Sieben in einem Auto
„Schließlich wollen wir uns im Urlaub erholen und uns nicht wie in einem Gefängnis vorkommen!“
„Es ist nur für wenige Tage“, versicherte Frau Brewer. „Tut mir leid, aber was soll ich machen? Ich kann doch die Holländer nicht einfach auf die Straße setzen! Sie können sich am Tage gern in unserem Wohnzimmer aufhalten, und unsere Küche ist auch groß und sehr gemütlich.“
„Na ja“, lenkte Herr Heger ein, „wenn es nur für ein paar Tage ist, wollen wir nichts daraus machen. Laß nur, Fanny, es wird schon irgendwie gehen.“
Eine Stunde später war das Auto leer und der Schrank voll. Frau Heger hatte Stefan gebadet und auch selbst im Badezimmer der Brewers zehn Minuten unter der Dusche gestanden und sich umgezogen. So erfrischt, sah sie ihre Unterbringung schon mit anderen Augen an.
„Wir lassen Stefan und Sascha hier bei uns im Zimmer schlafen“, sagte sie, „Christine und Jan können sich das Nebenzimmer teilen, und Conny schläft oben.“
Damit waren alle einverstanden.
Nun saß man in der Küche unten beim Abendbrot. Frau Heger schlug zwölf der mitgebrachten Eier in die Pfanne, Herr Heger schnitt das ebenfalls mitgebrachte Bauernbrot in Scheiben, und die Kinder beschäftigten sich mit dem großen Schäferhund, der vor ihrem Tisch lag, die Zunge aus dem Maul hängen ließ und auf die Brocken wartete, die sicherlich bei der Mahlzeit abfallen würden.
Jan trat vorsichtig auf ihn zu und versuchte ihn zu streicheln. „Beißt der auch nicht?“ fragte er vorsorglich.
„Nein, nein“, antwortete Frau Brewer, die ebenfalls in der Küche war, um für ihren Kleinsten einen Brei zu kochen. „Du darfst ihn nur nicht am Schwanz ziehen, das hat er nicht gern. Nicht, Axel?“
Der Hund hob flüchtig den Kopf, wandte dann aber seine ganze Aufmerksamkeit wieder Herrn Heger zu, der nicht nur mit einem langweiligen Bauernbrot, sondern nun auch mit einer höchst interessanten und lecker riechenden Mettwurst hantierte.
„Gib ihm doch mal ein Stück Wurst, Papa!“ bat Jan. „Er hat bestimmt Hunger. Guck mal, wie er die Zunge ausem Mund hängen läßt!“
„Das macht er, weil ihm heiß ist“, sagte Herr Heger, „Hunde schwitzen nämlich durch die Zunge.“
„Aber Hunger hat er auch“, sagt Jan, „guck mal, wie er dich anguckt!“
Herr Heger schob Jan eine Scheibe Wurst rüber.
„Hier, gib du sie ihm! Aber paß auf, daß er dir nicht einen Finger abbeißt, wenn er zuschnappt!“
„Tut er gar nicht“, sagte Jan, „ist ein lieber Hund.“
Er nahm die Wurst und hielt sie dem Hund hin. Als der jedoch danach schnappte, zog er erschrocken die Hand zurück.
„Au“, rief er, „der beißt ja doch!“
„Laß mich mal machen“, sagte Christine, „ich hab keine Angst.“ Sie nahm Jan die Wurst ab und trat unerschrocken auf das Tier zu. „Guck mal, Axel, was Christine dir da geben will!“ lockte sie, indem sie die Mettwurstscheibe mit ausgestrecktem Arm hochhielt. Der Hund, der bisher gesessen hatte, stand auf, stellte sich auf die Hinterpfoten und schnappte zu. Im selben Moment ließ Christine die Wurst los.
„Siehst du“, rief sie, „so muß man es machen!“
„Hat er nicht in deinen Finger gebissen?“ fragte Jan.
„Nee, ich hab die Wurst doch vorher losgelassen. Gib mal noch eine, Papa, damit Jan es auch lernt.“ Herr Heger schob ihr eine zweite Scheibe zu, und Christine wiederholte das Spiel. Jan lachte und versuchte es nun genauso zu machen wie seine Schwester. Da er indes viel kleiner war, brauchte Axel sich gar nicht zu erheben, er war im Sitzen ebenso groß wie Jan, ihre Köpfe befanden sich auf gleicher Höhe. Bei dem Versuch, dem Zuschnappen des Hundes auszuweichen, riß Jan den Arm so heftig hoch, daß ihm die Wurst aus der Hand fiel. Axel öffnet das Maul und fing sie auf.
„Hast du das gesehen?“ staunte Jan. „Er hat sie aufgefangen! Mittem Maul! Der kann das aber, was?“
„Ph“, sagte Sascha, „das können doch alle Hunde. Und ich kann es auch! Nicht mit Wurst, aber mit Würfelzucker.“ Jan wollte noch ein Stück Wurst, aber Herr Heger gab ihm keins mehr.
„Nun ist es genug“, sagte er. „Die Wurst soll noch eine Zeitlang reichen. Eßt jetzt selbst!“
Während sie nun Platz nahmen und aßen, wich der Hund nicht von ihrem Tisch und verfolgte alle ihre Bewegungen mit den Augen. Jan ließ mehrmals heimlich einen Brocken fallen und freute sich, wie schnell Axel ihn verschlang. „Axel ist mein Freund“, sagte er. „Wenn er will, kann er in mei’m
Weitere Kostenlose Bücher