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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mir einerlei, ob Sie splitterfasernackt sind, Mrs. Ramage! Öffnen Sie die Tür! Öffnen Sie im Namen Christi!"
    Sie zauderte nur einen Moment, dann ging sie zur Tür, schob den Riegel zurück und riss sie auf. Geoffreys Aussehen verblüffte sie über alle Maßen, und wieder hörte sie das ferne Donnern schwarzer Gedanken irgendwo im Hinterkopf.
    Geoffrey stand in einer seltsam zusammengefallenen Haltung unter der Tür der Haushälterkate, als wäre sein Rücken verkrümmt, weil er zu lange schwere Säcke hatte schleppen müssen. Seine rechte Hand war zwischen den linken Arm und die linke Seite gepresst. Sein Haar war ein wirres Durcheinander. Die dunkelbraunen Augen brannten in dem schlohweißen Gesicht. Seine Garderobe war bemerkenswert für jemanden, der so sorgfältig -- dandyhaft, würden manche sagen -- war, was seine Kleidung anbelangte, wie Geoffrey Alliburton. Er trug eine alte Smokingjacke, deren Gürtel offen war, ein weißes Hemd, das den Hals entblößte, dazu eine derbe Cordhose, welche einem wandernden Gärtner besser zu Gesicht gestanden hätte als dem reichsten Mann in Little Dunthorpe.

    An den Füßen trug er ein Paar fadenscheinige Pantoffeln.
    Mrs. Ramage, die mit ihrem langen weißen Nachtgewand und der Nachthaube, deren lose Bänder an ihrem Gesicht herabhingen wie die Fransen einer Stehlampe, auch nicht unbedingt für einen Hofball gekleidet war, betrachtete ihn mit wachsender Sorge. Die Rippen, die er gebrochen hatte, als er drei Nächte zuvor losgeritten war, um den Doktor zu holen, hatte er sich erneut verletzt, so viel war ihr klar, aber es waren nicht nur die Schmerzen, die seine Augen in dem blassen Gesicht derartig funkeln ließen. Es war ein Entsetzen, welches er kaum im Zaume halten konnte.
    "Mr. Geoffrey! Was..."
    "Keine Fragen!", sagte er heiser. "Noch nicht -- nicht bevor Sie mir selbst eine Frage beantwortet haben."
    "Was für eine Frage?" Mittlerweile war sie selbst von großer Angst gepackt, ihre linke Hand hatte sie direkt oberhalb der ausladenden Brust zur Faust geballt.
    "Sagt Ihnen der Name Miss Evelyn-Hyde etwas?"
    Und plötzlich kannte sie den Grund für dieses schreckliche gewitterschwüle Gefühl, welches seit Samstagnacht in ihr tobte. Ein Teil ihres Verstandes musste diesen grausamen Gedanken bereits gehabt und
unterdrückt haben, denn sie brauchte überhaupt keine Erklärung. Allein der Name der unglücklichen Miss Charlotte Evelyn-Hyde, verstorben zu Storping-on-Firkill, dem Nachbardorf von Little Dunthorpe im Westen, reichte aus, ihr einen Schrei zu entlocken.
    "Oh, bei den Heiligen! O gütiger Heiland! Ist sie lebendig begraben worden? Ist sie lebendig begraben worden? Ist mein Liebling Misery lebendig begraben worden?"
    Und jetzt, noch bevor Geoffrey auch nur daran denken konnte, zu einer Antwort anzusetzen, war es an Mrs. Ramage, etwas zu tun, was sie noch nie in ihrem Leben getan hatte und auch nie wieder tun würde: Sie fiel auf der Stelle in Ohnmacht.

KAPITEL 5
    Geoffrey hatte keine Zeit, nach dem Riechsalz zu suchen. Er bezweifelte, dass so ein zäher Dragoner wie Mrs. Ramage überhaupt welches im Haus hatte. Aber unter der Spüle fand er einen Lappen, der schwach nach Ammoniak roch. Diesen hielt er ihr nicht nur unter die Nase, sondern presste ihn ihr kurz auf den Mund. Die Möglichkeit, die Colter angedeutet hatte, so unwahrscheinlich sie auch sein mochte, war so
grässlich, dass er ihr keine größere Rücksichtnahme angedeihen lassen konnte.
    Sie zuckte zusammen, schrie auf und öffnete die Augen. Einen Augenblick sah sie ihn mit benommener, verständnisloser Verwunderung an. Dann richtete sie sich auf.
    "Nein", sagte sie. "Nein, Mr. Geoffrey, das ist nicht Ihr Ernst. Sagen Sie mir, dass es nicht wahr ist..."
    "Ich weiß nicht, ob es wahr ist oder nicht", sagte er. "Aber wir müssen uns unverzüglich vergewissern. Unverzüglich, Mrs. Ramage. Ich kann nicht ganz allein graben, wenn gegraben werden muss..." Sie sah ihn mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an, die Hände hatte sie so fest auf den Mund gepresst, dass die Nägel ganz weiß waren. "Können Sie mir helfen, wenn Hilfe erforderlich sein sollte? Ich habe wirklich niemand anderen."
    "Mylord", sagte sie benommen. "Mylord Mr. Ian..."
    "... darf davon nichts erfahren, bis wir uns sicher sind!", sagte er. "Wenn Gott gnädig ist, wird er es niemals erfahren müssen." Er wollte jene unausgesprochene Hoffnung im ihm nur halb bewussten Teil seines Verstandes nicht äußern, eine Hoffnung, die fast so

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