Sieben auf einen Streich
muß
ein Kurzer sein.«
Andreas, Mathias und Yogi saßen
gleichfalls im Dunkeln.
»Jetzt hab’ ich das doch nicht
hingekriegt mit der Lampe«, sagte der Yogi. »Keine Sorge, Mann, ich hol’ mein
Zeug und schlaf’ bei euch!«
Andreas und Mathias verharrten noch
immer in schreckhafter Erstarrung.
»Mei lieber Scholli, hat des knallt!«
stammelte schließlich Mathias.
»Und stinke tut’s wie bei ‘nem Brand.«
Andreas stieß dem Yogi einen belehrenden Zeigefinger zwischen die Rippen.
»Weisch, was i glaub? Mir hättet den Stecker rausziehe müsse, bevor du da an
der Lamp rumschraubsch. Ehrlich, Yogi, des war vielleicht gefährlich, und drum
isch des Licht ausgange!«
Der Yogi schlug sich mit der flachen
Hand vor die Stirn.
»Mann, das hab’ ich total vergessen!«
Er kroch unter das Bett und zerrte so
lange an dem Kabel, bis der Stecker aus der Wand fuhr.
»So, jetzt ist alles okay! O verdammt!«
Er war zu früh aufgetaucht, und sein Kopf hatte einen schmerzhaften Stoß gegen
die Bettkante hinnehmen müssen. Aber der Yogi gehörte nicht zu den wehleidigen
Geschöpfen dieser Erde, er war hart im Nehmen, und außerdem rief ihn die
Pflicht. Also krabbelte er stöhnend durch die Dunkelheit der Tür zu.
»Den Rekorder von der Jette muß ich
auch noch in Ordnung bringen. Bis nachher!«
»Du hasch dir doch d’ Händ wasche
wolle!« rief ihm Andreas hinterher.
Aber der Yogi war schon auf dem Weg zu
seinem nächsten Opfer. Draußen trat er in den Lichtkegel von Michaels
Taschenlampe. Er war froh, Licht und einen Menschen zu sehen, den er nach dem
Weg fragen konnte, was er denn auch unverzüglich tat: »Wo schläft die Jette?«
Bei Michael aber war er mit dieser
Frage an den Falschen gekommen, denn dieser Onkel hielt auf Zucht und Anstand
und huldigte der Meinung, daß ein junger Mann im Zimmer einer jungen Dame rein
gar nichts zu suchen habe. Genau dies teilte er dem Yogi mit. Doch bevor er weitere
Unfreundlichkeiten ausstoßen konnte und sein Herz erleichtern, trat Henriette
aus der Dunkelheit des Ganges, faßte den Yogi liebreich an der Hand und zog ihn
hinter sich her ihrem Zimmer zu.
Michael ließ den Lichtkegel noch ein
Weilchen auf der Tür ruhen, hinter der die beiden verschwunden, schüttelte
ausgiebig den Kopf über die Verderbnis der Jugend und die Frechheit, mit der
sie dies vor aller Welt bekundete, seufzte, tappte die Treppe hinunter und
kehrte mit einem Hotelangestellten wieder. Der machte sich am Sicherungskasten
zu schaffen, und alsbald flammte das Licht wieder auf.
Nachdem der Yogi sein Zerstörungswerk
vollendet und das Zimmer verlassen hatte, nutzten die beiden Brüder nicht etwa
die Zeit, um ihre Hände zu waschen, nein, sie verfielen in heftige
Zwistigkeiten und vergaßen darüber Zeit und Essen.
Während sie oben balgten, erschienen
die Familienmitglieder nach und nach unten im Restaurant, sauber gewaschen und
frisch gewandet, und alle erlitten den gleichen Schock. An seinem Ecktisch saß
der Harztiger in gewohnter Frische und Eleganz. Jedermann hatte ihn längst in
weiter Ferne gewähnt.
»Es ist nicht zu fassen!« murmelte
Michael. »Der Bursche hat vielleicht Nerven!«
Fränzchen trat ein, flankiert von Yogi
und Jette. Sie stutzte, rang nach Luft und ging dann kurz entschlossen zu ihrem
Verflossenen hinüber.
»Na, so was! Bist du noch da?«
Es war dies eine Frage, die sich
eigentlich erübrigte, denn da saß er ja für jeden sichtbar, erhob sich jetzt
und quittierte ihre Worte mit amüsiertem Lächeln und der Gegenfrage: »Siehst du
nicht mehr gut, liebe Franziska?«
Indes sie schluckte und eine Wolke von
Peinlichkeit in der Luft hing, wanderten Yogis Augen verwundert vom hübschen
Fränzchen zum eleganten Harztiger.
Fränzchen präsentierte sich diesmal im
rassigen Jugoslawen-Look. Im schwingenden schwarzen Rock steckte eine
reichbestickte Bluse. Durch die braune Haarkrone wanden sich rote Bänder.
Der Harztiger hatte vom distinguierten
Grau zum sportlichen Blau hinübergewechselt, stand da in blauen Hosen und
blauem Rollkragenpullover und sah netter aus, als uns lieb war. Seine Augen
ruhten auf Fränzchens Bluse. Meine auch.
Diese Bluse hatte Fränzchen von ihrem
ersten selbstverdienten Geld gekauft, hatte sie aber vor den Augen der Familie
sorgfältig verborgen gehalten, bis zu dem Abend eines Gemeindefestes. Da hielt
sie es für angebracht, das gute Stück unter die Leute zu bringen. Wir warteten
bereits vor der Tür des Gemeindehauses, um als geballte Pfarrhausmacht in
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