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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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emotionelle Analyse abhärten mußte, wenn er Jack im Kampf gegen seinen Bruder von irgendeinem Nutzen sein wollte. Wenn für diesen Mann keine Grenzen existierten, und es sah ganz danach aus, würde es sich nicht als Vorteil erweisen, wenn er auf jede seiner Schandtaten mit Übelkeit und Schwindelgefühlen reagierte.
    »In der darauffolgenden Woche meuchelte er einen prominenten Kunsthändler sowie dessen Frau und Kinder. Ich nehme an, er hat die Verhandlungen über ein Stück aus der Sammlung meines Vaters über das hinaus ausgedehnt, was Alexanders Geduld ertragen konnte. Der Gegenstand, um den es dabei ging, ein zeremonieller Dolch, war die Mordwaffe. Alexander war sich nicht zu fein, sein Handwerk mit makabren Schnörkeln zu verschönern. Es hatte in Kairo eine Woge der Hysterie über den Fluch der Grabstätte der Mumie gegeben, aus dem der Dolch und eine Reihe weiterer Dinge, die sich im Besitz des Händlers befanden, geplündert worden waren. Die Wohnung des Mannes war voller Abdrücke nackter, staubiger Fußsohlen und wimmelte von Fetzen aus verrottetem Leinen. Leinenfäden wurden auch am Hals der Frau und der Kinder gefunden, die er erdrosselt hatte; in verkrusteter Form auch auf dem Griff des Dolches, mit dem er dem Händler das Herz herausgeschnitten hatte. Man fand das fehlende Organ in einer zeremoniellen Schüssel neben der Leiche. Es war mit Tannisblätterasche bedeckt, die man für die Hauptzutat des Ritus hält, den die Priester ausübten, wenn sie einen Pharao aus dem Mumifizierungszustand wiedererweckten. Erkennen Sie in all diesem Alexanders Handschrift?«
    »Ja«, sagte Doyle, und ihm fiel der Tod der Londoner Hure wieder ein.
    »Im nächsten Monat wurde auf ähnliche Weise eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Wüste überfallen, die man erst ansatzweise freigelegt hatte. Man fand die beiden Wächter erdrosselt in der Grabstätte; viele der verzeichneten Artefakte aus der Krypta waren fort, einschließlich der mumifizierten Überreste ihres Hauptbewohners. Und wieder hielten es die Einheimischen für angebracht, die Morde einem unversöhnlichen Leichnam zuzuschreiben, der auferstanden war, um für die Schändung seines Grabes Rache zu nehmen.«
    »Alexander entwickelte wohl ein Interesse am Okkulten.«
    »Als er die Beherrschung der physikalischen Welt vervollkommnet hatte, wandte sich sein Interesse ganz natürlich der Magie und der unkörperlichen Ebene zu. Ägypten hat auf mehr als einen Europäer diese Wirkung ausgeübt. In den uralten Tempeln haust eine furchtbare Macht. Und dort empfand Alexander erstmals Geschmack an dem, was das fleißige Studium der Schwarzen Magie ihm nützen konnte. Nachdem der Hunger in ihm erwacht war, wurde er zum Mittelpunkt seiner Existenz. Doch Hunger, der von Gier diktiert wird, läßt sich durch Nahrungsaufnahme nie befriedigen; sie läßt den Appetit nur zunehmen.«
    »Wohin ist er dann gegangen?«
    »Laut dem, was ich zu rekonstruieren in der Lage war, hat er sich in den nächsten Jahren im Mittleren Osten herumgetrieben und Zutritt zu verschiedenen geheimen Schulen gesucht: denen der Zoroastrier, Sufis, Hashashim - Meuchelmörder -, dem mörderischen Kult des Alten Mannes vom Berge ...«
    »Aber die hat man doch schon vor Jahrhunderten ausradiert.«
    »Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge, ja. Die Osmanen haben ihre Festung gestürmt und sie fast aufgerieben. Doch es gibt einige Türken in hohen Positionen, die berichten, daß kleine Sekten ihrer Jünger überlebt haben - in Syrien und Persien - und sich in abgelegenen Bergfestungen verstecken. Sie sagen auch, die unübertroffenen Techniken der Hashashim seien noch immer in zahlreichen ungelösten politisch motivierten Morden so deutlich sichtbar, um dieser Theorie erhebliche Zuverlässigkeit zu verleihen. Wenn sie wirklich noch auf irgendeine Weise existieren, seien Sie versichert, daß Alexander nicht nur dazu fähig war, sie aufzuspüren, sondern ihnen auch ihre heimtückischsten Geheimnisse in Sachen Mord entlockt hat.«
    »Ich bin froh, daß ich das, was ich jetzt weiß, noch nicht wußte, als er hinter mir her war«, sagte Doyle nicht ohne Ironie. »Wahrscheinlich wäre ich schon bei seinem Anblick tot umgefallen.«
    Sparks Blick deutete an, daß diese Möglichkeit durchaus mehr war als nur ein Witz. »Alexanders nächstes Ziel war Indien«, sagte Sparks, »wo er sich, wie ich glaube, in den Mörderkult der Thugs einschlich, eine viel immanentere und nachweislichere Bande von

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