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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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wieder versöhnt in der Erinnerung an dieses Erlebnis.
    »Willst du die Geschichte von der Axt
hören, Klaus-Peter?«
    »Ja, was war mit der Axt?« fragte
dieser, nicht sonderlich interessiert.
    Manfred fing an: »Also, wir schlugen
unsere Zelte in einer Gegend auf, in der ein Bär gesehen worden war. Ich sagte
den beiden Damen nichts davon, nahm aber nachts die Axt mit ins Zelt, falls uns
der Bär besuchen sollte. Jetzt mußt du weitererzählen, Gitti.«
    »Sie hatten sich vorher wieder in den
Haaren gehabt. Amei kroch wütend ins Zelt, Manfred hinterher, die Axt in der
Hand. Es sah furchtbar aus. Ich dachte, er will sie erschlagen...«
    Gitti verstummte. Ich setzte den
tröstlichen Schluß an diese erbauliche Geschichte: »Seitdem haben wir nur noch
ein Zelt aufgeschlagen und zusammen darin kampiert, damit sie keine Angst mehr
haben mußte.«
    »Eheleute sollten sich nie vor anderen
streiten!« bemerkte Klaus-Peter.
    »Da muß ich dir beipflichten, ich habe
es gestern auch gedacht«, sagte Manfred, und Gitti rief: »Da kommt der Porsche!
Der hat’s vielleicht eilig!«
    Er brauste heran und gebärdete sich wie
ein Wilder. Tat, als wollte er uns allesamt in Grund und Boden rammen, hupte,
blinkte und scherte nach links aus, um die Straße zu überblicken. Die aber bot
keine freie Sicht, denn sie wand sich in Kurven bergauf. Eine Möglichkeit zum
Überholen schien nicht gegeben. Der Porsche heulte vor Ungeduld, und siehe, da
zischte er vorbei. Dieses gewagte Manöver wiederholte er dreimal, nämlich bei
Stefan, bei Christoph und bei Michael, und jedesmal hinterließ er Empörung und
Frustration.
    »Simpel, Dackel! Saukerl!« Solche und
ähnliche Ausdrücke gebrauchte Manfred, und da er mir nun endlich die Freude
machte, aus der Haut zu fahren, erwachte meine Liebe zu neuer Glut. Ich legte
die Hand versöhnungswillig auf sein Knie, er strich zärtlich darüber, und dann
schimpften wir alle vier in schöner Harmonie über den Porsche, den Harztiger
und Fränzchen.
    Mathias, in dessen zugesteckter
Hosentasche bereits wieder der Backenzahn nebst Eidechsenschwanz und
Taschenmesser ruhten, fragte gerade vorsichtig bei Tante Vera an, ob auch noch
alle Käfer in der Streichholzschachtel wären, da sah er den Porsche. Er drückte
seine Nase ans Fenster und verfolgte das gewagte Überholmanöver. Und während
Onkel Michael vor Zorn bebte und wilde Drohungen ausstieß, saß Mathias,
zitternd vor Glück und Vorfreude, und über seine Lippen flössen Worte der
Begeisterung: »Klasse! Toll! Schtark! Super!«
    Tante Vera mußte ihn mehrfach rütteln,
bevor er bemerkte, daß sie ihm die Streichholzschachtel hinhielt.
    »Es wird besser sein, du nimmst sie
wieder zu dir. In meiner Tasche ist einfach kein Platz!«
    »Ja, wenn du’s net magsch, Tante
Vera...«
    »Ich mag es sehr! Du darfst nicht
denken, daß ich es nicht zu würdigen wüßte... Hast du Lust auf Schokolade? Ich
hab’ da grade eine Tafel in meiner Tasche, sie versperrt mir nur den Platz.«
    »Dank schö, Tante Vera! Gib se no her,
i bring se scho nei. Du, den Schtein, der wie ‘n Frosch aussieht, den hasch net
in der Tasch?«
    Sie suchte und kramte, obwohl sie genau
wußte, daß sie dieses unnütze und ärgerliche Geschenk auf dem Parkplatz hatte
fallen lassen.
    »Ich kann ihn nicht finden. Zu dumm, wo
hat er sich denn versteckt? Jedenfalls, wenn wir in Goslar sind, dann essen wir
zusammen ein Eis. Ich lade dich ein.«
    Mathias lehnte sich zurück. Was für ein
Glückstag! Alles gedieh ihm zum Guten. Er dachte an den Abend, und ihm wurde
ganz schwindlig vor lauter Seligkeit.

Die Kaiserstadt und
das Lumpenkönigreich
     
     
    In Goslar schien die Sonne auf Giebel
und Dächer und auch hinunter in die Gäßchen, durch die vielschaulustiges Volk und unsere Familie marschierten.
    Ein Eiscafe lockte. Mathias sah es und
hielt sogleich Ausschau nach Tante Vera. Er eilte an ihre Seite und gab ihr
einen freundschaftlichen Stoß, bemüht, ihr Augenmerk in die gewünschte Richtung
zu lenken.
    »Guck, Tante Vera, was da drübe isch.
Mir wolltet doch Eis esse. Weisch des nemme?«
    Der Wubbel trottete zwischen Onkel
Michael und Tante Vera seines Weges. Nein, er war nicht froh! Keiner machte ein
Späßchen, keiner kümmerte sich um ihn. Sie redeten da oben miteinander, und er
hier unten war ganz allein. Seine Lippen zitterten kummervoll. Da drang das
Wort »Eis« an sein Ohr, und augenblicklich erfüllte ihn neuer Lebensmut.
    »Ontel Michajehl, Wubbel will Eis!«
    Er legte die Hand

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