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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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sind mir um Meilen voraus, Sir«, sagte Larry bescheiden. »Wie ist der Name des Landsitzes?« fragte Doyle.
    »Er wird Ravenscar genannt, Sir.«
    »Und er liegt im Südosten, hinter den alten Ruinen«, sagte Doyle.
    »Wieder korrekt«, sagte Larry.
    »Wohin man Prinz Eddy wahrscheinlich vom Bahnhof aus gebracht hat«, fügte Sparks hinzu. »Und an Ravenscar grenzt auch das Grundstück, das General Drummond von Lord Nicholson erworben hat.«
    »Wir müssen sofort dorthin, Jack«, sagte Doyle.
    »Das erledigen wir morgen«, sagte Sparks und schaute durch das Fenster auf den fallenden Schnee. »Heute nacht statten wir der Ruine von Whitby Abbey einen Besuch ab.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, protestierte Stoker. »Doch nicht bei diesem Wetter!«
    »Ihre Anwesenheit ist dabei nicht erforderlich, Mr. Stoker«, sagte Sparks und nahm die Schrotflinte an sich. »Ich würde mir jedoch gern Ihr Schießeisen ausleihen.«
    Barry, der inzwischen die Gelegenheit genutzt hatte, Eileen, während sie ihre Zigarette rauchte, abzuschätzen, ragte nun gut fünf Zoll über seine normale Größe auf.
    »Habe ich Sie nich schon mal irgendwo gesehen?« sagte er mit einem vertraulichen Grinsen.
    Eileen legte den Kopf schräg und schaute den kleinen Mann mit einer hochgezogenen Braue amüsiert an. Vielleicht ist an Barrys Ruf doch etwas dran, dachte Doyle.
    Mit Laternen, einer Schrotflinte, einer Pistole und fünf Paar Schneeschuhen aus der Herberge bewaffnet, machten sich Sparks, Doyle, die Brüder und Eileen Stoker war auserwählt worden, das Fort zu halten in der Dunkelheit auf den Weg von Whitby Abbey zur Ruine. Der ärgste Sturm war vorüber, und der Wind hatte sich gelegt. Der Schnee fiel nun gerade und sanfter zu Boden und war im schlimmsten Fall nur mehr eineinhalb Fuß tief. Dicke Wolken verhüllten den Mond. Dichter Rauch stieg einförmig aus den Schornsteinen der sich zusammendrängenden Häuser auf, an denen sie vorbeikamen. Die meisten Vorhänge waren zugezogen, Licht drang nur spärlich auf die dunklen, kaum auszumachenden Straßen. Die Nacht wurde lediglich vom leisen Knirschen der Schneeschuhe auf dem frischem Pulver und den dunstigen Säulen ihres Atems gestört. Die Orientierung war äußerst problematisch; die Wandernden fühlten sich von einer stummen, hermetischen weißen Sphäre eingehüllt.
    Der Aufstieg auf den Hügel erforderte Geduld und Ausdauer, und Sparks mußte bald einen Kompaß zu Rate ziehen, um ihre Richtung vor den kahlen Steilfelsen zur Linken beizubehalten. Barry und Larry bildeten mit ihren Laternen die Nachhut, Doyle hielt sich zusammen mit Eileen in der Mitte. Sie trug Hosen, Stiefel und einen Mantel aus Sparksʹ Gepäck. Sie schritt weit, fest und zügig aus, und die Ersteigung schien für sie bestürzend weniger mühsam als für Doyle, für den jede Pause, die Sparks einlegte, eine willkommene Gelegenheit war, wieder zu Atem zu gelangen.
    Nach einer halben Stunde kam die kalte, dunkle Silhouette von Goresthorpe Abbey in Sicht. Nichts deutete darauf hin daß die Abtei wieder bewohnt war, doch das vor ihnen liegende Schneefeld war mit einer Formation eigenartiger rechteckiger Gebilde übersät. Doyle erkannte, daß es sich um die Kopfteile der Grabsteine des Friedhofes handelte, die aus den Schneewehen herausragten. Sie folgten der Biegung des Pfarreigeländes, kamen durch ein Wäldchen und standen kurz darauf vor den spitzen, schwarzen Umrissen der uralten Ruine, die vor ihnen auf dem Hügel aufragte. So bar von Leben wie ihr tieferliegendes Schwestergebäude strahlte die alte Begräbnisstätte jedoch eine innere Fährnis aus, die viel bedrohlicher war als das bloße Nichtvorhandensein von Leben.
    »Sie sieht wirklich abscheulich aus«, sagte Doyle leise.
    »Um so besser kann sie in den Herzen der armen, unwissenden Bewohner dieser Gemeinde Furcht erzeugen, mein Lieber«, erwiderte Eileen freundlich.
    Sparks winkte sie voran, und sie nahmen das letzte Stück des Hügels in Angriff. Der Hang war hier noch steiler, und es bedurfte mehr als einmal ihrer gemeinsamen Bemühungen, einander über die scharfkantigsten Abhänge zu ziehen. Nachdem sie die letzten Felsbänke überwunden hatten, fanden sie sich vor der Ruine auf einer flachen Ebene wieder. Ihre Lampen warfen blasses Licht auf die schwarzen und vom Alter gepeinigten, zerbröckelnden Mauern. Die Türen und Fenster hatte man im Laufe der Zeiten herausgerissen, und an vielen Stellen war das Dach eingestürzt, doch der Gesamteindruck

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