Sieben in einem Auto
schuld daran, daß das Wasser in den Gebirgsflüssen so kalt ist. Im Flachland, wo keine Gletscher sind, ist es viel wärmer. Wer hier sein Freischwimmen machen will, der muß sich aber ganz schön mit Fett einreiben.“
„Mir macht die Kälte nichts aus“, prahlte Conny. „Im Gegenteil, ich empfinde sie als äußerst wohltuend. Lieber hier schwimmen als in so einer warmen Brühe wie bei uns in den Schwimmbädern.“
„Du bist auch dick“, sagte Jan, „du frierst nicht. Ich mag warme Brühe lieber.“
Stefan, der sich nach dem Fußbad herrlich erfrischt fühlte, trällerte übermütig vor sich hin und kletterte über die Schulter seiner Mutter nach hinten zu seinen Geschwistern. Dort wurde er von Christine in Empfang genommen und dann von einem zum andern weitergereicht. Jan spielte „Hoppe, Reiter“ mit ihm, ließ ihn dabei beinah fallen und drückte ihm einen dicken Schmatz auf die Backe. „Äh, du klebst ja“, rief er, „mußt doch immer schön den Mund abwischen.“
Stefan prustete und kniff Jan so herzhaft in die Nase, daß ihm die Tränen kamen.
„Aua, aua!“ rief der. „Mußt doch nicht, tut doch weh!“ Da ließ Stefan von ihm ab und griff nach Saschas Ohr, das sich auch in seiner Reichweite befand.
Wenige Kilometer vor der österreichischen Grenze kramte Frau Heger die Pässe aus ihrer Handtasche.
„Alles in Ordnung?“ fragte ihr Mann.
„Natürlich“, antwortete sie. „Wenn ich mich um eine Sache kümmere, dann klappt sie auch, das solltest du doch allmählich wissen. Und außerdem wäre es jetzt ja wohl zu spät, um noch etwas in Ordnung zu bringen.“
„Hast du nur zwei Pässe?“ fragte Sascha. „Brauchen wir keinen?“
„Nein, ihr seid alle bei mir eingetragen. Hier, siehst du? Conny, Sascha, Christine, Jan.“ Und plötzlich erschrocken: „Mein Gott, Stefan fehlt ja!“
„Der fehlt doch nicht“, rief Jan, „der sitzt doch auf Christines Schoß!“
„Er ist nicht in meinem Paß eingetragen“, sagte Frau Heger. „Wie konnte ich das nur übersehen?“ Sie biß sich auf die Unterlippe. „Ich hab nicht bedacht, daß wir seit vorigem Jahr ein Kind mehr haben, und hab nur das Gültigkeitsdatum der Pässe überprüft.“
Herr Heger fuhr rechts auf den Grasstreifen und hielt an. „Nur keine Aufregung“, sagte er, „Laßt uns mal in Ruhe nachdenken, was wir tun können.“
„Warum müssen wir denn alle in deinem Paß stehen, Mama?“ fragte Sascha.
„Damit die Zollbeamten wissen, daß wir kein Kind entführt haben“, antwortete Herr Heger. „Es könnte ja sein, daß wir Stefan irgendwo aus einem Kinderwagen gestohlen haben, mit ins Ausland nehmen und von dort ein hohes Lösegeld aus den armen Eltern herauspressen wollen.“
„Ihr seid doch selber die Eltern!“ rief Jan.
„Natürlich, aber das müssen wir beweisen, durch die Eintragung seines Namens in Mamas Paß, verstehst du?“
„Meinst du, daß die Zöllner uns gar nicht einreisen lassen, wenn wir ein Kind zuviel haben?“ fragte Sascha.
„Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie genau sie es nehmen und ob sie es uns auch so glauben, daß Stefan unser Kind ist. Ich meine, es sieht Mama ja ähnlich, wie aus dem Gesicht geschnitten, das könnten sie wohl erkennen. Aber ob ihnen das genügt?“
„Ich weiß, was wir machen“, schlug Christine vor, „wir verstecken ihn im Kofferraum! Dann können sie ihn gar nicht sehen!“
„Um Gottes willen!“ wehrte Frau Heger ab. „Soll er uns vielleicht ersticken? Und außerdem ist da doch gar kein Platz mehr.“
„Platz können wir schaffen“, sagte Sascha. „Wir holen einfach einen Campingbeutel hier zu uns herein, dann läßt sich Stefan spielend im Kofferraum unterbringen.“
Herr Heger schüttelte den Kopf.
„Nee“, sagte er, „damit könnten wir in eine verteufelte Situation kommen. Stell dir vor, Stefan fängt ausgerechnet bei der Paßkontrolle an zu weinen, und die Beamten hören das und verlangen von mir, daß ich den Kofferraum öffne! Dann müssen die doch annehmen, daß wir ihn entführen wollen.“ Stefan war wieder eingeschlafen. Er schmatzte auf seinem Schnuller herum und merkte nichts von der Aufregung, die seinetwegen im Auto herrschte.
„Können wir ihn nicht auf den Fußboden legen und die Füße drüberhalten wie so’n Tunnel?“ fragte Jan.
„Nee, Wolldecken drauflegen!“ rief Christine.
„Ich glaub, du hast ‘ne Schramme“, ließ Conny sich erstmals zu dem Problem vernehmen. „Eine Wolldecke auf dem Gesicht nimmt ihm
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