Sieben
Kartoffelsack eingelagert zu werden ...
»Wunderbar!« sagte der Bischof.
»Erst Jahre später, während meiner Reisen im tibetischen Hochland, lernte ich einen Mann kennen, der sich vorstellen konnte, auf welche Weise dieses Verfahren vielleicht eines Tages in einer breiteren, für die Gesellschaft nützlicheren Weise verwertbar sein könnte.« Vamberg nickte Alexander Sparks zu. So hat es also mit Sparks und Vamberg angefangen. Die Begegnung zweier schwarzer Seelen, sie hatten die Saat in englischen Boden gebracht, wo sie ihre Verderbtheit zur vollen Blüte entfalten sollte ...
Lautes Geschepper ließ Doyle zusammenfahren. Ein Diener an der anderen Tischseite hatte einen Teller fallen lassen. Der Mann bückte sich, seine Bewegungen waren fahrig und träge, als er den Versuch machte, die Porzellanscherben und das verstreute Essen mit den Händen zusammenzukratzen.
»Ungeschickter Tölpel«, murmelte General Drummond.
Doyle zuckte zusammen. Der Nacken des Mannes war erst kürzlich ausrasiert worden, und eine große, eiternde, dreieckige Narbe verlief quer darüber. Grober blauer Zwirn hielt die Hautlappen der Wunde unzureichend zusammen. Ein anderer Diener ging zu ihm und zog den armen Teufel hoch. Doyle war wie vom Donner gerührt.
Es war Barry.
Sein Blick war tot. Licht und Leben waren ganz und gar aus ihm verschwunden.
»He, du da«, sagte Alexander. »Wie heißt du Trottel?«
Barry schwenkte langsam herum und starrte ihn verständnislos an. In seinem Mundwinkel sammelte sich ein dünner Streifen von Speichel.
Alexander sprang auf und versetzte ihm eine feste Ohrfeige. Barry nahm den Schlag hin wie ein erschöpfter Packesel. Doyle krallte sich in die Lehnen seines Stuhls, um sich daran zu hindern, Alexander an die Gurgel zu gehen.
»Rede gefälligst, wenn du angesprochen wirst!«
Ein schwacher Anflug von Wahrnehmung tauchte im Brunnen seines gebrochenen Geistes auf. Barry nickte. Den leisen Ton, der über seine Lippen kam, konnte man kaum als Wort bezeichnen.
»Da du bewiesen hast, daß du für diese Arbeit nicht taugstffkannst du uns vielleicht unterhalten, du blöder Hund«, sagte Alexander. »Du tanzt jetzt für uns. Wir wollen einen Jig sehen also los!«
Er klatschte in die Hände, ermunterte die anderen am Tisch zum Mitmachen und legte einen beständigen Rhythmus fest. Auf sein Drängen hin fiedelte das Streichquartett einen irischen Jig. Alexander ohrfeigte Barry erneut, versetzte ihn in eine Drehung und stach ihn dann mit dem Ende seines Spazierstocks. »Tanz, Junge. Tu, was man dir sagt.« Doyle erkannte, daß die Musik allmählich zu dem, was noch von Barry übrig war, durchdrang. Er bemühte sich, die Füße zu schütteln, doch das Ergebnis war kläglich. Jede noch so geringe Bewegung war teuer erkauft und entsetzlich schmerzhaft. Die Arme schwangen schlaff umher; ein größer werdender Fleck wurde im Schritt seiner Hosen sichtbar.
Für die Gesellschaft der Sieben und ihren adeligen Gast war die Zurschaustellung köstlich und unterhaltsam. Prinz Eddy schien kurz davor, auf die Beine zu springen und mitzutun. Der Bischof lachte so laut, daß er sich die Seiten halten mußte, er klappte in seinem Stuhl nach vorn, und sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet.
Doyle schaute nach links. Eileen war bleich und kämpfte mit ihren Gefühlen. Tränen waren in ihren Augen. Er gab ihr ein Signal: Nimm dich zusammen.
Barry, unfähig die Anstrengung noch länger zu ertragen, fiel schwer auf die Knie und rang nach Atem; ein trockenes Rasseln kam aus seiner Brust, aus seiner Wunde lief ein dünnes Rinnsal milchigroter Flüssigkeit an seinem Hals hinunter. Alexander warf den Kopf in den Nacken und lachte, dann entließ er Barry mit einer Geste. Die Musikanten legten eine Pause ein. Zwei Bedienstete zogen Barry an den Armen auf die Beine und führten ihn, wie einen gebrechlichen Pensionär mit Inkontinenz, sanft aber fest aus dem Raum.
»Entzückend!« sagte der Bischof.
Sie haben ihn eingesetzt, damit wir ihn sehen, dachte Doyle wütend. Damit wir sehen, was sie aus seinem Verstand gemacht und wie sie ihn seiner Seele beraubt haben. Hier war nicht nur Vambergs Droge am Werk gewesen. Sie hatten Barry verletzt, ihm brutal in den Hinterkopf geschnitten und ihm etwas genommen, das für sein Menschsein wesentlich gewesen war.
Doyle hätte sie am liebsten dafür umgebracht.
Alexander grinste boshaft, als er seinen Platz wieder einnahm. Er ließ seinen Blick langsam zwischen Doyle und Eileen hin und her
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