Sieben
archaischen Nachfolger, die sich auf halbem Wege zwischen ihrem Vorgänger und der Ortschaft den südlichen Hügel mit ihr teilte. Ihr Turm war die erste Landmarkierung, die Doyle auffiel, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Es war noch nicht ganz Mittag, aber nur fuhr. Es war noch nicht ganz Mittag, aber nur wenige Leute waren unterwegs. Jene, die es waren, bewegten sich wegen der bitteren Kälte des schlimmer werdenden Unwetters und des sinkenden Himmels in schwankender Unterwürfigkeit. Die Ortschaft schien in grauem, von Nebel umwaberten Winterschlaf zu liegen. Barry sorgte für die Aufstellung des Zuges, während Larry sich um ihr Gepäck kümmerte und es in eine nahe gelegene Taverne brachte, die der Bahnhofsleiter ihnen empfohlen hatte. Sparks rekrutierte Doyle auf der Stelle für einen Besuch in Bischof Pillphrocks Abtei.
Da am Bahnhof keine Kutsche zur Verfügung stand und alle Läden und Handwerksbetriebe in Erwartung des sich zusammenbrauenden Unwetters verrammelt waren, überquerten sie die Brücke und legten die Meile zum südlichen Abhang zu Fuß zurück. Dichter Meeresnebel stieg aus dem Hafen in den Ort auf und reduzierte im Verein mit dem fallenden Schnee die Sichtweite auf Null. Gegen den Wind gestemmt, stiegen sie die steile, gewundene Treppe zum Hügel hinauf. Dicke Schals schützten ihre Gesichter vor dem zunehmenden Sturm, und je höher sie stiegen, desto lauter heulte er.
Als sie Goresthorpe Abbey, die neuzeitlichere Kirche des Pfarrbezirks, erreichten, stellten sie fest, daß der Schnee sich in dicken Wehen sammelte und die Türschwellen der Kirche und des Pfarrhauses nahtlos verschloß. Hinter den Fenstern brannte kein Licht; drinnen gab es kein Anzeichen von Leben. Sparks hob den dicken Eisenring an der soliden Holztür der Pfarrei und knallte ihn dreimal gegen die Platte. Der Klang wurde von der höher steigenden Schneedecke schnell erstickt. Sparks klopfte erneut. Doyle, dessen Geist von der Kälte benommen war, versuchte sich erfolglos daran zu erinnern, welcher Wochentag heute war: Hatte die Geistlichkeit etwa ihren freien Tag? Doch wo konnte sie stecken?
»Es ist niemand da«, sagte hinter ihnen eine tiefe und volltönende Stimme.
Sie fuhren herum. Vor ihnen stand ein riesiger Mann, der mindestens sechseinhalb Fuß maß. Obwohl er ebenso wie sie einen Umhang gegen die Kälte trug, hatte er keinen Hut auf dem Kopf. Ein löwenartiger roter Haarschopf krönte seinen massiven Schädel, sein Gesicht wurde von einem dichten roten Bart umrahmt, in dem sich Eisstückchen festgesetzt hatten.
»Wir suchen Bischof Pillphrock«, sagte Sparks.
»Ihr werdet ihn hier nicht finden, Freunde«, sagte der Fremde und kam näher. »Die Diözese ist verlassen.« Das musikalische Singen des Irischen schwang in seiner Stimme mit. Er hatte ein breites und gütig wirkendes Gesicht; seine körperliche Größe suggerierte zwar Stärke, aber keine Bedrohung. »Sie sind alle weg, und zwar seit mindestens drei Tagen.«
»Ob sie vielleicht in der anderen Abtei sind?« fragte Doyle.
»In der Ruine?« sagte der Mann und wandte sich in Richtung der uralten Abtei, wobei er mit einem schwarzen Zebraholz-Spazierstock mit silberner Spitze auf sie zeigte. »In diesem Gemäuer gibt es seit fast fünfhundert Jahren kein Obdach mehr.«
»Dies hier ist doch die Diözese von Bischof Pillphrock?« fragte Sparks.
»Soweit ich weiß, ja. Ich kenne den Mann aber nicht. Ich bin selbst fremd in Whitby. Ich nehme doch an, Sie sind es auch - oder vermute ich da zuviel?«
»Nicht im geringsten«, sagte Sparks. »Aber ich muß sagen, daß Sie mir bekannt vorkommen. Kennen wir uns?«
»Sind Sie aus London, Gentlemen?«
»Sind wir.«
»Kennen Sie sich ein bißchen in der dortigen Theaterszene aus?«
»Mehr als nur ein bißchen«, sagte Sparks. »Das erklärt alles«, sagte der Mann und streckte seine Hand aus. »Abraham Stoker, Manager von Henry Irving und seiner Theaterproduktionsgesellschaft. Meine Freunde nennen mich Bram.«
Henry Irving! Mein Gott, dachte Doyle, wie oft hatte er schon stundenlang angestanden, um den legendären Mimen auf der Bühne zu sehen? Lear, Othello, neben Ellen Terrys Beatrice als Benedikt. Der größte Schauspieler seiner Generation, unter Umständen sogar dieses Zeitalters! Das Ausmaß seines Ruhms war dergestalt, daß Doyle sich in der Nähe eines Menschen, der auch nur entfernt mit ihm zu tun hatte, sprachlos fühlte.
»Ja, das erklärt natürlich alles«, sagte Sparks umgänglich. »Ich habe
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