Sieben in einem Auto
meint, was Dichten ist“, sagte Herr Heger.
„Ja, das meint er“, sagte Jan.
„Ach so“, rief Conny. „Hättest du auch gleich sagen können! Dichten ist Selbermachen, weißt du? Ein Lied und ein Gedicht und eine Geschichte und so was. So wie Papa das macht mit seinen Büchern.“
„Kann ich auch“, sagte Christine. „Ist ganz leicht, wenn man’s kann.“
„Haha, Witz, komm raus, du bist umzingelt!“ rief Sascha. „Wetten?“ rief Christine. „Hier, paß auf: Was hängt oben an der Wand? Ein kaputtes Gummiband.“
„Auweia, das ist aber ein tolles Gedicht!“ spottete Sascha. „Das kann ich auch.“
„Du auch gerade!“
„Klar, ich, wer denn sonst! Meine Hose hat ein Loch und ein zweites kriegt sie noch!“
„Was denn“, rief Frau Heger, die ein bißchen vor sich hin gedöst und nur mit halbem Ohr zugehört hatte, „du hast schon wieder ein Loch in der Hose? Wie hast du das denn hier im Auto fertiggebracht? Kannst du nicht ein bißchen sorgfältiger mit deinen Sachen umgehen!“
„Aber, Mama“, rief Christine und schüttete sich aus vor Lachen, „das ist doch nur ein Gedicht! Sascha hat das mit dem Loch nur gedichtet, damit das schön klingt!“
„Ich möchte wissen, was an einem Loch in der Hose schön klingt“, sagte Frau Heger und schüttelte den Kopf. „Könnt ihr nicht was anderes dichten?“
„Au ja, das machen wir“, rief Sascha. „Jeder macht ein Gedicht, und wer das schönste macht, der kriegt..
„Der kriegt das, was noch nicht mal die Königin von England gekriegt hat“, ergänzte Herr Heger. „Einen Händedruck von mir. Los, fangt an, ich mache auch mit!“
„Gut, ich zuerst“, sagte Sascha.
„Nee, ich!“ rief Jan.
„Du kannst das noch nicht, bei dir wird das Quatsch!“ wehrte Sascha ab.
„Laß ihn doch mitmachen“, forderte Conny. „Es macht doch nichts, wenn es Quatsch wird. Dann haben wir wenigstens was zu lachen. Je quätscher desto besser! Man zu, Jan, probier’s!“
Jan steckte den Finger in den Mund und griente. Plötzlich schlug er mit den Fäusten auf die Riicklehne des Vordersitzes und schrie: ,,La la la la la la la!“ Dann drehte er sich um und steckte den Kopf in das hinter ihm liegende Kissen. „Da hört ihr’s“, sagte Sascha, „er kann’s noch nicht!“
„Klar, kann er’s!“ rief Conny. „Das war doch gut! Paß auf, was man daraus machen kann! La la la la la la la, der liebe kleine Jan ist da!“
„Pah“, machte Sascha, „so was Doofes! Das ist doch noch kein Gedicht, das kann doch jeder! Hier: Lu lu lu lu lu lu lu, alle Kühe sagen mu.“
„Gut“, sagte Conny, „so weiter: Wau wau wau wau wau wau wau, alte Esel werden grau.“
„Hört“, sagte Herr Heger, „wir machen ein Spiel daraus. Einer sagt eine Zeile, und der nächste muß eine passende Zeile dazudichten. Zum Beispiel: Wenn das Meerschwein Husten hat... jetzt sagt ein anderer: kommt der Doktor aus der Stadt.“
„Auja, das ist prima!“ rief Christine. „Ich fang an! Wo die hohen Häuser stehn... Los, Sascha, dichte weiter!“
„... kann ich Tante Paula sehn!“ fuhr Sascha fort und lachte. „Jetzt mach ich den Anfang. Wenn ich großen Hunger hab... Mach weiter, Conny!“
„... beiß ich dir die Nase ab“, sagte die, ohne nachzudenken. „Und nun eins für unsern Jan. Ei was ruft der Kasper da?“
„Tri tra tri tra trallalla!“ schmetterte Jan und hämmerte wieder auf die Lehne seines Vaters.
„Junge, hör auf!“ rief der. „Sonst fahre ich noch gegen die Leitplanke! Jetzt bin ich an der Reihe. Wenn es regnet oder schneit...“
„...ist das Weihnachtsfest nicht weit“, ergänzte Christine. „Hm, zu Weihnachten hätte ich jetzt auch Lust“, sagte Sascha. „Schnee und so, Schlittenfahren, Nüsse knacken, Kuchen essen!“
„Kuchen?“ fragte Herr Heger. „Das ist mein Stichwort! Darauf brauchen wir nicht bis Weihnachten zu warten. Ich fahre auf den nächsten Parkplatz, und da wird erst einmal gefuttert. Mama hat nämlich noch einen tollen Kuchen gebacken, so ganz nebenbei, mit Nüssen und Mandeln, der wird uns bestimmt schmecken. Und die Wurst, die sie eingepackt hat, ist auch nicht ohne, was Mama? Also, sagt mir sofort, wenn ihr einen Hinweis auf einen Parkplatz seht, damit ich nicht dran vorbeisause.“
Er hatte das letzte Wort kaum gesprochen, da schrie Jan: „Da ist ein Parkplatz, Papa, da!“
„Tatsächlich“, staunte Herr Heger, „er hat recht! Geht noch nicht zur Schule, aber weiß schon, wie das Schild für einen
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