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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Drüsen in ihr nicht ständig das falsche Zeug produziert hätten. Oder beides. »Ich habe einen Fehler gemacht. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber es stimmt. Es liegt daran, dass ich nicht zugeben wollte, dass mich diese Dartmonger-Person übers Ohr gehauen hat. Es tut mir leid, Paul. Ihre arme Hand.«
    Sie hob sie hoch, so sanft wie Niobe am Teich, und küsste sie.
    »Das macht nichts«, sagte er. »Wir werden schon zurechtkommen, Ducky Daddles und ich. Ich hasse ihn , aber
ich habe das Gefühl, dass er mich auch hasst, also sind wir quitt.«
    »Von wem reden Sie?«
    »Von der Royal. Ich habe ihr als Spitznamen den Namen einer Trickfilmfigur gegeben.«
    »Oh …« Sie verstummte. Schaltete ab. Zog den Stecker. Er wartete geduldig darauf, dass sie zurückkehrte, während er seine Suppe aß, wobei er den Löffel ungeschickt zwischen Zeigefinger und Mittelfinger der linken Hand hielt.
    Schließlich kam sie wieder zurück und sah ihn an; sie lächelte so strahlend wie eine Frau, die gerade aufgewacht war und festgestellt hatte, dass es ein schöner Tag werden würde. »Haben Sie die Suppe aufgegessen? Ich habe nämlich etwas ganz Besonderes für Sie.«
    Er zeigte ihr die Schüssel, die leer war, abgesehen von ein paar Nudeln, die am Boden klebten. »Sehen Sie, was für ein artiges Bienchen ich bin, Annie?«, fragte er ohne die Spur eines Lächelns.
    »Sie sind das allerbeste artige Bienchen, das es jemals gab, Paul, und Sie bekommen eine ganze Zeile voller Goldsternchen! Sogar … warten Sie! Warten Sie, bis Sie es gesehen haben!«
    Sie verließ Paul, der zuerst den Kalender betrachtete und dann den Triumphbogen. Er sah nach oben und erblickte die verschlungenen W, die trunken über die Decke torkelten. Zuletzt sah er zu der Schreibmaschine und dem riesigen Manuskriptstapel daneben. Lebt wohl, alle miteinander, dachte er abwesend, und dann eilte Annie mit einem weiteren Tablett herein.
    Vier Schüsseln standen darauf: in einer Zitronenspalten, in einer zweiten zerhacktes Ei, in der dritten Toastecken.
In der Mitte stand eine größere Schale, und darin ein großer Haufen
    (pupsigen)
    glibberigen Kaviars.
    »Ich weiß nicht, ob Sie das mögen oder nicht«, sagte sie schüchtern. »Ich weiß nicht einmal, ob ich es mag. Ich habe es noch nie gegessen.«
    Paul fing an zu lachen. Sein Bauch tat ihm weh, seine Beine taten ihm weh, sogar seine Hand tat ihm weh; gleich würde ihm wahrscheinlich noch viel mehr wehtun, denn wenn jemand lachte, dann ging die paranoide Annie davon aus, dass über sie gelacht wurde. Aber er konnte nicht aufhören. Er lachte, bis er würgte und hustete, seine Wangen rot wurden und Tränen ihm aus den Augenwinkeln quollen. Diese Frau hatte ihm den Fuß mit einer Axt abgehackt und den Daumen mit einem elektrischen Messer abgeschnitten, und nun saß sie mit einem Berg von Kaviar da, der groß genug war, dass ein Warzenschwein daran erstickten würde. Und überraschenderweise erschien dieser schwarze Ausdruck der Kluft nicht auf ihrem Gesicht. Stattdessen fing sie an, mit ihm zu lachen.

38
    Kaviar gehörte angeblich zu den Dingen, die man entweder liebte oder hasste, aber bei Paul war das nicht der Fall. Wenn er erster Klasse flog und eine Stewardess einen Teller davon vor ihn hinstellte, dann aß er ihn und vergaß dann so lange, dass es so etwas wie Kaviar gab, bis wieder eine Stewardess kam und ihm einen Teller davon hinstellte.
Aber jetzt aß er ihn hungrig, mit allen Beilagen, als entdeckte er zum ersten Mal in seinem Leben das großartige Prinzip des Essens.
    Annie schien überhaupt nichts daran zu liegen. Sie kostete vorsichtig einen Teelöffel voll, den sie auf eine Toastecke gestrichen hatte, verzog angewidert das Gesicht und legte ihn beiseite. Paul jedoch tat sich weiter mit ungetrübtem Enthusiasmus gütlich. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte er die Hälfte des Kaviarbergs verspeist. Er rülpste, hielt die Hand vor den Mund und sah schuldbewusst zu Annie, die wieder in fröhliches Gelächter ausbrach.
    Ich glaube, ich werde dich umbringen, Annie, dachte er und lächelte ihr voller Wärme zu. Das tue ich wirklich. Vielleicht werde ich mit dir gehen - ziemlich wahrscheinlich sogar -, aber ich werde bei Gott mit einem Bauch voller Kaviar gehen. Es könnte schlimmer sein.
    »Das war großartig«, sagte er, »aber ich kann nichts mehr essen.«
    »Sie würden sich wahrscheinlich übergeben, wenn Sie das täten«, sagte sie. »Dieses Zeug ist ziemlich reichhaltig.« Sie lächelte

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