Sieben auf einen Streich
und antwortete, nein, zum
richtigen Räuber habe er es noch nicht gebracht, obgleich er manchmal gerne
einer wäre, der Wubbel könne es ihm ruhig glauben.
Der Wubbel nickte und glaubte es. Nach
einer Weile erhob er noch einmal das Stimmchen und erkundigte sich, ob der Mann
eine Maus sein eigen nenne.
Auch hier mußte der Harztiger
verneinen, versprach jedoch, sofern er je einer habhaft werden sollte, sie dem
Wubbel unverzüglich zu übersenden.
»Sie wohnen in Löchern«, erklärte
Wubbel, »und wenn man ihnen Täse hinlegt, tommen sie raus, weil sie riechen
ihn. Dann tann man sie danz leicht triegen!«
Der Harztiger bedankte sich für den
wertvollen Hinweis und versprach, ihn zu beherzigen.
Hierauf versank der Wubbel in
friedlichen Schlummer und erwachte erst, als die Mami ihn aus dem Auto riß und
so fest an sich drückte, daß er keine Luft mehr bekam.
»I verstick, i verstick!« schrie er,
und dann zu dem Harztiger hinüber: »Verdiß nich die Mäuse!«
Der Harztiger lachte. »Ei wo werd’ ich
denn. Du kriegst alle, die mir über den Weg laufen.«
Da war der Wubbel zufrieden und
glücklich. Er legte sein Köpfchen auf Mamis Schulter und ließ sich ins Bett
tragen.
Andreas aber durfte den Motor
besichtigen und Fragen stellen. Er fand in dem Harztiger einen so geduldigen
Lehrmeister, daß er beschloß, ihn später in die Technik des Glockenspiels
einzuweihen.
Dazu kam es jedoch nicht mehr, denn als
die beiden wieder ins Restaurant traten, da war des Harztigers Nähe so gesucht,
daß Andreas wieder einmal abgedrängt wurde von den Erwachsenen. Es herrschte
eitel Liebe und Freundlichkeit. Die Familie rückte zusammen. Michael
höchstpersönlich trug einen Stuhl herbei, Mathias holte die Pfeife, Manfred bot
Tabak an aus seinen Beständen.
Fränzchen sah dies alles mit Verdruß
und wollte sich der neuen Situation nicht widerspruchslos hingeben. Sie
entfernte sich rockwedelnd aus des Harztigers Nähe, plazierte sich aber so
geschickt, daß sein Auge notgedrungen auf ihre Blumenwiese fallen mußte, sobald
er den Kopf hob. Dies tat er denn auch mit Beharrlichkeit und mußte dabei den
Anblick des Yogi hinnehmen.
»Sie haben eine Neuanschaffung«,
stellte er fest.
»Wir haben ihn in der Kaiserpfalz
kennen- und liebengelernt«, antwortete Christoph, »Jette, das gute Kind, hat
ihn uns zugeführt.«
Der Harztiger musterte Henriette, als
wolle er ergründen, was, um alles in der Welt, einen jungen Mann an ihr
faszinieren könne. Henriette ließ unverzüglich den Haarschleier vors Gesicht
fallen. Diese Erwachsenen! Da gab sie sich die größte Mühe, ihnen verständnisvoll
zu begegnen, aber, weiß Gott, sie machten es ihr nicht leicht. Schon Onkel
Christophs Bemerkung über »Jette, das gute Kind«, hatte sie hart getroffen,
denn aus des Onkels Stimme troff Ironie, und diese konnte Henriette nicht
leiden. Dazu der abschätzende Blick jenes Menschen, welcher sich mit Hilfe
eines protzigen Autos und heimtückischer Kinderfreundlichkeit in die Familie
eingeschlichen hatte. Jette legte den Arm um die einzig fühlende Brust in
diesem Kreis, nämlich um Yogi. Der hob gerade den Kopf, denn der Harztiger
hatte eine Frage an ihn gerichtet.
»Und Sie sind freiwillig mitgekommen?«
So hatte er gefragt und damit die Familie wieder einmal vor den Kopf gestoßen,
denn legten seine Worte nicht die Vermutung nahe, wir hätten uns dieses struppigen
Jünglings bemächtigt und ihn gekidnappt? Die Tat der Selbstverleugnung und
Nächstenliebe, da trat er sie in den Staub, und zwar mit genüßlichem Lächeln.
»Na klar bin ich freiwillig
mitgekommen! Mann, mir geht’s gut hier!«
Mit diesem klaren Bekenntnis rettete
der Yogi unsere Ehre und die Situation, stand auf und zog sich die Parka aus,
denn es war ihm warm geworden.
Wie Jette, so trug auch er einen
schlubbelig-schlampigen Rollkragenpullover von undefinierbarer Farbe.
Wahrhaftig, sie glichen einander, nicht nur in der Verpackung, nein, auch in
den flapsigen Bewegungen und in der geduckten Verteidigungshaltung gegenüber
der Außenwelt.
Der Harztiger ließ nicht ab, sein
Interesse zu bekunden.
»Und Sie reisen so in der Welt umher?«
»Ich trampe.« Yogis Mitteilungsdrang
war offenbar nur schwach entwickelt. Außerdem tat er nicht gern zwei Dinge auf
einmal. Jetzt gerade aß er, und war er fertig damit, dann würde er sich
unterhalten. Alles zu seiner Zeit.
Inzwischen waren sich am anderen Ende
des Tisches Andreas und Mathias in die Haare geraten. In Andreas’
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