Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
Vom Netzwerk:
könne mir in Ruhe über alles schwätze.«
    Onkel Michael allerdings empfing ihn
keineswegs ruhevoll, sondern im höchsten Grade erregt.
    »Was tust du bei dem Kerl im Auto?« schrie
er. »Was hast du da zu suchen?«
    Mathias schwieg und ertrug das Geschrei
mit Geduld, denn er dachte an den Abend, und dieser Gedanke richtete ihn auf.
    Dann endlich begaben sich die
Familienmitglieder zu den Autos, stiegen ein, ließen die Türen klappen, und
fort ging die Fahrt, Goslar zu.
    Nur der Harztiger und Fränzchen standen
noch neben dem Silbergrauen auf dem Parkplatz und hatten eine leichte Trübung
ihrer Beziehung zu überwinden. Fränzchen grollte, denn sie hatte es nicht gerne
gesehen, daß sie unbeachtet draußen stehen mußte, indes ihr Verehrer mit
Mathias im Auto Gespräche führte. Sie hielte es für unnötig, so murrte sie, daß
er mit der Familie in Verbindung träte, denn hätte er nicht sie? Wäre ihm das
nicht genug?
    O doch, lächelte der Harztiger, sie
wäre ihm schon genug, und er wolle gewiß niemanden sonst von der Familie auf
seine Schultern laden, aber dieser kleine Kerl wäre richtig drollig... Seine
Suche nach den Sicherheitsnadeln zum Beispiel, die hätte ihm großen Spaß
gemacht, und ob Franziska jetzt nicht gütigst einsteigen wolle...
    Sie tat es mit säuerlichem Lächeln, der
Motor heulte auf, und fort stürmte der Porsche, dem Familienkonvoi hinterher.
     
    Unser Auto machte wieder den Schluß.
Auf dem Rücksitz befand sich genau wie am Vortag das junge Ehepaar Gitti und
Klaus-Peter. An diesem Morgen herrschte jedoch bei ihnen eitel Glück und
Sonnenschein, indes die dunkle Gewitterwolke sich zu uns nach vorne verlagert
hatte, wo sie unheilschwanger über Manfred und mir brütete. Ich grollte, seit
ich auf dem Parkplatz hatte mitansehen müssen, wie Mathias in die Höhle des
Tigers kroch und so lange darin verweilte, daß mein Mutterherz vor Angst
erbebte. In dieser Not flehte ich Manfred an, seine Vaterpflicht wahrzunehmen
und das wehrlose Kind aus des Harztigers Klauen zu reißen. Doch er lachte nur
und sagte, ich solle mich nicht wie eine ängstliche Glucke gebärden. Mathias
habe nun einmal eine Schwäche für Sportwagen und fühle sich vermutlich wie im
Himmel, da er jetzt in einem solchen sitzen dürfe. Er, Manfred, würde
jedenfalls nichts unternehmen, um das Glück seines Sohnes zu verkürzen. Da
öffneten sich die Türen des Porsche. Auf der einen Seite rankte sich der
Harztiger empor, auf der anderen Mathias, lebendig und mit strahlendem Gesicht.
Der Harztiger legte den Arm um Fränzchen, Mathias aber schwebte — ja, ich sah
es mit eigenen Augen — er schwebte über den Platz, strahlte Vera an, als wäre
sie das Christkind höchstpersönlich, und achtete nicht der Gefühle seiner
Mutter, ihrer ausgestandenen Angst und Sorge.
    »Na siehst du, er lebt noch«, Manfred
legte mir väterlich die Hand auf die Schulter, »da hat sich das liebe Ameile
wieder ganz umsonst gesorgt.«
    Ach, wie seine Rede mich ärgerte, wie
sein Lachen meine Nerven strapazierte!
    So war es gekommen, daß ich im Auto saß
und leise vor mich hin brodelte, indes Gitti und Klaus-Peter sich mühten, durch
fröhliches Plaudern die Stimmung zu heben.
    »Weißt du noch, Amei«, Gitti stieß mir
ihren Finger zwischen die Rippen, »weißt du noch, wie wir zusammen in Finnland
waren?«
    Ich knurrte Zustimmung. Ja, und wie ich
das wußte. Es war so überaus scheußlich gewesen, daß ich es nie vergessen
würde. Nicht einmal die Erinnerung vermochte diese Reise zu vergolden. Die
Regenfahrt am Botnischen Meerbusen entlang, das allabendliche Aufschlagen der
Zelte, das Surren der Mücken. Wie der Wind das Feuer im kleinen Kocher
ausblies, wie der Reis nicht weich und die Eier nicht hart wurden, wie uns das
Geld ausging und schließlich all diese Umstände dazu führten, daß Manfred und
ich öfters als sonst in heftigem Zorn gegeneinander entbrannten.
    »Sie haben mich mitgenommen«, so
berichtete Gitti ihrem Löwenbändiger, »weil ich gerade Liebeskummer hatte und
alles in mich hineinschlang, was ich nur erwischen konnte. Da wollten sie mir
zeigen, daß die Welt noch andere Schönheiten bereit hielte. Ich hatte ein
kleines Zelt und sie ein großes. Jeden Abend schlugen wir zwei Zelte auf, und
jeden Morgen packten wir sie wieder ein. Erst war es noch ganz lustig, aber
dann fing der große Regen an, und sie stritten... Erinnert ihr euch noch an die
Axt?«
    »O Himmel, die Axt!« Wir prusteten los, Manfred und ich,
fast schon

Weitere Kostenlose Bücher