Sieben
wandern und entblößte seine Zähne - die enthüllendste Zurschaustellung von Gefühl, die Doyle bei ihm bisher gesehen hatte.
Es gefällt ihm, unsere Angst zu sehen, erkannte er plötzlich. Er nährt sich von ihr.
»Sie hatten das Wort, Professor«, sagte Alexander.
»Ja«, fuhr Vamberg fort. Er beugte sich so dicht zu Doyle hinüber, daß dieser beim Klang seiner Stimme zusammenzuckte. »Nachdem ich diesen von der Vorsehung bewirkten Bund geschlossen hatte, setzten mein neuer Freund und ich unsere Wanderschaft um die Welt fort - doch mit einem neuen Ziel.«
»Ziel?«
»Wir suchten die Bekanntschaft der Kräfte der Urwesen anderer Länder und anderer Kontinente. Zu unserer Verblüffung entdeckten wir, daß sie mehr als bereit waren, uns im Tausch für einen Dienst, den wiederum nur wir ihnen erweisen konntenffihre Geheimnisse zu enthüllen. Und dazu, Doktor, zählen Wunder: das Leben an sich!«
Doyle nickte. Er wollte nichts sagen, wußte nicht, ob er fähig sein würde, sein wachsendes Grauen zu verbergen. Da sie Barry auf diese entsetzliche Weise entweiht hatten, war es wahrscheinlich, daß sie das gleiche auch mit seinem Bruder getan hatten. Die Schlußfolgerung, daß Eileen und ihn das gleiche Schicksal erwartete, war unvermeidlich.
»Die Urwesen der Erde waren einst unter der Herrschaft eines gemeinsamen Geistes vereint«, fuhr Vamberg fort. »Eine mächtige Entität, die von den primitiven Völkern im Verlauf der gesamten Geschichte in einer Vielfalt von Gestalten angebetet wurde. Ein Wesen, das von unseren religiös-intoleranten westlichen Vorfahren tragischer- und brutalerweise mißverstanden wurde. Ich will nicht die Namen derjenigen nennen ...«
Der Bischof gluckste zustimmend.
»... die sich systematisch in einer sinnlosen und brutalen Verfolgung dieser Entität und der Legionen ihrer Anbeter engagiert haben. Die Überlegenheit des westlichen Menschen mit seinen wertlosen, egoistischen Geschäften und kleingeistigen monotheistischen Obsessionen war schließlich erfolgreich darin, dieses Wesen gänzlich aus der physischen Welt in eine zwielichtige, fegefeuerhafte Existenz zu vertreiben.«
»Sie meinen den Teufel«, sagte Doyle.
»Ja, so stellen die Christen ihn dar. Nun, ihr Vorschlag war folgender: Im Tausch für das immerwährende Geschenk ihres gütigen Genius erbaten sich die Urwesen unsere Mitarbeit bei der Rückkehr dieses großen Geistes in die Welt, wo er unter ihnen seinen rechtmäßigen Platz einnehmen kann. Dies war die Gegenleistung, die sie von uns einforderten - es scheint, daß nur Menschen einen solchen Dienst leisten können. Und dazu haben wir uns mit Hilfe unserer versammelten Kollegen zur größeren Glorie des Menschen und der Natur bereit erklärt.«
Der Rest der am Tisch versammelten Personen schwieg und maß Doyles Reaktion mit forschendem Blick. Irrsinnig, dachte Doyle. Einer wie der andere. Unheilbar.
»Sie sprechen vom Bewohner der Schwelle«, sagte er.
»Oh, er hat viele, viele Namen«, sagte der Bischof freudig. Prinz Eddy packte den Henkel der Weinkaraffe, warf sie erfolgreich um und überschwemmte das Tafelleinen mit einem schockierenden Strom rotschwarzen Burgunders. Er begann weibisch zu kichern. Alexander und Dr. Gull, der daraufhin aufstand, tauschten einen finsteren Blick.
»Seine Hoheit drückt sein tiefstes Bedauern aus«, sagte Gull unverblümt, »aber es war ein äußerst erschöpfender Tag. Bevor er sich zur Ruhe begibt, wird er den Rest der Mahlzeit auf seinem Zimmer einnehmen.«
Prinz Eddy gestikulierte und meldete Einwände an. Gull flüsterte dem völlig betrunkenen Mann etwas ins Ohr und zog ihn auf die Beine. Der Prinz widersetzte sich störrisch und riß den Arm zurück; sein Ellbogen knallte gegen den Stuhl, der zu Boden krachte. Gulls Gesicht wurde knallrot.
»Guten Abend, Eure Hoheit«, sagte Alexander Sparks. Seine Stimme durchschnitt die Stille wie ein Skalpell. »Schlafen Sie gut.«
Der Gesichtsausdruck des Prinzen wurde sanftmütig und unterwürfig. Er nickte Alexander demütig zu. Dr. Gull nahm ihn fest am Arm, führte ihn zur Treppe und flüsterte erneut auf ihn ein. Der Prinz blieb stehen, raffte seine ramponierte Würde zusammen und sagte zu den Gästen am Tisch: »Ich danke Ihnen allen ... und gute Nacht.«
Die Anwesenden antworteten ihm mit Höflichkeiten ähnlicher Art, und Gull führte den Prinzen in einem weiten Bogen zur Treppe. Der Prinz stolperte, Gull richtete ihn auf, und sie stiegen vorsichtig die Stufen hinauf, wobei
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