Sieben in einem Auto
Stichwort für Stefan, der die ganze Zeit im Arm seiner Mutter geschlafen hatte. Er wachte auf, prustete, daß der Schnuller wie abgeschossen aus seinem Mund flog, und gab zu verstehen, daß er Hunger hatte. Frau Heger fischte die Babyflasche aus dem Proviantkorb und steckte ihm den Sauger in den Mund.
Die andern Kinder hörten ihn schmatzen und merkten mit einemmal, daß sie auch Hunger hatten.
„Wollen wir nicht mal in eine Autobahnraststätte gehen und ganz was Tolles essen?“ fragte Sascha. „Ein Steak oder ein Kotelett?“
„Auja!“ rief Conny. „Das wäre auch was für die älteste Tochter meines Vaters!“
Frau Heger schüttelte jedoch den Kopf.
„Nein, Kinder, heute nicht! Wir sind bald in Plüderhausen bei Tante Steffi, und da wartet bestimmt ein leckeres Abendbrot auf uns. Wenn ihr dann schon satt seid und nichts eßt, ist Tante Steffi beleidigt.“
„Och“, sagte Sascha, „ich esse auch noch was, wenn ich satt bin.“
„Ich auch“, stimmte Jan zu, „Vollmilchschokolade und Nußschokolade und alles!“
„Alles nicht!“ sagte Christine.
„Doch, alles!“
„Keine Mettwurst!“
„Doch!“
„Keine Sülze!“
„Doch!“
„Keinen Stinkerkäse!“
„Bäh! Nee, den mag ich nicht! Kriegt man ja ganz viel Stinke in den Bauch!“
„Siehst du“, triumphierte Christine, „hab ich ja gewußt, daß du nicht alles ißt!“
„Hat Tante Steffi viel Stinkerkäse?“ fragte Jan.
„Klar!“ rief Sascha. „Den ganzen Kühlschrank voll!“
„Stimmt ja gar nicht!“
„Stimmt doch! Tante Steffi und Onkel Stefan essen den ganzen Tag Stinkerkäse, morgens auf Brot, mittags in der Suppe und abends im Rührei.“
„Ist das wahr, Mama?“
„Unsinn“, antwortete Frau Heger, „kein Mensch mag den ganzen Tag Stinkerkäse!“
„Weiß ich doch!“ rief Jan. „Sascha hat nur wieder gelügt!“
„Gelogen heißt das“, berichtigte Conny. „Sascha hat nur wieder gelogen, mußt du sagen.“
„Gelogen, wenn er gelügt hat?“
„Ja.“
„Komisch!“ staunte Jan. Und nach einer Weile stillen Nachdenkens: „Gelügt ist aber besser, weil das eine Lüge ist!“
„Und gefliegt ist besser, weil das eine Fliege ist“, sagte Conny und tippte sich an die Stirn.
Herr Heger lächelte seine Frau an.
„Eines Tages werde ich ein Buch über unsere Familie schreiben“, sagte er. „Das ulkige Gerede der Kinder muß einfach festgehalten werden.“
Abends um sechs Uhr waren sie in Plüderhausen.
„Was ist denn hier los?“ wunderte sich Frau Heger beim Anblick der bunten Fahnen, die quer über die Straße gespannt waren.
„Die geben sicherlich ein Fest, um uns zu begrüßen“, sagte Herr Heger schmunzelnd.
„Ja, guck doch!“ rief Sascha. „Da steht’s drauf: Sommerfest in Plüderhausen vom 26. Juli bis zum 4. August.“
„Au fein, da kommen wir ja gerade richtig!“ freute sich Christine. „Ob es da auch Karussells gibt?“
„Bestimmt“, sagte Frau Heger, „sonst hätten die Kinder ja nichts davon.“
„Gehen wir auch hin?“
„Kann schon sein. Morgen vielleicht, wenn ihr mögt.“
In der Kantstraße standen viele neue Häuser, die alle aussahen wie Geschwister. Nur in Kleinigkeiten unterschieden sie sich.
„Da wären wir also“, sagte Herr Heger, „wohlbehalten und gesund! Nun sag mir nur einer, in welchem Haus Tante Steffi wohnt! Ich hab nämlich keine Ahnung.“
„Ich auch nicht“, antwortete seine Frau, „aber ich vermute, in diesem hier, das hat die hübschesten Blumen und den schönsten Balkon, und das paßt zu Tante Steffi.“
Sie hatte recht. Kaum war Herr Heger vorgefahren, da erschien die siebzigjährige Tante oben an der kleinen Steintreppe, die zum Eingang hinaufführte, und winkte den Ankommenden zu.
„Na, da seid ihr ja endlich!“ rief sie. „Wir fürchteten schon, ihr hättet einen Unfall gehabt, weil ihr doch schon am Nachmittag hier sein wolltet.“
„Die Autobahn war ziemlich voll“, sagte Frau Fleger, „das hat Zeit gekostet.“ Sie gab ihrer Tante einen Kuß und stellte ihr nacheinander die Kinder vor.
„Das ist Conny“, sagte sie. „Die ist schon fast erwachsen und sehr vernünftig. Sie hilft mir oft bei meiner vielen Arbeit, wenn sie ihre Schulaufgaben gemacht hat. Unser Sascha ist elf. Er ist ein fleißiger Schüler und den ganzen Tag zu Spaß und Schabernack aufgelegt. Und ein guter Esser ist er auch. Diese kesse Biene hier ist Christine, acht Jahre alt und der beste Sportler der Familie. Sie kann auf dem Kopf stehen
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