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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Verfolger auf einer fröhlichen Jagd durch die halbe Stadt geführt und sie dann abgeschüttelt - ein kodiertes Kabel erhalten und Sparks' und Doyles Spur mit dem Pferd aufgenommen. Obwohl Doyle annahm, daß sich dies mit ihrem Berufsbild vereinbaren ließ, fiel es ihm schwer, die exakte Natur der Beziehung zwischen Barry, Larry
    und Sparks auf einen Nenner zu bringen, und er fühlte sich leicht unbehaglich, danach zu fragen. Die Nähe eines so eindeutig kriminellen Menschen, auch wenn er sich angeblich gebessert hatte, erweckte in ihm eine alttestamentarische Galligkeit, zu deren Eliminierung trotz Larrys heiterer Versuche, sich beliebt zu machen, auch Sandwiches und Bier nicht beitrugen. Frisch gestärkt und mit trockenem Schuhwerk versehen nahmen Sparks und Doyle die alte Römerstraße erneut in Angriff. Larry saß auf und ritt ihnen voraus, um irgendeine nicht enthüllte Aktion auszuführen. Der Anblick seines hinter dem nächsten Hügel verschwindenden wehenden Umhangs erinnerte Doyle wieder an eine erst kürzlich erfolgte, noch sinistrere Beobachtung.
    »Wer ist hinter mir her, Jack? Wer ist der Mann in Schwarz, den ich gestern abend gesehen habe?«
    Die Ernsthaftigkeit der Lage umnebelte seinen Enthusiasmus. »Ich weiß es nicht genau.«
    »Aber Sie haben eine Vorstellung.«
    »Er ist jemand, nach dem ich suche. So nahe wie gestern abend bin ich ihm noch nie gewesen. Er ist auch der Grund, weshalb ich damals bei der Seance dabei war.«
    »Gehört er zu der Verschwörung, auf die Sie angespielt haben?«
    »Ich glaube, der Mann, den Sie gesehen haben, ist ihr General im Außendienst.«
    »Sie kennen ihn, nicht wahr?« fragte Doyle in einem Aufblitzen intuitiver Gewißheit.
    Sparks musterte ihn eingehend. Zu Doyles Erstaunen sah er in seinem kühlen Blick das Aufflackern von Angst. Diese Zurschaustellung echter Furcht, ihre schiere Präsenz, machte den Mann menschlich und führte ihn näher an die allgemeinen Grundlagen des Doyleschen Verständnisses heran.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, wie wenig Grund ich habe, irgend etwas von dem, was Sie mir erzählt haben, zu glauben?« sagte Doyle ohne Groll.
    »Gewiß.«
    »Ich kann auf die Erfahrungen meiner Sinne bauen, aber die Geschichten, die Sie erzählen ... Wieso könnte es nicht ebenso leicht tausend andere plausible oder gar plausiblere Erklärungen geben?«
    Sparks nickte in traurigem Konsens. »Was ist unser Dasein am Ende schon - außer einer Geschichte, die wir uns selbst erzählen, um im Schmerz des Lebens einen Sinn zu finden?«
    »Wir müssen glauben, daß das Leben einen Sinn hat.«
    »Vielleicht kann es nur soviel Sinn haben wie unsere Fähigkeit, es zu leben.«
    Welches Spektrum an Emotionen sein Freund in dieser kurzen Zeitspanne zur Schau gestellt hatte. Doyle war von der Elastizität seiner Gefühlswelt fasziniert; sie war veränderlicher als das Sommerwetter. Und er sah seine Gelegenheit.
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte er. »Beispielsweise weiß ich faktisch so gut wie nichts über Sie, Jack, doch bin ich durchaus fähig, mir eine Vorstellung von Ihnen zu machen - Ihre Geschichte zu entwickeln, wenn Sie so wollen -, die vielleicht eine Beziehung zu dem hat, was Sie sind. Oder auch nicht.«
    »Zum Beispiel?« fragte Sparks, nun plötzlich heftig.
    »Sie sind etwa fünfunddreißig Jahre alt, geboren auf dem Landsitz Ihrer Familie in Yorkshire. Sie sind ein Einzelkind. Als Junge haben Sie an einer ernsten Krankheit gelitten. Sie waren zeitlebens ein Mensch, der gern liest. Ihre Familie ist während Ihrer Jugend viel durch Europa gereist und hat beträchtliche Zeit in Deutschland verbracht. Nach der Rückkehr gingen Sie auf eine staatliche Schule, und nach dem Abschluß haben Sie ein College in Cambridge besucht. Ich glaube, Sie haben mehr als nur ein College besucht. Sie haben unter anderem Medizin und Naturwissenschaften studiert. Sie spielen irgendein Saiteninstrument, wahrscheinlich die Violine, und Sie sind nicht mal schlecht als Musikant...«
    »Erstaunlich!«
    »Sie haben kurz mit dem Gedanken gespielt, den Beruf des Schauspielers zu ergreifen. Möglicherweise haben Sie sogar tatsächlich einige Zeit auf der Bühne gestanden. Sie haben auch eine Karriere beim Militär in Erwägung gezogen, und möglicherweise haben Sie während des Afghanistan-Feldzuges von 1878 Indien bereist. Als Sie im Osten waren, haben Sie einige Zeit damit verbracht, Religionen zu studieren, unter anderem Buddhismus und Konfuzianismus. Ich nehme an, Sie haben auch

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