Sieben
nonchalant um einen robusten Spant geschlungen.
Als das erste Licht des Morgengrauens im Osten den Himmel wärmte, hörte der Regen auf. Am westlichen Horizont war kein Wölkchen zu sehen. Jetzt schlug Sparks die Augen auf; er wirkte frisch und wachsam, wie ein junger Vollblüter auf dem Derby.
»Ein vielversprechender Morgen«, gab er munter bekannt, nachdem er sich wie ein ungarischer Turner aus ihrem Versteck auf die Brücke geschwungen hatte.
Doyle - steif wie eine Leiche, durchnäßt, arg lädiert und dem Hungertode nah - schleppte sich auf die Straße hoch und unterdrückte mit beträchtlicher Mühe seine Irritation über den Enthusiasmus dieses Menschen. Sparks vollführte rasend schnell eine Reihe von haarsträubenden Yoga-Posen, die von Lauten begleitet wurden, die an das nächtliche Geplärr von räudigen Katzen erinnerten. Der schlaffkinnige und glasäugige Doyle mußte feststellen, daß seine Gedanken sich zunehmend auf die Vorstellung von in Sahne ertrinkenden Kesselpauken voll heißem, gebuttertem Haferschleim konzentrierten, Sparks auf kunstvolle Weise vom Leben zum Tode zu befördern. Und eine dieser Methoden hatte durchaus mit dem Gebrauch des eben erwähnten Haferschleims zu tun. Mit einem tiefgründigen Ausatmen und einem Salut an die aufgehende Sonne beendete Sparks seine Gymnastik und nahm Doyles Anwesenheit zum ersten Mal zur Kenntnis.
»Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte er. Er lächelte und wanderte mit festem Schritt die Straße entlang. Erst als Sparks fast um die nächste Ecke verschwunden war, durchdrang der Gedanke, in seiner Nähe zu bleiben, die Niederungen von Doyles umnebeltem Geist. Er eilte Sparks nach, wobei seine Stiefel bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch erzeugten. Doch auch als er ihn eingeholt hatte, mußte er einen Schritt zulegen, um mit dessen zügiger Gangart mitzuhalten. »Wohin gehen Sie?« fragte Doyle schnaufend. »Sich bewegende Ziele setzen Bewegung voraus, Doyle«, erwiderte Sparks zwischen den tiefen Atemzügen eines Naturfreundes. »Unvorhersehbarkeit ist der Schlüssel.«
Herrgott, die Unbekümmertheit dieses Menschen machte ihn fast krank! »Und wo also gehen wir hin?«
»Wo gehen
Sie
denn hin?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich es nicht weiß.«
»Schauen Sie sich an; Sie gehen doch
irgendwo
hin.«
»Ich habe dennoch nur den Eindruck, daß ich mit Ihnen gehe.«
Sparks nickte. Dann folgte wieder eine lange Pause. »Wo also gehen wir hin?« fragte Doyle. »Wir sollten diesen Weg recht bald verlassen, das kann ich Ihnen sagen.«
Der schmale Weg war zu beiden Seiten von dichtem Wald umgeben. »Halten Sie ihn für unsicher?«
»Gegenwärtig ist dies eine treffende Beschreibung für fast jeden Weg.« Plötzlich blieb Sparks stehen. Er bewegte den Kopf vor und zurück, wie ein aufmerksamer Vogel, doch um welche Art der Sinneswahrnehmung es sich handelte, war schwer einzuschätzen.
»Da entlang«, sagte er und lief eilends in den Wald hinein. Doyle folgte ihm erschreckt. Sparks führte ihn so tief in den Busch, daß die Straße nicht mehr sichtbar war. Als sie durch ein Senkloch voller mittelgroßer Farne über den Waldboden schritten, verlangsamte sich Sparks' Tempo. Er blieb stehen, schob vorsichtig einen Brombeerstrauch beiseite und enthüllte einen pickeligen Stachelbeerstrauch.
»Wir wollen essen«, sagte Sparks.
Sie plünderten den Strauch und ernteten eine Handvoll Beeren. Sie waren deformiert und bitter, doch Doyle schmeckte jede einzelne wie Sahnetorte.
»Sie mögen unsere Nahrung, was, Doyle?« fragte Sparks, der ihm zusah. »Sie sehen aus wie ein wirklich guter Esser.«
»Eine anständige Mahlzeit würde ich nicht stehenlassen, ja.«
»Nahrungsmittel. Das ist ein Thema, über das es in nicht allzu ferner Zeit eine Menge zu sagen geben wird. Der allgemeine Gesundheitszustand.«
»Jack, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich im Augenblick lieber nicht über den Gesundheitszustand im allgemeinen diskutieren.«
»Tu ich ja gar nicht.«
»Und ebensowenig möchte ich über mein Befinden im speziellen reden. Ich meine, vor dem Hintergrund dieser eindeutigen Anschläge auf mein Leben. Denn meine Gesundheit ist mir lieb und wert, und ich möchte sie mir gern noch lange erhalten. Vielen Dank.«
»Ich verstehe Sie vollkommen.«
»Gut, Jack. Freut mich, daß Sie Verständnis haben.«
»Nun, ich brauche doch nicht in Ihre Haut zu kriechen, um zu erkennen, wie schrecklich öde die Lage aus Ihrer Sicht aussieht«, sagte
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