Sieben in einem Auto
hat gelügt, weiß er genau! „ Und triumphierend knallte er Conny seine flache Hand aufs Knie. „Alter Lüger du! Hat nicht geholpert!“ Conny hielt ihm beide Hände fest und fauchte: „Klar hab ich gelügt, du Gartenzwerg. Ich lüge, sooft ich will, das kannst du mir nicht verbieten. Wenn einer dumme Fragen stellt, kriegt er nun mal ‘ne dumme Antwort von mir.“
Da mischte sich Christine ein.
„Soll ich dir mal was sagen?“ rief sie. „Du bist ‘ne richtig dumme Ziege! Mir hast du früher auch immer so einen Quatsch erzählt und mich ausgelacht, wenn ich das geglaubt hab. Das finde ich ganz gemein von dir.“
Conny lachte und stieß ihre Schwester in die Seite.
„Das ist nun mal das Vergnügen der Erstgeborenen“, sagte sie. „Das wirst du mir doch wohl gönnen. Sonst hat man als Älteste nur Nachteile.“
Frau Heger gab Stefan die Flasche und sagte nichts dazu. Aber sie konnte Christine gut verstehen, denn sie war als Kind von ihrem älteren Bruder auch dauernd gehänselt worden.
Als sie zum Achensee kamen, war der Himmel, an dem wenige Minuten vorher noch eine strahlende Sonne gestanden hatte, mit einemmal von schweren Wolken verdunkelt. Und schon begann es heftig zu regnen.
„Das nenne ich einen schönen Empfang“, brummte Herr Heger. „Hoffentlich wird das kein Dreiwochenregen.“ Die einbrechende Dunkelheit und die aufs Wagendach klopfenden Regentropfen machten die Kinder müde. Sie verloren das Interesse an der Außenwelt, ließen das Reden und dösten vor sich hin. Stefan schlief wieder, und auch Frau Heger hatte die Augen geschlossen. Herr Heger war ganz froh über die Ruhe im Wagen, mußte er sich bei den vielen Schleifen und Windungen des Achsenseepasses doch sehr konzentrieren.
Gegen sechs Uhr erreichten sie Hall in Tirol und wenig später die Ferienpension von Dr. Brewer.
„Wir sind angelangt“, rief Herr Heger, „aufwachen, Leute! Ich will mal fragen, ob man uns nicht einen Regenschirm leihen kann, sonst sind wir ja patschnaß, bevor wir das Haus betreten.“
Er verließ das Auto und kam schon nach zwei Minuten mit der Nachricht zurück, daß sie direkt in die Kellergarage hineinfahren und von dort aus trockenen Fußes in ihre Zimmer gelangen könnten.
Die Brewers hatten selbst vier Kinder, darunter ein Baby. Frau Brewer trug es auf dem Arm, als sie den neuen Gästen in ihre Zimmer voranging.
„Sie können meine Küche mitbenutzen“, sagte sie. „Die Küche, die zu Ihrer Wohnung gehört, ist zur Zeit noch an eine holländische Familie vermietet. In den nächsten Tagen wird sie aber frei. Dann können Sie auch noch ein Zimmer dazubekommen. Im Augenblick müssen Sie sich mit diesen beiden nebeneinanderliegenden hier und einem kleinen im Obergeschoß begnügen. Es tut mir leid, aber ich kann es im Augenblick nicht ändern, ich habe mich bei der Planung ein wenig vertan.“
Frau Heger zog die Stirn kraus.
„Haben wir denn für jedes Kind ein Bett?“ fragte sie.
„Natürlich, natürlich!“ versicherte Frau Brewer. „Allerdings habe ich geglaubt, Ihre Kinder seien noch kleiner. Für drei von ihnen habe ich nämlich nur Kinderbetten mit Gittern rundherum, damit sie nicht herausfallen. Ich hoffe, Sie können sich mit denen ein paar Tage behelfen.“
Frau Hegers Stirn wurde noch krauser. Sie hatte die Wohnung über den Erholungsdienst bestellt, drei Zimmer mit sechs Betten für Erwachsene und einem Babybett. Sollten ihre Kinder jetzt etwa zusammengerollt in einem Käfig schlafen? Sie sagte jedoch noch nichts, sondern wollte sich erst selbst überzeugen, ob man ihnen Unzumutbares antrug.
In dem ersten Zimmer, das sie nach Frau Brewer betrat, und das sehr düster wirkte, befanden sich drei große Betten und ein Kinderbett, außerdem ein finster dreinblickender Kleiderschrank, ein quadratischer Tisch mit buntbestickter Decke, drei schwarze Stühle und ein Waschbecken. Es besaß nur ein kleines Fenster.
Das Zimmer daneben war heller, aber viel kleiner. Außer zwei Kinderbetten hatten nur noch ein Nachtschränkchen, ein Bücherbrett und ein einzelner Stuhl darin Platz. Ein Waschbecken gab es nicht. „Das Zimmer oben ist natürlich nur ein Notbehelf“, sagte Frau Brewer, „nur zum Schlafen gedacht, aber für ein paar Tage könnte es wohl gehen. Es steht nämlich nur ein Bett darin. Einen Stuhl könnte ich natürlich noch hineinstellen, wenn Sie es wünschen.“
Frau Heger holte tief Luft.
„Ich habe aber andere Zimmer beim Erholungsdienst gemietet“, sagte sie.
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