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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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hinabsteigen.«
    Doyle wiederholte die Worte und bemühte sich, ihnen Leben einzuhauchen, auch wenn er Schwierigkeiten hatte, ihre Bedeutung zu verstehen. Bewußtsein Gottes. Licht. Licht in Form von Wissen: Weisheit.
    »Aus dem Zentrum, in dem man Gottes Willen kennt«, fuhr Sparks fort, »möge Entschlußkraft den verzagten Willen der Menschen leiten - das Ziel, das die Meister kennen und dem sie dienen.«
    Das war schon problematischer. Unchristlich, wenn auch nicht besonders unangenehm. Die Meister. Die Blavatsky hatte über sie geschrieben; mythologische alte Wesen, die den Torheiten der Menschen leidenschaftslos zuschauten.
    Jede Kultur hatte ihre eigene Version: Olymp, Walhalla, Shambala, Himmelreich ...
    »Aus dem Zentrum, das wir als menschliche Rasse bezeichnen, möge der Plan der Liebe und des Lichts zum Vorschein kommen und das Tor versiegeln, hinter dem das Böse haust.«
    Nun kamen sie der Sache schon näher. Das Tor, hinter dem das Böse haust. Doyle war sich ziemlich sicher, daß er, auch wenn er den genauen Standort des Tors nicht angeben konnte, eindeutig etwas klopfen gehört hatte.
    »Mögen das Licht, die Liebe und die Kraft den Plan auf Erden wieder einsetzen.«
    Der Plan. Wessen Plan? fragte er sich, und wie genau wollten sie - wer sie auch waren - nun, da er offenbar einer von ihnen war, vorgehen, um ihn wieder einzusetzen?
    »Was tun wir jetzt?« fragte Doyle. »Gibt es einen geheimen Händedruck. Irgend etwas, um den Vertrag zu besiegeln?«
    »Nein«, sagte Sparks. »Das war alles.« Er schob das Amulett wieder unter seinen Kragen.
    »Was genau bedeutet es, Jack?«
    »Was hat es denn für Sie bedeutet?«
    »Tue Gutes. Bekämpfe das Böse.« Doyle zuckte die Achseln. »Das ist für den Anfang nicht schlecht«, sagte Sparks und nahm den Weg wieder auf.
    »Nicht sehr dogmatisch - für eine solche Sache.«
    »Erfrischend, nicht wahr?«
    »Ich hatte nämlich einen Eid auf Königin und Vaterland erwartet, eine Art Eid wie bei den Rittern der Tafelrunde. Doch dies war pantheistisch und ausdrücklich unkirchlich.«
    »Freut mich, daß er Ihren Beifall findet.«
    »Und was stellt das Auge dar?«
    »Ich habe Ihnen alles erklärt, was ich im Moment erklären kann, Doyle«, erwiderte Sparks müde. »Alles weitere würde gegen Ihre ureigensten Interessen verstoßen.«
    Sie gingen weiter. Die Felder verliefen ununterbrochen in alle Richtungen. Am Stand der aufgehenden Sonne ersah Doyle, daß sie sich nach Osten bewegten.
    Dann erhob der Hunger seine beharrliche Stimme und verdunkelte Doyles Laune. Ja, Sparks hatte ihn mehr als einmal von der Schaufel des Todes geholt. Nichts an dem, was er tat, deutete an, daß er etwas anderes war als das, was er zu sein vorgab, doch er blieb undurchdringlich, und die Hülle aus königlicher Geheimnistuerei, die seine wahren Ziele verbarg, klang mißtönend. Doyle war nicht in der Position, den Beistand des Mannes zurückzuweisen, und ebensowenig hatte er die Absicht, seine überraschend willkommene Gesellschaft zu verwirken, doch der gesunde Menschenverstand verhütete die volle Zuteilung seines Vertrauens. Ihm war, als sei er mit einer exotischen Dschungelkatze unterwegs, deren defensive Fähigkeiten unvorstellbar waren, deren ureigenster Charakter jedoch von ihren Hütern eine unermüdliche, wachsame Prüfung verlangte. Vielleicht würde Sparks, wenn er ihn etwas gerissener ausfragte, versehentlich Einzelheiten ausplaudern, aus denen ein scharfsinniger Beobachter sich ein deutlicheres Porträt dieses Menschen zusammenbasteln konnte. Eine Anzahl von Doyles spekulativen Mutmaßungen verdichteten sich allmählich zu Schlußfolgerungen. Es blieb ihm überlassen, den richtigen Augenblick zu wählen, in dem er Sparks mit ihnen konfrontieren und anhand seines Erschreckens oder der falschen Heftigkeit des Leugnens ihre Akutheit bestimmen konnte.
    Entlang dem Karrenweg kamen sie des öfteren an Hecken und gelegentlichen Eindämmungen und an einer Stelle an den zerfallenen Überresten einer Ziegelsteinmauer vorbei. Doyle hatte die Trümmer zwar mit kaum mehr als oberflächlicher Neugier betrachtet, doch als sie ein ziemlich ausgedehntes Ruinenfeld durchquerten, entlockte sein forschender Blick Sparks eine Bemerkung.
    »Dies ist eine alte Römerstraße. Eine Handelsroute, die zum Meer führt.«
    »Gehen wir ans Meer?«
Gut gespielt, Doyle; mit welch teuflischer Gerissenheit du das wieder eingebracht hast.
    »Natürlich waren diese Wege schon längst in Betrieb, als die Römer

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