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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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schliefen seine Geschwister. Es dauerte nicht lange, da schlief auch er.
    Herr Heger drehte sich lächelnd auf die Seite.
     
    Gegen fünf Uhr am nächsten Morgen wurde er jäh aus dem Schlaf geschreckt. Stefan war aufgewacht und hatte seinen Vater herzhaft in die Nase gezwickt.
    „Aua, aua!“ sagte der. „Was ist denn los, du Racker? Leg dich hin und schlaf noch ein Stündchen, Papa ist noch soo müde!“ Aber Stefan wollte nicht mehr schlafen. Er fühlte sich frisch und munter wie immer um diese Tageszeit und war auf Abenteuer aus. Also kroch er auf seinen Vater, zerrte ihn an den Haaren und setzte sich auf sein Gesicht. Herr Heger packte ihn und zog ihn zu sich unter die Decke. „Still, Papa will schlafen!“ flüsterte er. „Guck, Jan und Christine und Sascha und Conny schlafen auch noch.“ Das machte jedoch keinen Eindruck auf den kleinen Frühaufsteher. Er strampelte mit den Beinen und begann laut zu krähen. Da erhob Herr Heger sich seufzend und zog sich an.
    „Pst!“ machte er dabei. „Wir gehen jetzt ada ada. Aber weck bloß die andern nicht auf!“ Mit raschem Griff nahm er die Strampelhose, den Pullover und den kleinen Anorak vom Stuhl und trug seinen Jüngsten durch das angrenzende Zimmer, in dem Tante Steffi und Onkel Stefan schliefen, ins Bad, steckte ihm eine frische Windel in die Gummihose, streifte ihm Pullover und Anorak über und verließ mit ihm das Haus.
    Es war genau Viertel nach fünf.
    Die Sonne war zwar schon aufgegangen, versteckte sich aber hinter grauen Wolken, aus denen ein feiner Regen herabrieselte. Herr Heger setzte sich seinen Sohn auf die Schulter und marschierte die menschenleere Straße hinunter.
    „Da haben wir uns aber ein feines Wetter für unsern Spaziergang ausgesucht, was?“ sagte er. „Wenn uns jemand sieht, hält er uns bestimmt für verrückt. Aber soll er es ruhig tun. Morgenstunde hat Gold im Munde, und gesund ist der Marsch bestimmt.“
    Er wanderte durch den Ort, überquerte die Bahn und bummelte langsam am Ufer der Rems entlang. Auf einer Bank nahm er Platz, setzte Stefan neben sich und warf Steine in den Fluß. Das machte dem Jungen viel Spaß. Er lachte, wenn das Wasser aufspritzte, kreischte vor Wonne und wollte bald selber werfen. Herr Heger gab ihm einen Stein in die Hand und ließ es ihn versuchen. Dabei fiel Stefan von der Bank, und der Stein rollte ins Gras. Schon wollte er aufschreien, da nahm Herr Heger ihn auf den Arm, sammelte rasch eine Anzahl Steine in seine Tasche und lief mit seinem Sohn auf die Brücke. Dort erlebte er nun, welches Vergnügen es Stefan bereitete, die Steine nacheinander in den Fluß zu werfen. Als der gesamte Steinvorrat verschossen war, mußte Herr Heger sofort für Nachschub sorgen. Über eine halbe Stunde waren Vater und Sohn auf diese Art beschäftigt, dann verlangte der Junge nach Abwechslung. Herr Heger setzte ihn wieder auf seine Schulter und trabte wie ein Reitpferd weiter neben der Rems dahin. Auf dem Sportplatz ließ er sich in das noch taufrische Gras fallen, schoß einen Purzelbaum, stand auf dem Kopf und gab damit seinem Jungen die Anregung für ähnliche Kunststücke.
    So tobten sie, bis Stefan mit dem Kopf an einen Stein stieß. Da verlor er jede Lust zu weiteren turnerischen Übungen. Herr Heger nahm ihn auf den Arm, tröstete ihn, schaukelte ihn hin und her, warf ihn hoch und fing ihn wieder auf, tanzte im Kreis mit ihm herum und brachte es dadurch fertig, daß der Junge seinen Schmerz vergaß.
    „Jetzt hat mein kleiner Stefan aber Hunger, was?“ fragte Herr Heger. „Komm, wir laufen ganz schnell nach Hause und machen hamma hamma!“
    In der Tür stieß er fast mit Jan zusammen, der auch längst wach war und Vater und Bruder vermißte.
    „Wo warst du denn, Papa?“ fragte er. „Hast du gar nicht geschlafen?“
    „Doch, Jan, natürlich habe ich geschlafen“, antwortete Herr Heger, „nur nicht so lange wie du, weil Stefan unbedingt aufstehen und was erleben wollte. Du weißt doch, daß er morgens immer der erste ist. Sind die andern auch schon wach?“
    „Mama, Christine und Conny ja“, sagte Jan. „Nur Sascha nicht, der liegt immer noch faul im Bett und will nicht aufstehen.“
    Im Wohnzimmer war der Tisch schon gedeckt. Tante Steffi und Frau Heger hatten Kaffee und Tee gekocht und waren bereits in ein angeregtes Gespräch vertieft, in dem es um ihre gemeinsame Heimat in der Tschechoslowakei ging. Stefan hängte sich seiner Mutter an den Hals und erzählte mit vielen dada wuwu miau und Papa, was

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