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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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spürte, daß ihm schwindelig wurde. Die Vermummten. Die Kreaturen im Museum. Willenlose Automaten. Er nickte Chandros zustimmend zu, drehte sich um und griff nach dem Geländer, um seinen wahren Ekel nicht zu offenbaren.
    Dafür haben sie das Land gebraucht, dachte Doyle. Diese scheußliche Arbeit erfordert Isolation. Bodger Nuggins hatte Wind von dem bekommen, was ihn erwartete, und war geflohen. Sie hatten ihn aufgespürt und umgebracht. Irgend etwas sagte Doyle, daß Nuggins' Schicksal wahrscheinlich die bessere Alternative gewesen war. Welchem Grauen mochte man die Elenden dort unten ausgesetzt haben? Die wahren Ungeheuer befanden sich hier bei ihm, auf dem Balkon.
    Die letzten Sonnenstrahlen verblaßten rasch. Die Sträflinge im Gehege setzten sich zu einem anderen Geländeteil in Marsch. Doyle schaute auf den Haupthof hinab. Sein Blick fiel auf ein einzelnes Fuhrwerk, das zu einer Art Lieferanteneingang dirigiert wurde. Als der Kutscher abstieg und zwei Diener vortraten, um die Lieferung abzuladen, rollte ein am Fahrgestell klammernder Körper unter dem Karren hervor und tauchte in der Dunkelheit unter. Keiner der Wächter oder Bediensteten hatte den Eindringling gesehen. Doyle hatte das Gesicht zwar nicht erkennen können, aber die Bewegungen der Gestalt hatten für ihn etwas eindeutig Vertrautes.
    Jack!
    Irgendwo im Haus wurde eine Glocke geschlagen.
    »Ah, das Essen wird gleich serviert«, sagte Chandros. »Schauen Sie doch mal nach, ob Ihre reizende Begleiterin schon fertig ist, um sich zu uns zu gesellen, Doktor.«
    »Ja, gut«, sagte Doyle.
    »Dann sehen wir uns bei Tisch.«
    Doyle nickte. Er hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete.
    Chandros und Drummond gingen hinein. Doyle warf noch einen Blick auf den Hof und hielt nach dem Eindringling Ausschau, doch er war spurlos verschwunden. Er wartete ein paar Sekunden, dann folgte er den anderen ins Haus.
    Doyle suchte rasch sein Zimmer auf, vor dem wieder der unheimliche Diener postiert war. Bevor er eintrat, fing er einen Blick aus dessen leeren, ausdruckslosen Augen auf. Sie waren so kalt und tot wie ein Fisch auf einem Teller. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.

Es ist angerichtet
    EILEEN SASS AN dem Toilettentisch vor dem Spiegel, um ihren Lippen einen rötlichen Glanz zu verleihen. Sie trug das Haar in einem sorgfältig hergerichteten Knoten. Um ihren Hals schlang sich ein Kollier mit gefaßten Steinen, die nach Diamanten aussahen. Das figurbetonte, schulterfreie schwarze Samtkleid, das ihre Gastgeber ihr zur Verfügung gestellt hatten, erhöhte ihren angeborenen Zauber auf klassisches Niveau.
    »Es ist nur gerecht, daß sie mir ein Kleid geschenkt haben«, sagte sie, »nachdem sie mein eigenes ruiniert haben. Würdest du es bitte hinten schließen, Arthur?«
    Doyle beugte sich über ihren Rücken. Sie hatte ein feines berauschendes Parfüm aufgelegt. Er küßte sanft ihre Schulter.
    »Selbst Kosmetik und Juwelen haben sie bereitgelegt.« Sie berührte die Diamantohrringe, die sie trug. »Die sind nicht aus Glas. Was, in aller Welt, haben sie mit uns vor?«
    »Vielleicht sollten wir es erkunden«, sagte Doyle. Er trat aus ihrem Blickfeld, ging zur Couch und nahm die Spritzen an sich. Er verstaute sie sorgfältig in seiner Brusttasche, wobei er darauf achtete, daß sie keine verräterische Ausbuchtung verursachten.
    »Sind viele Leute unten?«
    »Mehr als sie erwartet haben«, sagte Doyle mit gedämpfter Stimme. »Jack ist hier irgendwo.«
    Sie schaute ihn an. »Gut. Kampflos ergeben wir uns jedenfalls nicht.«
    »Ich werde mein Möglichstes tun, um dich aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten.«
    »Arthur, die Schweinehunde haben achtzehn meiner Freunde umgebracht...«
    »Ich werde nicht zulassen, daß sie dir etwas tun ...«
    »... darunter auch meinen Verlobten. Er hat während der Seance meinen Bruder gespielt.«
    Doyle riß sich zusammen. »Dennis?«
    »Ja, Dennis.«
    »Ich hatte keine Ahnung. Es tut mir schrecklich leid.«
    Eileen nickte und drehte sich um. Kurz darauf nahm sie eine kleine schwarze Handtasche an sich und führte sich vor. »Kann ich so gehen? Lüg mich an, wenn es nicht anders geht.«
    »Prächtig. Ehrenwort.«
    Ihr kurzes Lächeln erhellte den Raum. Er bot ihr seinen Arm an, und sie traten auf den Gang hinaus. Als sie zur Treppe gingen, trat der Diener zur Seite. Die heraufdringende Musik wurde von Stimmengemurmel begleitet.
    »Ich habe eine Vierzoll-Hutnadel im Haar«, flüsterte Eileen. »Sag mir, wenn es losgeht.

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