Sieben in einem Auto
war ein Frauenzimmer, gar hold und tugendhaft.“ Jan, der nicht tatenlos zuhören wollte, stimmte sein Lieblingslied an: „Ein Schneider fing ‘ne Maus...“
Herr Heger hätte gern noch das Radio zusätzlich eingeschaltet, aber dazu war es zu spät. Schon beugte sich der Zöllner über die Pässe.
„Ja mei“, sagte er, indem er den Kopf durchs Fenster steckte, „dös ist ja net zum Aushalten! San dös alles die Ihren? Da tun ‘S mir aber von Herzen leid. Kinder“, fuhr er fort, „seid’s net so laut! Ihr macht jo dös Kloane ganz narrisch! Hört’s denn net, wie’s schreit? Teifi, teifi, dös is a Spektakel! Gute Fahrt, und bleibt’s gesund alle z’samm. Teifi, Teifi, noch amol!“ Damit winkte er und wandte sich kopschüttelnd dem nächsten Wagen zu.
Herr Heger gab Gas und schoß davon. Die Kinder aber lachten los, daß der Wagen nur so dröhnte.
„Angeführt, mit Butter beschmiert!“ rief Christine. Und Sascha sagte grinsend: „Wie wir den Opa aufs Kreuz gelegt haben, das war ein Meisterstück. Davon werden noch unsere Kindeskinder berichten.“
Stefan, der Hauptperson der so erfolgreich abgelaufenen Komödie, war es inzwischen gelungen, sich an Saschas Strümpfen und Beinen hochzuhangeln. Nun saß er da und stieß mit dem Kopf von unten gegen das Spielemagazin, daß die Kegel und Steine nur so durcheinanderflogen. „Öh, Stefan, willst du das wohl mal sein lassen!“ rief Conny. „Du mußt ihn wieder auf den Schoß nehmen, Mama, hier ist er nicht zu halten.“ Sie reichte Christine das Spielemagazin und bemühte sich, Stefan aus der Kellerzone in das lichte Obergeschoß zu heben. Der Kleine strampelte dabei und grapschte nach allem, was ihm vor die Finger kam. Als er von Conny über die Lehne des rechten Vordersitzes hinweg seiner Mutter zugereicht wurde, gelang es ihm noch, mit einem unerwarteten Tritt das Spielemagazin zu treffen, so daß es Christine aus der Hand gerissen wurde, umkippte und seinen gesamten Inhalt auf den Wagenboden entleerte. „Stefan!“ schrie Christine auf, aber damit verhinderte sie das Unglück auch nicht mehr.
„Is nich so schlimm“, tröstete Jan, „such ich alles wieder auf. Hat er ja nich gesehen, der kleine Schieter.“ Und schon tauchte er hinab und machte sich ans Aufsammeln. Christine half ihm sofort dabei.
„MannoMann“, sagte Herr Heger, „ich kann jetzt erst richtig durchatmen. Habt ihr mitgekriegt, daß der Zöllner Stefan gehört hat? Ich nehme an, euer lautes Gebrüll ist ihm so auf den Nerv gegangen, daß er darüber ganz vergessen hat, euch zu zählen.“
„Meinst du, er hat nicht gemerkt, daß wir einer zuviel an Bord sind?“ fragte Conny.
„Genau das meine ich. Er war doch sichtlich froh, daß er nicht mit so einer krakeelenden Kinderschar in die Ferien reisen muß.“
Frau Heger drückte Stefan an die Brust.
„Wenn wir wieder zu Hause sind, wirst du sofort in Mamas Paß eingetragen, nicht?“ sagte sie. „Du brauchst doch nicht als blinder Passagier zu reisen!“
Jan und Christine hatten Kegel und Steinchen aufgesucht und die Schachtel mit den Spielen auf die hintere Ablage geschoben. Nun konnten sie auch wie ihre größeren Geschwister aus dem Fenster blicken. „Das sieht ja hier alles so aus wie bei uns in Deutschland“, stellte Christine fest. „Nee“, widersprach Jan, „die Striche aufer Straße sind gelb, und die Schilder sind auch bißchen anders.“
„Ja“, stimmte Christine zu, „aber sonst ist alles gleich, die Berge und die Häuser und alles.“
„Es ist ähnlich“, sagte Herr Heger, „selbstverständlich. An der Grenze kann ja nicht auf einmal alles anders sein, nur weil da ein anderes Land beginnt und andere Leute wohnen!“
„Oh“, rief Jan da erschrocken, „ich hab die Grenze gar nicht gesehen! Sind wir da unterdurchgefahren?“
„Nein, Jan, drüberhin“, sagte Frau Heger. „Da, wo die Zöllner waren, und ihr so laut gesungen habt, da war die Grenze.“
„War da ein dickes Seil?“ fragte Jan.
„Klar“, rief Conny. „Hast du es nicht gesehen? Es war so dick wie dein Arm und ganz rot. Als wir drüberfuhren, holperte das Auto richtig. Das mußt du doch gemerkt haben!“
Jan sah seine Schwester zweifelnd an.
„Jetzt hast du aber wieder gelügt“, sagte er. „Hat ja gar nicht geholpert!“
„Conny, du sollst ihm nicht immer solch einen Unsinn anschnacken“, sagte Frau Heger. „Wenn er das glaubt, hat er doch was Falsches gelernt.“
„Hat er nich geglaubt!“ rief Jan. „Conny
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