Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
Tür. Die Scharniere jammerten wie ein verletzter Ochse; der Spalt weitete sich um einen weiteren Zoll. Doyle riskierte einen erneuten Blick nach hinten. Die Gestalten bildeten nun eine Kette aus winkligen, undeutlichen, doch durchaus menschlichen Silhouetten, die schwerfällig, aber stetig näherkamen. Es waren eindeutig mehr als zehn. Die drei Männer waren für ihre Verfolger allem Anschein nach sichtbar, denn nun ließ die Horde ein abscheuliches, kehliges, gurgelndes Knurren vernehmen. Sie verdoppelten ihre Attacke gegen die Tür mit der beseelten Kraft von Engeln und gewannen weitere zwei Zoll Raum.
    »Gehen Sie, Doyle, gehen Sie!« rief Sparks.
    Doyle wandte sich um, schob sich seitlich durch den Spaltffzwängte die Schulter durch die Tür und drückte mit aller Kraft rückwärts, während Larry eine Hand ausstreckte und Sparks hindurchzog.
    »Die Fackeln!« sagte Sparks.
    Doyle griff durch den Spalt. Als er die Fackel erwischte, klammerte sich eine schwarze, fingrige Masse aus offenliegenden Sehnen, Muskeln und Knochen, von der verdorrte und zerfetzte Lumpen abfielen, wie ein Schraubstock um sein Gelenk. Doyle brüllte vor Schmerz und Schreck. Larry riß mit einer raschen Bewegung ein Messer aus einer Scheide und stach nach dem Arm des Angreifers. Die Klinge durchschnitt das Gewebe so mühelos, als wäre es aus Wachspapier. Ein abscheuliches Heulen zerriß die Luft, als das Glied vom Stumpf getrennt wurde. Doyle schüttelte die Hand panisch von seinem Gelenk ab, während Sparks ihn kurzentschlossen am Kragen packte und durch die Öffnung zurückzog, die Fackel noch in der Hand.
    »Zuziehen, zuziehen!« schrie Sparks. »Helfen Sie uns, Doyle!« Doyle rappelte sich auf und gesellte sich zu ihnen. Gemeinsam packten sie einen an der Innenseite der Tür befestigten Griff, zogen um ihr Leben und beschworen die Kraft ihrer Vorfahren und künftigen Nachkommen. Die Scharniere bewegten sich entgegenkommend in ihre Richtung, und der Spalt schloß sich schnell nicht ohne noch einen letzten Blick auf die schmierige, fieberhafte Windmühle aus stinkenden Armen und Händen freizugeben, die jene Luft verpesteten, die sie gerade noch geatmet hatten. Wütende, frustrierte Schreie, der letzten Versuchung eines Heiligen würdig, schmerzten in ihren Ohren, und der Gestank von hundert geschändeten Grabstätten verhöhnte die Unschuld, bevor die Leere versiegelt war. Sie richteten sich schnell auf und schoben eine dicke Eisenstange, die für eben diesen Zweck geschaffen zu sein schien, durch die Zwillingsgriffe der Tür und sicherten so ihre Position wenigstens für den Augenblick. Das Klopfen, Scharren und Kratzen von Nägeln auf der anderen Seite der Eisentür, das daraufhin folgte, machte eine Unterhaltung unmöglich. Auf Sparksʹ Signal hin, der mit der Fackel in die Richtung deutete, in die sie gehen sollten, entfernten sich die drei Männer schnell und dankbar von der Tür. Sie liefen immer der Nase nach, ohne einen Gedanken an die Richtung oder Entfernung zu verschwenden. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnten und das Licht der Fackel ihre Umgebung erhellte, wurde ihnen klar, daß sie sich nicht in einer Fortsetzung des Tunnels befanden. Sie wurden vom matt beleuchteten Anblick einer bahnhofsgroßen Kammer begrüßt, in der Kisten und Kästen jeder vorstellbaren Größe, Form und Funktion wie Bauklötze aufeinandergestapelt standen und eine schartige Silhouette bildeten. Die drei Männer hielten an, um Luft zu holen und das schreckliche Hämmern ihrer Herzen einzudämmen. Hinter ihnen fuhr das Trommeln an der Tür fort, doch nun war es weit genug entfernt, um ihnen den Luxus einer kurzen Verschnaufpause zu gestatten.
    »Gütiger Gott!« sagte Larry. »Himmel, Arsch und Zwirn! Was war das denn für ʹne Scheiße?«
    »Er hätte mir den Gelenkknochen zerschmettert oder mir den Arm aus der Schulter gerissen«, sagte Doyle und suchte seine Umgebung nach einem weiteren Trauma ab.
    »Satans Heerscharen, wie sie leiben und leben«, sagte Larry. »Der alte Beelzebub hättʹ uns fast erwischt. Der kann mich mal am Arsch lecken!«
    »Sachte, sachte«, suchte Sparks ihn zu beruhigen.
    Larry, das Messer noch in der Hand, war freilich nicht zum Schweigen zu bringen. Er stieß wütend eine eloquente Reihe auserlesener Flüche in Richtung der Angreifer aus.
    »Euch soll der Blitz beim Scheißen treffen, ihr blöden Affen! Haut wieder ab in die Hölle, wo eure Mutter auf euch wartet! Ich schnitz euch 'n Weihnachtspudding, ihr

Weitere Kostenlose Bücher