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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weniger als zwei Wochen haben.«
    »Ich möchte, dass Sie mir etwas versprechen.«
    Sie sah ihn weder wütend noch argwöhnisch an, nur ein wenig neugierig. »Was?«
    »Nichts mehr zu lesen, bis ich fertig bin … oder bis ich … Sie wissen schon …«
    »Aufhören muss?«

    »Ja. Bis ich aufhören muss. So werden Sie das Finale ohne Unterbrechungen genießen können. Es wird sehr viel eindringlicher sein.«
    »Es wird gut werden, nicht wahr?«
    »Ja.« Paul lächelte. »Eine richtig heiße Sache.«

27
    Gegen acht Uhr am Abend zog er sich vorsichtig in den Rollstuhl. Er lauschte, hörte aber nichts von oben. Dasselbe Nichts hatte er gehört, seit die quietschenden Bettfedern gegen vier Uhr verkündet hatten, dass sie sich hingelegt hatte. Sie musste wirklich müde gewesen sein.
    Paul nahm den Flüssiganzünder und rollte dorthin, wo er sein behelfsmäßiges Schriftstellerlager aufgeschlagen hatte: Da war die Schreibmaschine mit den drei fehlenden Zähnen in ihrem widerwärtig grinsenden Maul, da der Papierkorb, da der Block und die Bleistifte, das Schreibmaschinenpapier und Stapel von überarbeiteten Seiten, von denen er einige verwenden würde, der Rest würde in den Papierkorb wandern.
    Oder zumindest wären sie das früher.
    Hier lag unsichtbar die Tür in eine andere Welt. Hier, dachte er, befand sich auch sein eigener Geist in einer Reihe von Überlappungen, gleich Einzelbildern, die, wenn man sie rasch durchblätterte, die Illusion von Bewegung erzeugten.
    Er rollte den Stuhl mit der Mühelosigkeit langer Übung zwischen die Papierstapel und die achtlos aufgeschichteten Blöcke, lauschte noch einmal, dann griff er nach unten und zog ein gut zwanzig Zentimeter langes Stück der Scheuerleiste
heraus. Er hatte vor einem Monat entdeckt, dass es lose war, und anhand der dünnen Staubschicht darauf ( als Nächstes fängst du selber an, Haare darüber zu kleben, um ganz sicher zu sein, hatte er gedacht) konnte er sehen, dass Annie nichts von diesem losen Stück wusste. Dahinter befand sich eine enge Höhlung, die leer war abgesehen von Staub und einer ganzen Menge Mäusescheiße.
    Er verstaute die Flasche Fast-Lite in dieser Höhlung und schob das Brett wieder an Ort und Stelle. Er durchlebte einen schrecklichen Augenblick, als er dachte, es würde sich nicht mehr richtig einpassen lassen (Himmel! Ihre Augen waren so verflucht scharf!), aber dann fügte es sich doch nahtlos zwischen die anderen.
    Paul betrachtete die Leiste noch einen Augenblick, dann nahm er einen Block, griff nach einem Bleistift und fand das Loch im Papier.
    Er schrieb die nächsten vier Stunden ungestört - bis er die Spitzen aller drei Bleistifte, die sie für ihn angespitzt hatte, stumpf geschrieben hatte -, dann rollte er sich zum Bett, hievte sich hinein und schlief mühelos ein.

28

KAPITEL 37
    Geoffreys Arme fühlten sich allmählich wie weißglühendes Eisen an. Seit fünf Minuten stand er nun schon in den tiefen Schatten draußen vor der Hütte, die M’Chibi „dem Schönen“gehörte. Mit dem Schrankkoffer der Baroness, den er über dem Kopf
balancierte, sah er wie eine zu mager geratene Version des Kraftmannes im Zirkus aus.
    Als er schon anfing zu glauben, dass nichts von dem, was Hezekiah sagen konnte, M’Chibi dazu bewegen würde, seine Hütte zu verlassen, hörte er die Geräusche vonBewegungen. Geoffrey wich noch weiter zurück, die Muskeln in seinen Armen zuckten nun unkontrolliert. Häuptling M’Chibi „der Schöne“war der Bewahrer des Feuers, und in seiner Hütte befanden sich mehr als hundert Fackeln, deren obere Enden sämtlich mit einem zähen, gummiartigen Harz überzogen waren. Dieses Harz rann aus den niedrigen Bäumen dieser Gegend, und die Bourkas nannten es Feuer-Öl oder Feuer-Blut-Öl. Wie viele primitive Sprachen konnte auch die der Bourkas manchmal seltsam undefiniert sein. Wie auch immer man das Material jedoch nennen wollte, es waren genügend Fackeln dort drinnen, um das gesamte Dorf in Brand zu stecken - es würde brennen wie eine Guy-Fawkes-Puppe, dachte Geoffrey … das heißt, wenn es ihnen gelang, M’Chibi aus dem Weg zu schaffen.
    Hab keine Angst vor zuschlagen, Boss Ge’ff’y , hatte Hezekiah gesagt. M’Chibi, kommt Erster raus, weil er Feuer-Mann ist. Hezekiah kommt Zweiter. Also nicht warten bis Boss mein Goldza’n sieht! Schlagen dem Balg verdammt schnell Schädel ein !
    Aber als er sie dann tatsächlich kommen hörte, da verspürte Geoffrey trotz der Schmerzen in den Armen einen Augenblick

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