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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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identisches Heulen. Dann ein drittes, aus größerer Entfernung.
    »Wölfe?« fragte Barry.
    »Nach Dackeln klingt das nicht gerade, oder?« sagte Eileen. »Drehen Sie sich langsam um«, sagte Sparks, »und blicken Sie in den Raum.«
    »Hat keinen Sinn, sich langsam umzudrehen, Chef«, sagte Larry, der sich bereits umgewandt hatte und in den Kreuzgang der Kathedrale deutete.
    Ein schwindelerregender Wirrwarr blauer Funken drehte sich rings um einen stillen Punkt, zwei Fuß über dem Boden, in einem losen Kreis. Während dies geschah, dehnte sich der Umfang des Kreises aus - zuerst horizontal, dann vertikal, bis er die Dimensionen einer zerbrochenen Stein-Kirchenbank annahm. Die Luft knisterte vor schädlicher Energie. Doyle spürte, daß sich seine Nackenhaare aufrichteten. »Was, zum Teufel
...«,
murmelte Eileen. Die blauen Funken verblaßten, als ein aus ihnen hervortretender Umriß sichtbar wurde: Fünf nebulöse, in Kutten gekleidete, im Gebet kniende Gestalten. Ihre Knie ruhten einen Fuß über dem Boden, als würden sie von einer gespenstischen Fußraste hochgehalten. Woher sie kamen, war unmöglich zu bestimmen, doch der Raum war plötzlich von einem Chor leiser, flüsternder Stimmen erfüllt. Die Worte waren unverständlich, doch der schroffe, inbrünstige Tonfall des unsichtbaren Chorals durchdrang scharf das Ohr des Zuhörers - ein schwerer, beunruhigender Hieb auf den bewußten Ordnungssinn des Verstandes. »Lateinisch«, sagte Sparks, der konzentriert lauschte. »Gespenster?« hörte Doyle sich fragen. »Da hast du deine Nonnen«, sagte Barry, den der Anblick nicht im geringsten aus der Ruhe zu bringen schien.
    Und tatsächlich, bei eingehenderer Betrachtung wirkten die Gestalten fast feminin, und die hohen, schmeichlerischen Stimmen, die sie umwirbelten, trugen nicht dazu bei, diesen Eindruck zu korrigieren. Eileen packte Larrys Laterne, verließ furchtlos die Altarplatte und lief geradewegs auf die Erscheinungen zu. »Miß Temple ...«, protestierte Doyle.
    »Also schön, meine Damen«, schleuderte Eileen ihnen mit lauter Stimme entgegen, »für heute abend reicht es. Sie haben Ihr Abendgebet aufgesagt, jetzt können Sie genausogut wieder verschwinden. Gehen Sie gefälligst in die Hölle zurück, aus der Sie gekommen sind!«
    »Barry«, sagte Sparks befehlend.
    Barry setzte sich in Bewegung und folgte ihr. Larry zückte seine Messer und trat nach rechts, während Sparks die Schrotflinte anlegte.
    »Verschwindet, ihr dämlichen Geister, haut ab! Löst euch auf, oder ihr kriegt unsere Wut zu spüren ...«
    Der Singsang brach ab. Eileen blieb zehn Fuß vor den bußfertigen Erscheinungen stehen.
    »Das ist schon besser«, sagte sie anerkennend. »Und jetzt könnt ihr euch davonmachen, meine Damen. Also bitte.«
    Die Gestalten ließen ihre Hände sinken. Barry trat langsam hinter Eileen, er war nun nur noch wenige Schritte von ihr entfernt.
    »Miß Temple«, rief Sparks laut und vernehmlich, »verlassen Sie bitte die Mitte des Raumes.«
    »Wer im Theater ständig Geistern gegenübersteht
...
«
,
sagte sie. »Bitte, tun Sie, was ich sage.«
    Sie drehte sich zu Sparks um, um einen Einwand zu machen. »Es gibt keinen Grund zur Sorge, sie sind absolut harmlos ...« Die geisterhaften Gestalten schlugen ihre Kapuzen zurück und enthüllten scheußlich deformierte, haarlose Schädel, die halb menschlich und halb raubvogelhaft wirkten. Dann stießen sie ein schrilles, lähmendes Kreischen aus, erhoben sich über Eileen in die Lüfte und schienen sich auf sie stürzen zu wollen. Im gleichen Augenblick sprangen zwei große, bösartig knurrende Wölfe von beiden Seiten der Apsis in das Kirchenschiff und jagten geradewegs auf Eileen zu. Als die Bestien zum Sprung ansetzten, hechtete Barry nach vorn und riß Eileen zu Boden. Sparks feuerte beide Läufe der Schrotflinte ab und warf den ersten Wolf im Flug nach hinten. Er schlug, zerfetzt und blutend, mit einem unangenehmen Klatschen auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr. Im gleichen Moment ließ Larry seine Messer durch die Luft fliegen. Ein lautes Jaulen ertönte, als das zweite Tier sich auf Barry stürzte. Messergriffe ragten aus seinem Hals und seinem Brustkorb. Das Höllenvieh hatte dennoch genug Kraft und Instinkt, um Barry zu verletzen; die Hand, die er gehoben hatte, um es abzuwehren, griff in seine reißenden Kiefer. Barry fuhr herum, zog das Messer aus der Seite des Wolfes und jagte es fest in den Hinterkopf der Bestie. Sie zuckte, fiel zurück, war

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