicht nur eine Fabel ist. Dieses jedoch erkenne ich als wahr, denn jener, der zu jener Zeit das Portal des Lebens bewachte, ein gewisser Noot, der, da er ein Philosoph und sehr weise war, beschloß, niemals das Portal zu durchschreiten, das ihm jederzeit offenstand, sagte es mir selbst, bevor er den Weg allen Fleisches ging. Er erklärte damals Rezu, daß er nun nichts mehr zu fürchten habe, bis auf seine eigene Axt, und er ihm deshalb den Rat gäbe, sie gut zu verwahren, da sie, wenn sie in den Händen eines anderen gegen ihn erhoben würde, ihm den Tod brächte, was keinem anderen möglich sei. Etwa wie die Ferse des Achilles, von der der große Homer sang – habt Ihr Homer gelesen, Allan?«
»In einer Übersetzung«, antwortete ich.
»Gut, dann werdet Ihr Euch an diese Geschichte erinnern. Wie die Ferse des Achilles, sagte ich, ist diese Axt das einzige Tor, durch das der Tod in sein unverwundbares Fleisch eindringen kann, oder vielmehr, nur sie allein kann dieses Tor schaffen.«
»Woher wußte Noot dies alles?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht«, antwortete sie irritiert. »Vielleicht hat er es nicht gewußt. Vielleicht ist alles nur eitles Geschwätz, doch ist es Tatsache, daß Rezu daran glaubte und auch heute noch daran glaubt, und wenn jemand fest an etwas glaubt, so ist er sicher, daß es auch geschehen wird. Wenn dem nicht so wäre, was würde dann der Glaube nützen, der in tausendfacher Form unsere Rasse erhält und sie vor den Schrecken der Grube schützt? Nur jene, die an nichts glauben, ererben das, woran sie glauben: Nichts, Allan.«
»Das mag so sein«, antwortete ich, »doch was ist mit der Axt geschehen?«
»Sie ist schließlich verlorengegangen, oder wurde, wie manche behaupten, von einer Frau gestohlen, die Rezu verlassen hatte, und deshalb lebt er Tag um Tag in Angst. Nein, stellt keine Fragen mehr!« (Ich hatte den Mund geöffnet, um zu sprechen) »Doch hört das Ende der Geschichte! In meiner Not, die Rezu betraf, erinnerte ich mich an diese wilde Legende von der Axt, und da einer, der sich in meinem Wald verirrt hat, jeden Pfad, der in die Freiheit führen mag, erkunden muß, schickte ich meine Weisheit aus, was in meiner Macht steht, da ich eine der Großen bin, zu gewissen anderen in diesem weiten Land Afrika, die mit mir verbunden sind, um etwas über die Axt in Erfahrung zu bringen. Unter anderem befragte ich auch den alten Zauberer Zikali, den Öffner von Straßen, und er gab mir zur Antwort, daß in seinem Land ein Krieger lebe, der über einen Stamm herrsche, der sich das Volk der Axt nenne, und zwar durch das Recht der Axt, deren Ursprung und Geschichte niemand kenne, nicht einmal er selbst. Da dies eine Chance war, wenn auch nur eine äußerst geringe, befahl ich dem Zauberer, jenen Krieger mit seiner Axt herzuschicken. Gestern abend nun stand er vor mir, und ich sah ihn an und sah seine Axt, die zumindest alt ist und eine Geschichte besitzt. Ob es dieselbe ist, die Rezu trug, kann ich nicht sagen, da ich sie nie gesehen habe, aber vielleicht ist jener, der sie jetzt trägt, dazu bereit, sie im Kampf zu schwingen, selbst in einem Kampf gegen Rezu, obwohl er entsetzlich anzusehen ist, und dann werden wir es erfahren.«
»O ja!« antwortete ich, »er ist bestimmt dazu bereit, denn das ist seine Natur. Und unter seinem Volk gilt der Träger der Axt als unbesiegbar.«
»Und doch muß jemand, der sie getragen hat,
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