Sieben
die reißende Strömung. Doyle empfand inneren Schwindel. Er riß sich zusammen, da er das Gefühl hatte, daß ihm das Schlimmste noch bevorstand.
»Am Abend ihres Todes zog sich mein Vater früh in seine Räumlichkeiten zurück. Er las noch eine Weile, dann nickte er vor dem Kamin ein. Die Stimme meiner Mutter weckte ihn, sie schrie vor Schmerzen. Als er in ihr Zimmer kam, fand er sie an Händen und Füßen an die Bettpfosten gefesselt. Er bekam von hinten einen Schlag auf den Kopf, fiel hin und verlor die Besinnung. Als er wieder zu sich kam, war er an einen Stuhl gefesselt. Meine Mutter lag, wie zuvor, auf ihrem Bett. Auf ihr kauerte etwas, das sie sexuell attackierte. Eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt. Meine Mutter schrie, als hätte sie den Verstand verloren. Als die Gestalt ihre abscheuliche Tat zu Ende gebracht hatte, drehte sie sich lächelnd um - und mein Vater schaute in das Gesicht seines ältesten Sohnes.«
Doyle drehte sich zur Seite und schnappte verzweifelt nach Luft. Er hatte Angst, daß ihm übel wurde.
»Alexander hatte keine Eile, ihrer Gesellschaft zu entsagen. Er hatte bereits sämtliche Hausangestellten umgebracht und beschrieb ihnen nun in den ekelhaftesten Einzelheiten, wie jeder einzelne von ihnen gestorben war. Er hielt meine Eltern über vier Stunden in diesem verdorbenen Fegefeuer gefangen. Dann überschüttete er das Bett und meine Mutter mit Kerosin, zündete eine von Vaters Zigarren an, setzte sich neben sie, blies auf die Spitze und brachte die Asche zum Glühen. Er hielt sie an ihre Haut und riet ihr, sich nicht mit Gebeten aufzuhalten. Er sagte, sie würden nicht ins Fegefeuer kommen, nachdem er sie wegen ihrer Sünden, die sie gegen ihn begangen hatten, umgebracht hätte. Sie seien nämlich schon in der Hölle. Und er, ihr Folterknecht, sei der Teufel.
Alexander löste die Fesseln meines Vaters und stellte ihn vor die Wahl: Du kannst es entweder noch einmal mit deiner Frau treiben oder mit mir kämpfen. Mein Vater stürzte sich in einem Anfall blinder Wut auf ihn. Er war noch immer stark und kräftig, aber Alexander schlug ihn leicht, fachmännisch und gnadenlos. Er brachte ihn mehr als einmal an den Rand der Besinnungslosigkeit, holte ihn jedesmal wieder zurück und begann von vorn, wobei er stets neue Strafen anwandte. Mein Vater bekam Dinge zu hören, die ihn begreifen ließen, daß an dem alptraumhaften Automaten, in dessen Gewalt sie sich befanden, nichts Menschliches mehr war. Und schließlich verlor er die Besinnung.
Als er zum letztenmal zu sich kam, spürte er eine schreckliche Hitze. Seine Haut brannte, der ganze Raum war vom Feuer verschlungen, auch das Bett und der Körper meiner Mutter waren bereits ein Raub der Flammen geworden. Es gelang meinem Vater irgendwie, aus dem Zimmer in den Korridor zu entkommen. Das ganze Haus brannte lichterloh. Mein Vater warf sich durch ein Fenster und brach sich bei dem Sturz die Beine. Er schleppte sich vom Haus fort, wo ihn mein Freund, der Stallknecht, dann fand.«
Sparks atmete heftig aus. Er sackte leicht nach vorn, sein Gesicht verschwand in der Dunkelheit. Doyle beugte sich über das Geländer und übergab sich in den Fluß. Er hustete und spuckte, aber es war ihm nicht unangenehm, seinen Körper von dem Alkohol und dem üppigen Essen zu befreien. Angesichts dessen, was er gerade zu hören bekommen hatte, erschien ihm alles übelriechend. Er wartete darauf, daß es in seinem Kopf wieder klar wurde.
»Tut mir leid ...«Er brachte nur ein leises Flüstern zustande. »Tut mir leid.«
Sparks nickte unmerklich. Er wartete, bis Doyle seine Würde zurückgewonnen hatte.
»Ich bat darum, die Leiche meines Vaters zu sehen. Auch diesmal widersetzte sich der Priester, jedoch ohne Überzeugung. Mein Freund aus dem Stall nahm mich mit zu einem Geräteschuppen, dem einzigen Bauwerk auf dem Grundstück, das die Flammen verschont hatten. Dort lagen die Leichen, die man aus den Ruinen geborgen hatte, unter Gummilaken auf groben Tischen. Ich habe das Gesicht meines Vaters nicht erkannt. Ich schaute mir seine Hände an. Das Gold seines Eherings war geschmolzen und hatte sich um den freigelegten Knochen seines Ringfingers neu geformt. Dann fiel mir auf, daß sich in das noch vorhandene Fleisch seiner rechten Hand ein eigenartiges Muster gebrannt hatte. Ich untersuchte es eingehend und fertigte später aus dem Gedächtnis eine Zeichnung davon an. Und noch später fiel mir ein, wo ich es schon einmal gesehen hatte.
Mein Vater hatte im
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