Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
Doyle, das Rennen ist für die Schnellen gemacht.« Und schon war er ebenfalls draußen. Doyle nahm sich den letzten Pfannkuchen vom Teller und eilte hinter ihm her.
    Auf halbem Wege die Hintertreppe hinunter trafen sie den ihnen entgegeneilenden Barry - zumindest nahmen Doyles verquollene Augen an, daß es Barry war. Ja, da war die Narbe.
    »Ich hab 'n Kerl aufgetrieben, mit dem Sie mal reden sollten«, sagte Barry mit für ihn untypischer Dringlichkeit.
    »Einzelheiten«, sagte Sparks im Weitergehen.
    »'n Australier. Boxer. Behauptet, er hat die Bekanntschaft von Mr. Lansdown Dilks gemacht. Nachdem der aufgeknüpft wurde.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Sparks, als sie das Hotel verließen. »Doyle, gehen Sie mit Barry. Legen Sie ihm Daumenschrauben an. Stellen Sie fest, ob der Mann uns hinsichtlich des schätzenswerten Mr. Dilks etwas mitzuteilen hat. Wir treffen uns um zwölf in Hatchards Buchhandlung am Picadilly. Viel Glück!« Er sprang in eine kleine Kutsche, deren Zügel Larry hielt, winkte ihm noch einmal kurz zu - es war fast ein Salutieren - und fuhr los.
    So habe ich das Spiel eigentlich nicht spielen wollen, murmelte Doyle vor sich hin, als er sich um sechs Uhr morgens allein auf sich gestellt und noch vor einem ordentlichen Frühstück auf der Straße wiederfand. Er schaute Barry an, den Sparksʹ plötzliche Abreise nicht im geringsten zu beeindrucken schien.
    »Hierher«, sagte Barry und tippte an seinen Hut. Dann ging er los.
    Doyle stopfte sich den Pfannkuchenrest in den Mund und folgte ihm. Am östlichen Horizont wurde das erste Licht des Tages sichtbar.
    Barry führte Doyle munter durch das Labyrinth von Covent Garden, wo das Neujahrsgeschäft in den Büdchen der Gemüseund Blumenhändler in Kürze beginnen würde. Gähnende Blumenmädchen rauchten billige Zigaretten, lehnten sich aneinander, um die Kälte abzuhalten, und warteten, daß sie an die Reihe kamen, die Kiepen der Hausierer zu füllen. Gemüsehändler auf der Straße nörgelten streitsüchtig über die auf den Markt gebrachten Erträge aus den Wintergärten der Bauern. Doyles Verdauungssäfte wurden von der Verbindung der Düfte gepeitscht, die die Morgenluft würzten: arabische Kaffeebohnen, warmes Brot, frisch aus dem Ofen, gebratene Würstchen und Schinken, heißes französisches Gebäck. Doch seine kulinarischen Sehnsüchte hüpften schier der Verzweiflung entgegen, als ihm klar wurde, daß er seine Börse und sein ganzes Geld in der Reisetasche zurückgelassen hatte, die Larry inzwischen Gott weiß wohin transportierte. An Barry gerichtete Appelle, zu einem stärkenden Imbiß auf seine Kosten anzuhalten, stießen auf taube Ohren.
    Aufgrund von Barrys wiederholtem Hutlüpfen, das so regelmäßig kam wie bei einem mechanischen Dandy in einer Meißener Turmuhr, deduzierte Doyle, daß er mit mehr als nur einer der Händlerfrauen sowie einer ungewöhnlich hohen Anzahl ihrer weiblichen Angestellten bekannt war. Wo Rauch ist, dachte Doyle, ist auch Feuer. Barrys Ruf als Frauenheld schien also der Wahrheit zu entsprechen.
    Ihr Weg führte sie zu einer Sporthalle in der Oxford Street, zu einem gedrungenen, schmutzigen Ziegelsteinhaus, dessen Mauern mit mehreren Plakatschichten beklebt waren, die vergessene, doch epische Kollisionen der Faustkämpfer von gestern hinausschrien. Eine rußbedeckte Moralpredigt spannte sich über den Bogen des altgriechisch anmutenden Eingangs und rühmte den Vorzug des Trainings zur Entwicklung eines gesunden moralischen Charakters.
    Im Inneren der Sporthalle, hinter dem Ring, würfelte eine lärmende Schar von Catchern, nacktfäustigen Boxern und Muskelbegeisterten in einem halsabschneiderischen Spiel um die Wette. Zerknitterte Banknoten und Flaschen mit billigem Gin definierten das Gebiet, das sie, nachdem die Würfel gegen eine schmierige Wand geknallt wurden, zum Spielen abgegrenzt hatten. Eine unappetitliche Szene, die mehr als ein Morgengrauen unbemerkt hatte vorbeiziehen sehen. Barry instruierte Doyle, in einiger Entfernung von dem Gesindel zu warten was er nur allzugern tat -, während er sich näher heranwagte, um das zu verhörende Subjekt aus ihrer Mitte zu holen. Eine Minute später kehrte er mit einer flachgesichtigen Masse gehärteten Fleisches zurück, deren nackte und muskulöse Arme mit Tätowierungen von Nixen und Piraten verziert waren, die in einer Abfolge zweideutiger
pas de deux
agierten. Die Nase des Mannes breitete sich horizontal so aus, daß sie mit der klaffenden Öffnung seines Mundes

Weitere Kostenlose Bücher