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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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verlauste Bande! Ich schneid' euch die Eier ab, ihr mistigen
Merde
-fresser! Ihr wollt mich abmurksen, ihr dämlichen Glubschaugen? Da müßt ihr aber früher aufstehen!«
    Das Geklopfe an der Tür hörte schlagartig auf. Larry holte mehrmals tief Luft, dann ließ er sich erschöpft auf eine Kiste sinken. »Gott, jetzt brauch' ich was zu trinken«, sagte er und nahm den Kopf in die Hände. »Mir schlottern vielleicht die Knochen ...«
    In der Sicherheit einer Kistenburg ruhten sie sich schließlich aus. Die Dinge gingen langsam wieder ihren normalen Lauf, und Doyles Aufmerksamkeit richtete sich auf den Ozean der sie umgebenden Kuriositäten. Er gesellte sich zu Sparks, der auf der größten Kiste stand und, die Fackel hochhaltend, ihre Position überschaute.
    »Gütiger Gott...«
    Der Raum erstreckte sich, soweit das Auge blickte, in alle Richtungen. Die Umgebung war mit kleinen Fürstentümern aus Statuen bevölkert - mit Königen, Königinnen, Künstlern, Gelehrten, Infanteristen, berittenen Generälen, Helden und Schurken der Antike und Folklore, festgehalten im entscheidenden Augenblick ihres Triumphs oder ihrer Schande. Ganze Parlamente aus Halbgöttern und Göttinnen, deren weiße Marmorhaut in einem milchigen, leuchtenden Schein strahlte.
    »Wo sind wir hier?« fragte Doyle.
    »Ich glaube, wir sind in einem Unterkeller des Britischen Museums«, sagte Sparks.
    »Dann gibt es also auch einen Weg hinaus - nach draußen«, erwiderte Doyle.
    »Zuerst müssen wir eine Tür finden.«
    »Jack, wer, in Gottes Namen, waren diese ...«
    »Jetzt nicht, Doyle«, sagte Sparks und sprang behende von der Kiste. »Auf und weiter, Larry; wir sind noch nicht hier raus.« Larry rappelte sich auf. Sie gingen hinter Sparks her.
    »Sind Sie in Ordnung, Chef?« fragte Larry Doyle.
    »Mir fehlt nichts, was ein paar anständige Scotch nicht heilen könnten«, sagte Doyle.
    Sein stoisches Verhalten schien auch Larrys Schritte neu zu ermutigen. »Ganz meine Meinung. Einen Moment hab' ich wirklich gedacht, Sie würden den Löffel abgeben.«
    »Wären Sie nicht so schnell mit dem Schloß gewesen, könnten wir uns jetzt alle die Radieschen von unten ansehen.«
    »Das war doch nix. Hätt' es längst aufhaben sollen, als der Ärger um die Ecke kam.«
    »Keine Sorge«, sagte Doyle. »Auf See ist mir Schlimmeres passiert.«
    Sie beeilten sich, Sparks einzuholen, der sie im Licht der Fackel ziellos durch den gewaltigen Lagerraum führte. Es gab keine Wege, denen man folgen, keine Zwischengänge oder Säulen, an denen man einen Kurs festlegen konnte. Man schien die Wunder der Kaverne planlos verstreut zu haben, ohne Sinn oder irgendeinen erkennbaren Plan. Jede Wendung durch die Traumwelt führte in ein Lager neuer Wunder: eine Kolonie von Urnen, die einen so groß wie Frachtwagen, die anderen so zierlich wie Eicheln. Protzige Sarkophage aus Silber und Blei, mit kostbaren Steinen verziert. Barocke Krönungskutschen aus Alabaster und Blattgold. Offene Leichenwagen aus Ebenholz, Elfenbein und glänzendem Stahl. Kopflose Schaufensterpuppen in zeremoniellen Kostümen aus Afrika, Asien und vom Subkontinent. Enorme Baldachine, die von den Schlachten legendärer, untergegangener Königreiche erzählten. Eine umfassende Zoologie aus präparierten Raubtieren, zu passiver Zahmheit verdammt: Bären aus allen Ecken der Welt; Raubkatzen, beutegierige Wölfe, Rhinozerosse, Elefanten und Strauße, Krokodile und Emus; und eine Ansammlung seltsamer Nachttiere, die man nie zuvor erträumt oder gar gesehen hatte. Eine Galerie epischer Gemälde in vergoldeten Rahmen, die jede vorstellbare Szene zeigten: Schlachten, Verführungen, die Geburt und den Tod von Königen, idyllische Arkadien und alptraumhafte Völkermorde. An einer Kreuzung wanderten sie durch eine gespenstische Flotte bis auf die Rippen zerlegter skelettöser Schiffe, die auf ihre Wiederauferstehung warteten. Gigantische Kanonen, KriegsmaschinenffSturmböcke, Katapulte und Belagerungsmaschinen. Eine Stadtlandschaft aus herausgerissenen Wällen, Hütten, Häusern, Grabstätten und rekonstruierten Tempeln. Riesige Steinköpfe. Flugmaschinen. Gefiederte Schlangen. Musik- und Folterinstrumente. In ihrer atemberaubenden Totalität fügte sich der Inhalt der Kammer zu nichts Geringerem als einer erschöpfenden Anthropologie der bekannten und unbekannten Welten zusammen. Und alles wurde vom dicken Staub der Mitleidlosigkeit und Vernachlässigung überlagert.
    »Haben Sie so etwas schon mal gesehen?« fragte

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