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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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über den Kanal kamen«, fuhr Sparks fort und ignorierte Doyles Frage völlig. »Die alten Kelten haben diesen Weg schon genommen und vor ihnen die Menschen des Neolithikums. Eigenartig, nicht wahr? Der gleiche Weg wurde von verschiedenen Kulturen durch die Jahrtausende hindurch benutzt.«
    »Aus Bequemlichkeit, könnte ich mir vorstellen«, sagte Doyle. In Wahrheit war ihm der Gedanke gerade erst gekommen. »Eine neue Bande zieht umher, der alte Weg ist da, oder jedenfalls seine Überreste. Warum sollte man sich die Mühe machen, sich einen neuen zu bahnen?«
    »Ja, wirklich, warum? Es erleichtert die Dinge. Die Geschichte der Menschheit in einem Fingerhut, was, Doyle?«
    »Na ja, so ungefähr.«
    »Warum, glauben Sie, haben sich unsere prähistorischen Ahnen diesen Weg überhaupt ausgesucht?«
    »Weil er die kürzeste Strecke zwischen zwei Orten ist.«
    »Könnte aber auch sein, daß die Tiere, die sie gejagt haben, sie schon vor ihnen benutzten.«
    »Klingt irgendwie annehmbar.«
    »Und warum, glauben Sie, haben die Tiere ausgerechnet diesen Weg genommen?« Sparks hatte nun den Tonfall eines Sophisten angenommen, der einen Unwissenden Schritt für Schritt ins Land der Wahrheit führt.
    »Muß etwas mit dem Vorhandensein von Wasser oder Nahrung zu tun haben.«
    »Also aus Notwendigkeit.«
    »Notwendigkeiten haben ihr Leben doch bestimmt, oder?«
    »Sind Sie mit der chinesischen Feng shui-Philosophie vertraut?«
    »Habe noch nie davon gehört.«
    »Die Chinesen glauben, daß die Erde ein lebendiger, atmender Organismus ist und ebenso wie der menschliche Körper über Adern, Nerven und Lebensenergie verfügt, die sie durchziehen und ihre Funktionen und Reaktionen regulieren.«
    »Ich weiß, daß die chinesische Medizin auf solchen Annahmen basiert«, fügte Doyle hinzu und fragte sich, ob dies alles auch nur entfernt mit den Römerstraßen in Essex zu tun haben konnte.
    »Genau. Feng shui geht von der Präsenz dieser Kraftlinien aus und versucht, die menschliche Existenz mit ihnen zu harmonisieren. Praktizierende des Feng shui werden als Angehörige jedweder Priesterschaft ausgebildet und geweiht, erhöhen ihre Empfänglichkeit für diese Kräfte und ihre Fähigkeiten, sie genau zu interpretieren. Der Bau von Häusern, Straßen, Kirchen, das gesamte fünftausend Jahre alte chinesische Reich - die älteste Zivilisation, die unsere Welt hervorgebracht hat - wurde in strengster Übereinstimmung mit diesen Prinzipien konstruiert.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Abgesehen von seiner offensichtlichen Unwissenheit, seinem Mangel an Hygiene und Intellekt - welche Eigenschaft könnte uns den prähistorischen Menschen am meisten empfehlen?«
    »Er war wahrscheinlich recht geschickt mit seinen Händen«, erwiderte Doyle, der sich bemühte, mit den geistigen Sprüngen dieses Mannes Schritt zu halten.
    »Er lebte mit der Erde in Harmonie«, sagte Sparks, ohne seiner Antwort Beachtung zu schenken. »Er war eins mit der Natur. Er war ein
Teil
von ihr, er war nicht von ihr getrennt.«
    »Der edle Wilde. Rousseau und so weiter.«
    »Genau. Und als Folge davon verfügte der Mensch der Frühzeit über eine ausgezeichnete Sensitivität hinsichtlich des Bodens, über den er schritt, der Wälder, in denen er jagte, und der Bäche, aus denen er trank. Er brauchte kein Feng shui zu praktizieren; er war damit zur Welt gekommen, es war ihm angeboren, so wie den Vögeln, von denen er aus Überlebensgründen abhängig war.«
    »Also stimmten die Wege, denen er folgte, mit den Linien irgendeines vibrierenden Musters innerhalb der Erde überein.«
    »Obwohl diese Wege die Landschaft scheinbar willkürlich durchziehen, bilden sie möglicherweise nichts Geringeres als das elektromagnetische Nervensystem des planetaren Lebewesens.«
    »Andererseits könnten sie aber auch einfach nur Straßen sein«, konterte Doyle.
    »Könnte sein. Aber was würden Sie davon halten, wenn ich Ihnen erzählte, daß an den Kreuzungen der Kraftlinien, die - wie Sie es auch nennen wollen: die Chinesen bezeichnen es als den ›Drachenatem‹ - pulsierende Energie am stärksten ist, daß der Frühmensch dort seine Tempel und heiligen Stätten errichtet hat, wo nun die Kirchen der Christenheit stehen, derer wir uns heutzutage bedienen?«
    »Ich würde sagen, man müßte die Angelegenheit einmal eingehend untersuchen ...«
    »Stonehenge ist ein solcher Ort. Ebenso die uralte Abtei von Glastonbury. Und Westminster Abbey, die auf dem Platz des römischen Diana-Tempels erbaut

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