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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Zimmer schlafen.“
    „Nichts da!“ wehrte Frau Heger ab. „Das kommt nicht in Frage. Wenn er dich im Schlaf ableckt, bekommst du Würmer.“
    Nach dem Abendessen machten die Eltern einen ersten kleinen Bummel durch Hall. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft war angenehm kühl und würzig. Conny hatte es übernommen, den kleinen Stefan ins Bett zu bringen und in den Schlaf zu singen. Christine, Jan und Sascha aber tollten mit Axel im Garten herum. Sie merkten rasch, daß das Tier sehr gutmütig war und sich ohne Widerstand streicheln und tätscheln ließ.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr waren die Eltern zurück. Da ging die ganze Familie zu Bett.
    Sascha unterhielt sich noch eine Weile mit seiner Mutter. Aber nicht mehr lange. Das ruhige Atmen seines kleinen Bruders schläferte ihn bald ein.
    Christine, im Zimmer nebenan, probierte, wie sie in dem Kinderbett liegen konnte. Es war ein Stück zu kurz für sie. Wenn sie sich ausstreckte, stieß sie mit den Füßen an das Fußteil. Das gefiel ihr nicht. Wenn sie indessen die Füße durch das Gitter steckte, wurden sie kalt, das behagte ihr auch nicht. Sie mußte sich auf die Seite legen und die Knie anziehen.
    „Du hast es gut“, sagte sie zu Jan, „du paßt in dein Bett rein. Ich muß mich aufrollen wie ein Igel.“
    „Rollen die sich auf, wenn sie schlafen?“ fragte Jan. „Nein, nur wenn ein Fuchs kommt und sie fressen will.“
    „Fressen Füchse Igel?“
    „Ja, Igel und Mäuse und Gänse und alles.“
    „Auch Hunde?“
    „Nee, Jan, Hunde sich doch größer als Füchse, die fressen höchstens die Füchse auf.“
    „Haare und alles, was?“
    „Klar! Wenn schon, denn schon!“
    Jan dachte nach.
    „Ob Axel auch Füchse frißt?“ fragte er nach einer Weile. „Weiß nicht, kann schon sein. Wenn er einen schnappen kann, bestimmt.“
    „Wurst kann er gut schnappen“, sagte Jan.
    „Die kann ja auch nicht weglaufen“, antwortete Christine. Jan kicherte.
    „Wurst weglaufen! Du machst vielleicht Witze! Hat ja gar keine Beine!“
    „Und keine Arme“, sagte Christine. „Und keinen Kopf und keinen Po. Wurst hat eben nur Wurst von vorne bis hinten.“
    „Eine Haut aber auch!“ rief Jan.
    „Na klar, sonst würde sie ja auseinanderfallen! Die Haut hält alles zusammen, bei uns auch. Wenn wir keine Haut hätten, würden wir leerlaufen wie eine kaputte Flasche.“
    „Leerlaufen?“ wunderte sich Jan. „Die Knochen und alles?“
    „Die Knochen doch nicht, Jan, das Blut! Wenn du dir in den Finger schneidest, mit dem Messer, oder wenn du beim Spielen aufs Knie fällst, dann läuft doch auch Blut aus der Wunde, das weißt du doch! Und nur, weil an der Stelle die Haut ein Loch hat.“
    Jan gähnte.
    „Kleb ich mir ein Pflaster rauf, dann isses wieder zu“, sagte er müde, „kann das Blut nicht mehr raus.“
    Christine gähnte auch.
    „Aber so’n großes Pflaster für den ganzen Körper gibt es nicht“, sagte sie.
    Sie waren still. Der Mond hatte einen Spalt zwischen den Fenstervorhängen gefunden und malte einen hellen Strich an die Wand, der mit dem Wehen der Gardine zitterte und tanzte. Jan beobachtete ihn eine Zeitlang. Endlich drehte er sich auf die Seite und schloß die Augen.
    „Axel schläft schon“, murmelte er noch. Dann schlief er selbst. Christine lauschte auf sein gleichmäßiges Atmen, zog sich, weil sie sich plötzlich allein fühlte, die Decke über den Kopf und schlief Minuten später auch.
    Conny lag in ihrer Dachkammer auf dem Bauch und schrieb.
     
    Liebe Geraldine!
    Meine Familie ist am Ziel ihrer Wünsche angelangt, Tirol ist erreicht! Haha!! Die Unterbringung hier ist unbeschreiblich, sie spottet geradezu jeder Beschreibung. Die alten Herrschaften mit Sascha und Stefan genießen den Vorzug eines riesigen, aber unheimlich dunklen Zimmers, in das die Sonne sich nicht hineinwagt; Jan, der alte Quälgeist, und Christine hocken in zwei engen Käfigen, genannt Kinderbett, und ich hause in einem Verschlag, in den man keinen Verbrecher einsperren möchte. Finster, finster, kann ich da nur sagen. Und bei sowas soll man sich erholen! Wenn das so weitergeht, kann ich nur sagen: Prost, Urlaub! Der einzige Lichtblick: ich hab wenigstens für die Nacht meine Geschwister nicht auf dem Hals, das ist unbezahlbar. Wenn ich mit denen in einem Zimmer schlafen müßte, könnte ich den ganzen Urlaub zu den Akten legen! Bin ja gespannt, wie es weitergeht!
    Sie haben hier einen Hund, der in der Küche vor dem Tisch sitzt und einem jeden Bissen in den Mund

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