Sieben in einem Auto
war ein Jahr älter, als er starb.“
„Hm“, machte Jan, „dann ist das aber schade!“
„Was ist schade?“
„Daß die Seelen keine Arme und Beine haben und nichts! Kann ich ja gar nicht Go-cart fahren mit Wolfgang.“
„Jetzt hör aber auf!“ rief Sascha. „Im Himmel Go-cart fahren! Das hab ich ja noch nie gehört! Du fragst vielleicht einen Quatsch!“
„Wenn ich nicht Go-cart fahren kann, freue ich mich aber nicht!“ sagte Jan. „Und ohne Arme und Beine auch nicht!“
Frau Heger hob die Schultern und stieß ihren Mann an.
„Sag du doch mal was!“ forderte sie ihn auf. „Vielleicht kannst du ihm das besser erklären. Du bist doch Lehrer!“
„Ich muß jetzt zu sehr auf den Verkehr achten“, wehrte Herr Heger ab, „und kann gar nicht darüber nachdenken. Vielleicht fällt mir gleich was dazu ein, wenn wir auf der Sauerlandlinie sind.“
Eine Zeitlang hing jeder seinen Gedanken nach und schwieg. Da nahm Christine den Faden wieder auf.
„In den Himmel kommt man erst, wenn man tot ist. Ich möchte aber noch nicht tot sein, ich bin gerne auf der Erde.“
„Ich auch!“ rief Sascha. „Auf der Erde hat man Arme und Beine und kann den ganzen Tag Go-cart fahren und alles! Ob man im Himmel auch soviel Spaß hat, weiß man nicht.“
„Essen kann man da übrigens auch nicht“, warf Conny ein, „und das wäre dir bestimmt nicht recht.“
„Nee“, stimmte Sascha zu, „nichts essen und immer schon satt sein, das wäre nichts für mich!“
Als sie die Sauerlandlinie verließen, begann es heftig zu regnen. Herr Heger verlangsamte das Tempo und blieb auf der rechten Fahrspur.
„Jetzt werden wenigstens mal die toten Mücken und Fliegen von der Windschutzscheibe gewaschen“, sagte er, „man konnte ja kaum noch was sehen!“
„Haben Tiere auch eine Seele?“ fragte Jan.
„Ich denke doch“, antwortete Herr Heger.
„Kommen die auch in den Himmel, wenn sie tot sind?“
„Das ist wohl anzunehmen.“
„Die Mücken auch?“
„Jaja, natürlich, Mücken sind ja auch Tiere, nicht?“
„Magst du Mücken gern?“
„Nein, besonders gern nicht, weil sie ja stechen, wie du weißt.“
„Und wenn du im Himmel bist und die Mücken da oben rumfliegen und dich stechen, freust du dich dann?“
„Aber, Jan“, sagte Herr Heger, „die Mücken können im Himmel nicht mehr stechen! Sie haben da doch auch keine Beine und keine Arme mehr, genau wie wir, und natürlich auch keinen Rüssel zum Stechen und Blutsaugen. Nur ihre Seele fliegt da oben rum.“
„Das muß aber eine kleine Seele sein! So ganz klitzeklein, was?“
„Bestimmt!“ rief Christine. „Die Fliegenseelen sind schon ein bißchen größer und die Schmetterlingsseelen noch ein bißchen.“
„Am größten sind die Elefantenseelen“, rief Sascha und stieß seinem Bruder den Finger in den Bauch. „Die sind ganz dick und fett. In eine Elefantenseele passen mindestens hunderttausend Mückenseelen rein. Und dann haben sie immer noch Platz zum Hin- und Hersausen.“
Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe und nahm Herrn Heger fast völlig die Sicht. Er fuhr nur noch im Schrittempo. „Hoffentlich fahren die Wagen hinter uns genauso vernünftig wie du“, sagte Frau Heger, „sonst gibt es ein Unglück!“
„It’s raining cats and dogs!“ rief Conny. „Wißt ihr, wie das heißt?“
„Ist das Englisch?“ fragte Christine.
„Ja! Mr Norris sagt das immer, wenn es so regnet wie jetzt. Das heißt, es regnet Katzen und Hunde.“
„Katzen und Hunde?“ fragte Jan und lachte. „Lebendige? Zum Anfassen und Streicheln?“
„Nein, du kleiner Dösbaddel, doch keine richtigen!“
„Wohl welche aus Stoff, was, wie mein Teddy?“
„Quatsch, überhaupt keine! Das sagt man nur so, wenn es tüchtig regnet.“
„Wir sagen, es regnet Bindfäden“, erklärte Herr Heger. „Weil ein Regentropfen sich an dem andern festhält, weißt du, und sie alle aussehen wie lange Bindfäden.“
„Und die Katzen halten sich an den Hunden fest, was?“ fragte Jan.
„Klar!“ rief Sascha. „Und dann gibt das so einen ganz, ganz langen Katzenhund vom Himmel bis auf die Erde.“
„Oho“, lachte Jan, „beißt der?“
„Klar! Er beißt und kratzt, frißt Knochen und klettert auf den Baum!“ sagte Conny. „Und Mäuse fängt er auch. Auch so kleine wie dich! Paß auf, ich bin so ein Katzenhund, und du bist die Maus. Ich freß dich jetzt auf. Gib mal deine Ohren her, damit fang ich an!“ Sie beugte sich über Sascha auf Jan zu
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