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Sie und Allan

Sie und Allan

Titel: Sie und Allan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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besiegt worden sein«, antwortete sie nachdenklich. »Gut, ich werde mir diese Geschichte später anhören. Jetzt haben wir genug gesprochen, und Ihr seid müde und verwirrt. Geht, eßt und ruht Euch aus! Heute abend, wenn der Mond aufgeht, werde ich zu Euch kommen, doch nicht zuvor, da es vieles gibt, das ich jetzt tun muß, um Euch jene zu zeigen, mit denen Ihr gegen Rezu kämpfen werdet, und um einen Schlachtplan zu entwerfen.«
    »Aber ich will gar nicht kämpfen«, antwortete ich. »Ich habe genug gekämpft! Ich bin hergekommen, um Weisheit zu suchen, nicht Blutvergießen.«
    »Zuerst das Opfer, dann die Belohnung«, antwortete sie, »das heißt, wenn jemand übrigbleiben sollte, den man belohnen kann. Lebt wohl!«

15
     
    Robertson ist verschwunden
     
     
    Also verließ ich den Raum und wurde von Billali, dem alten Kammerherrn, denn das schien seine Funktion zu sein, der während der ganzen Zeit geduldig draußen gewartet hatte, zu unserem Haus zurückgeführt. Auf dem Weg dorthin sammelte ich Hans auf, den ich vor dem Portal sitzend fand, und stellte fest, daß er wie immer Augen und Ohren offengehalten hatte.
    »Baas«, sagte er, »hat die Weiße Hexe dir gesagt, daß ein mächtiges Impi dort drüben kampiert, jenseits der Häuser, in jener Senke, die wie ein großer, trockener Graben aussieht, und auch am Rand der Ebene eines?«
    »Nein, Hans, doch sie hat mir erklärt, daß sie uns heute abend jene zeigen würde, an deren Seite wir kämpfen müßten.«
    »Nun, Baas, dort sind sie, einige Tausende von ihnen, denn ich bin wie eine Schlange zwischen diesen zerborstenen Mauern umhergekrochen und habe sie gesehen. Und, Baas, ich glaube nicht, daß sie Menschen sind, ich halte sie für böse Geister, die nur bei Nacht wandeln.«
    »Warum, Hans?«
    »Weil sie, wenn die Sonne hoch steht, wie sie es jetzt tut, alle schlafen, Baas. Ja, sie liegen dort auf dem Boden, fest im Schlaf, wie andere Menschen während der Nacht, mit nur wenigen Wachen, und diese gähnen und reiben sich die Augen.«
    »Ich habe gehört, daß es in der Mitte Afrikas, wo es immer sehr heiß ist, Völker gibt, die so leben, Hans«, antwortete ich, »und vielleicht sind dies die Krieger, zu denen Sie-die-befiehlt uns heute abend bringen will. Außerdem sind diese Menschen, wie es scheint, Mond-Anbeter.«
    »Nein, Baas, sie sind Anbeter des Teufels, von dem die Weiße Hexe die Frau ist.«
    »Du solltest deine Meinung lieber für dich behalten, Hans, denn was immer sie auch sein mag, ich glaube, daß sie deine Gedanken aus weiter Ferne lesen kann, wie du es gestern bereits vermutet hast. Deshalb würde ich keine Gedanken haben, wenn ich an deiner Stelle wäre.«
    »Nein, Baas, und wenn ich schon denken muß, so soll es von nun an nur noch den Gin betreffen, der an diesem Ort ebenfalls in weiter Ferne ist«, setzte er grinsend hinzu.
    Dann erreichten wir das Haus, wo ich feststellte, daß Robertson bereits gegessen hatte und, wie die Amahagger, schlafen gegangen war, und Umslopogaas anscheinend dasselbe getan hatte, jedenfalls konnte ich ihn nirgends entdecken. Darüber war ich froh, da die seltsame Ayesha mir durch das lange Gespräch die Vitalität geraubt zu haben schien und ich sehr müde war. Also aß ich etwas und legte mich in den Schatten einer Wand, ein Stück vom Haus entfernt, und begann über die wundersamen Dinge nachzudenken, die ich gehört hatte.
    An dieser Stelle sollte ich feststellen, daß ich nichts davon glaubte – oder zumindest doch nur sehr wenig. Die Geschichte von Ayeshas zweitausendjährigem Leben wies ich entschieden als Unsinn zurück. Offensichtlich war sie eine ausnehmend schöne Frau, die mehr oder weniger vom Wahnsinn befallen war und unter Größenwahn litt, sehr wahrscheinlich eine Araberin, die einen Grund dafür hatte, an diesen verlassenen Ort zu kommen und die Herrscherin eines wilden Stammes zu werden, dessen Traditionen sie absorbiert und als persönliche Erlebnisse wiedergegeben hatte, wofür sie wahrscheinlich ihre Gründe hatte. Was das andere betraf: Sie wurde jetzt von einem anderen Stamm bedroht, und da sie wußte, daß wir Schußwaffen besaßen, und von dem, was gestern geschehen war, auch, daß wir kämpfen konnten, wollte sie natürlich unsere Hilfe in der bevorstehenden Auseinandersetzung. Und was diesen wundersamen Häuptling Rezu anging, oder vielmehr all diese übernatürlichen Attribute, die ihm angedichtet wurden und diese Phantasiegeschichte über die Axt, so war das reiner Humbug, wie

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