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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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zu
einigen. Vorerst fuhr er in die Hosentaschen, stülpte sie nach außen, unterzog
sie einer genauen Prüfung und zog seufzend die Luft durch die Nase. Ach, nun
wußte er, warum ihn dieses Mißgeschick zum zweiten Mal betroffen. Ein Loch.
Lind da drüben stand die Mutti und hatte ganz bestimmt keine Lust zum Zunähen
und keine Nadel und keinen Laden. Vera würgte die letzten Gummibären hinunter.
    »Ich stopfe es dir, wenn wir heute
abend heimkommen.«
    »Aber i brauch’s doch glei, Tante Vera,
sonscht fällt mer’s wieder naus! Was mach i bloß?«
    Sein Blick wanderte ratsuchend über den
Parkplatz und blieb am Porsche hängen und an Fränzchen. Er strahlte auf und
marschierte hinüber.
    »Was ist?« Fränzchen betrachtete ihn
ungnädig. »Was willst du?«
    »Ach, Tante Fränzle, Tschuldigung,
Fränzle, hasch kei Sicherheitsnadel für mi übrig?«
    Fränzchen guckte zur Seite, wo der
schmucke und vermutlich außerordentlich ordentliche Bert stand, und äußerte
barsch: »Woher soll ich eine Sicherheitsnadel haben?!«
    Mathias traute seinen Ohren nicht! Seit
er die Tante kannte, trug sie ungeahnte Mengen von Sicherheitsnadeln am Leibe.
    »Aber Tante Fränzle, du hasch doch
immer welche.« Er versuchte ihrer Vergeßlichkeit nachzuhelfen. »Im BH, Tante
Fränzle! Da hasch du geschtern no zwei ghabt. Weisch nemme, wie der Hake
abgfatzt isch, un Tante Gitti hat ‘n wieder zugschteckt, im Wald, weisch nemme?
Un Tante Vera hat gholfe, weil er doch immer wieder aufknallt isch...«
    »Willst du wohl den Mund halten!«
    »Bitte, Tante Fränzle, kannsch mir net
eine abgebe? Mei Hosentasch hat e Loch, und mei Taschemesser fällt naus...«
    Der Harztiger rückte interessiert
näher.
    »Wollen wir einmal nachsehen?« fragte
er.
    »Ja bitte!« rief Mathias voll
Dankbarkeit und Freude über diese unverhoffte Hilfe. Aber die Tante knirschte
unangenehm mit den Zähnen und schaute so zornig drein, daß die beiden angstvoll
die Köpfe einzogen.
    »Warte mal«, sagte der Harztiger und
kroch ins Auto, »ich glaube, ich habe eine.«
    Mathias drückte sich auf der anderen
Seite in den Porsche und saß nun voll Glück und Seligkeit in seinem Traumauto,
indes der Harztiger eine Schachtel hervorkramte.
    »Hier, junger Mann, bist du damit
zufrieden?«
    Er hielt ihm eine ganze Packung
Sicherheitsnadeln vor die Nase, aber Mathias hatte vergessen, warum er
gekommen, sein Sinnen und Trachten zielte einzig darauf, mit diesem Auto fahren
zu dürfen. Tante Fränzchen war ihm lieb und wert, aber solch ein Fahrzeug
vermochte sie nicht zu würdigen. Was wußte sie denn von der Schönheit eines
Sportwagens, vom Zauber der Technik, vom Rausch der Geschwindigkeit?
    »Wie schnell fährt er?«
    »260.«
    »O Mann!« Mathias schloß überwältigt
die Augen, ihm schwindelte, aber er riß sich alsbald zusammen, denn nun galt
es, überlegt zu handeln und überzeugend zu sprechen.
    »Da wird’s der Tante Fränzle beschtimmt
schlecht! Da muß se schpucke!«
    »Ich fahre auch keine 260 mit ihr. Hör
einmal her, junger Mann.« Mathias hob das Gesicht zu ihm empor. Aus seinen
Augen drang ein so brennendes Verlangen, daß es sogar den Harztiger rührte.
»Jetzt geht es nicht, denn Franziska und ich wollen alleine fahren, aber heute
abend, ich verspreche es dir, heute abend drehe ich mit dir eine Runde,
vielleicht sogar zwei.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich und wahrhaftig. Du kannst
dich darauf verlassen. Aber dafür mußt du uns in Ruhe lassen. Verstanden?«
    Die beiden Männer reichten sich die
Hand, stiegen aus dem Auto, und damit hatte der Harztiger einen Vasallen
gewonnen. Mathias aber wandelte seines Weges wie auf Wolken. Wahrhaftig, er
wußte nicht, in welches Auto er steigen sollte, denn sie waren allesamt lahme
Enten gegen diesen Traumwagen, in dem er gesessen und wieder sitzen würde,
heute abend. Er fing an, die Stunden zu zählen, und stieß dabei auf Tante Vera,
die seine Kostbarkeiten in ihrer Handtasche zu verstauen suchte. Sie hielt den
Eidechsenschwanz in spitzen Fingern und seufzte.
    »Du willst ihn nicht etwa wiederhaben?«
fragte sie vorsichtig. »Ich meine, er ist ja wundervoll, und ich freue mich
sehr, aber eigentlich gehört er doch dir!«
    Mathias’ Geist kehrte flugs auf die
Erde zurück. Was für ein Tag! Jetzt gab ihm die Tante von ganz alleine den
kostbaren Schwanz zurück. Vielleicht gelang es ihm auch noch, den Backenzahn
aus ihren Händen zu reißen. Heute war alles möglich.
    »I schteig bei euch ei, Tante Vera«,
sagte er, »no

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