Sieben in einem Auto
andern einfach abzuhängen!“
„Rasen ist nur was für Bescheuerte“, sagte Conny. „Was hast du denn davon, wenn du eine Stunde eher da bist, wo du hin willst?“
„Das schnelle Fahren muß toll sein“, schwärmte Sascha. „Alles fegt nur so an dir vorbei, die Häuser und Bäume und Leitungsmasten!“
Herr Heger schüttelte den Kopf.
„Nee, Sascha“, sagte er, „das kann man vielleicht für eine halbe Stunde toll finden, aber dann hat man genug davon. Bei hohen Geschwindigkeiten muß man nämlich das Steuer sehr fest in der Hand halten und sich ganz auf den Verkehr konzentrieren. Die Schönheit einer Landschaft kann man nicht genießen, ja, man nimmt sie überhaupt nicht wahr! Außerdem ist es natürlich viel gefährlicher! Wenn man plötzlich bremsen muß, wegen einer Baustelle vielleicht oder wegen eines Unfalls, kann es sein, daß man sein Fahrzeug nicht rechtzeitig zum Stehen bringt, und dann tschüß, Mariechen!“
„Wer ist Mariechen?“ fragte Jan.
„Das ist ein Mädchen“, sagte Herr Heger.
„Fährt die nicht mit?“
„Nicht mit? Wieso? Was meinst du?“
„Weil du doch tschüß zu ihr gesagt hast?“
Conny lachte.
„O Jan“, rief sie. „Papa hat das nur so gesagt! Genauso wie mit dem Strumpf im Kofferraum! Er meint, daß man dann vielleicht selber einen Unfall hat, vielleicht sogar tot ist, und sein Mariechen, oder wen man sonst hat, nicht mehr wiedersieht.“
„Und den Strumpf? Was ist mit dem Strumpf? Sieht man den auch nicht wieder?“
„Natürlich nicht! Gar nichts sieht man wieder, wenn man tot ist.“
„Gar nichts?“
„Jawohl, gar nichts!“
Jan steckte den rechten Zeigefinger in den Mund und dachte nach. Plötzlich rief er: „Mama hat auch gelügt!“
„Wie kommst du denn mit einemmal darauf?“ fragte Herr Heger verblüfft.
„Weil... weil, sie hat gesagt, wir sehen Wolfgang wieder, wenn wir tot sind. Im Himmel. Und er ist schon da und wartet auf uns.“
„Ach, das meinst du“, sagte Herr Heger. „Das stimmt natürlich. Im Himmel sehen sich die Menschen alle wieder. Da sind die Toten ja wieder lebendig, ihre Seelen jedenfalls.“
„Laufen die da rum?“
„Ja, ich denke schon. Laufen und sitzen und liegen.“
„Im Bett?“
„Tja, das weiß ich auch nicht so genau, Jan, ich war ja noch nicht da oben.“
„Vielleicht ist da auch Gras, was? Wo sie auf liegen können?“
„Kann schon sein.“
„Immer schön gemäht mitten Rasenmäher?“
„Ich glaube“, schaltete sich Frau Heger ein, „du stellst dir den Himmel nicht richtig vor. Ich kann mir nicht denken, daß es da einen Rasen gibt und Betten. Das brauchen Seelen auch gar nicht. Die können sich einfach so hinlegen ohne alles.“
„Ohne alles?“ wunderte sich Jan.
„Ja! Seelen haben doch keine Arme und Beine wie wir und auch keinen Körper!“
Christine und Sascha wußten nicht recht, was sie dazu sagen sollten. Jan aber wollte unbedingt noch mehr wissen. „Haben sie eigentlich Zeug an?“ fragte er.
„Wer?“
„Die Seelen!“
„Nein“, sagte Frau Heger, „was sollen sie denn mit Zeug?“
„Frieren sie denn nicht?“
„Ach, was, Junge! Eine Seele friert nicht und schwitzt nicht und hat keinen Hunger und keinen Durst. Sie braucht auch kein Bett und keinen Rasenmäher, weil sie doch gar keinen Körper hat wie wir.“
„Auch keinen Kopf?“
„Nein, auch keinen Kopf.“
„Auch keine Augen?“
„Na, hör mal“, sagte Frau Heger, „wie soll eine Seele Augen haben, wenn sie keinen Kopf hat, kannst du mir das wohl verraten?“
„Aber sie kann doch sehen!“ rief Jan. „Die andern Seelen alle, die da sind!“
Herr Heger schmunzelte. Nun sieh man zu, wie du dich da herauswindest, bedeutete das.
„Weißt du“, fuhr Frau Heger geduldig fort, „Seelen brauchen das alles nicht, was wir brauchen, und doch können sie einander erkennen. Das ist ja das Wunderbare an ihnen. Deine Seele und meine Seele können sich im Himmel ohne Augen sehen und ohne Ohren hören, und sie können sich miteinander freuen und glücklich sein.“
Jan zupfte an dem Kissen herum, das er sich auf die Knie gelegt hatte, und dachte nach.
„Hab ich auch eine Seele?“ fragte er nach einer Weile. „Natürlich“, antwortete Frau Heger, „alle Menschen haben eine.“
„Kommt die auch in den Himmel?“
„O ja, du bist ja ein lieber Junge, und darum kommt deine Seele genauso in den Himmel wie die von deinem Bruder Wolfgang.“
„Ist der so groß gewesen wie ich?“
„Etwas größer, er
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