Sieben in einem Auto
die Luft, da macht er nach zwei Minuten seinen letzten Puster.“
Herr Heger schnippte mit den Fingern.
„Wir kombinieren die beiden Vorschläge“, rief er, „das ist die Lösung! Ihr bildet mit euren Beinen einen Tunnel, legt Stefan darunter und bedeckt eure Knie mit ein paar Zeitschriften oder Bilderbüchern. Dann kann man ihn von außen bestimmt nicht sehen. Los, tun wir’s gleich! Stefan schläft gerade so schön, da dürfte er kein Theater machen.“
„Ganz wohl ist mir nicht dabei“, sagte Frau Heger, „aber was anderes bleibt uns ja kaum übrig.“ Sie stieg vorsichtig aus, den schlafenden Stefan sachte wiegend, damit er nur ja nicht erwachte, und forderte die Kinder hinten auf, ihre Beine anzuheben. Das war in der Enge gar nicht einfach. Jan und Christine kletterten auf die Sitze, Conny und Sascha jedoch mußten aussteigen. Nun polsterte Herr Heger den Wagenboden mit einem Kissen aus, und seine Frau bettete den Kleinen vorsichtig darauf.
„So“, sagte sie dann, „nun probiert mal, ob das mit dem Tunnel so geht, wie Jan sich das denkt. Aber stellt eure Füße nicht auf Stefans Bauch!“
Connys und Saschas Beine waren lang genug für den Tunnel, sie reichten über Stefan hinweg bis auf das Kissen, auf dem er lag. Christine holte das Spiele-Magazin von der Ablage und legte es Sascha auf die Knie. Der hob den Deckel ab und schob ihn auf Connys Knie. Da war von Stefan nichts mehr zu sehen.
„Siehste“, sagte Jan, „jetzt isser weg!“
Herr Heger war zufrieden.
„Nun wollen wir nur hoffen, daß der Bengel nicht aufwacht, bevor wir in Österreich sind“, sagte er. „Haltet eure Beine still und tut ihm ja nicht weh!“
Er fuhr langsam an und lauschte dauernd nach hinten, ob dort alles ruhig blieb.
„Fahr man zu Vati“, sagte Sascha. „Stefan schläft wie ein Murmeltier, der hält durch.“
Fünf Minuten später waren sie im Zollbezirk.
„Hinten alles klar?“ fragte Herr Heger.
„Aye, aye, Käpten“, antwortete Conny. „Ein Teil der Mannschaft befindet sich auf Tauchstation, sonst keine besonderen Vorkommnisse.“
„Puh“, machte Frau Heger, „ist das so heiß hier? Mir bricht der Schweiß aus.“
Drei Zöllner standen auf der deutschen und drei auf der österreichischen Seite. Sie winkten die Wagen zu sich heran, ließen sich die Pässe der Insassen zeigen und wechselten einige Worte mit ihnen. Das dauerte jeweils nur wenige Sekunden. Besonders gründlich schien die Überprüfung also nicht zu sein. Doch plötzlich mußte ein Wagen die Reihe verlassen und an die Seite fahren. Der Fahrer und seine Beifahrerin stiegen aus, der Kofferraum wurde geöffnet und mehrere Koffer und Pakete herausgenommen. Zwei Beamte kamen noch aus dem Abfertigungsgebäude dazu und nahmen nun eine äußerst genaue Untersuchung vor. „Auwei“, flüsterte Herr Heger, „hoffentlich blüht uns das nicht auch! Sonst ade, du mein lieb Heimatland!“
Schon war der Wagen vor ihnen an der Reihe. Sie hörten, wie der Zöllner die Einreisenden fragte, ob sie etwas zu verzollen hätten, und dann, als die verneinten, sofort weiterfahren ließen. „Also“, murmelte Herr Heger, „es gilt! Frisch auf denn! Mehr als den Kragen kann es uns nicht kosten.“ Er fuhr an, stoppte vor dem Zöllner und hielt ihm die beiden aufgeschlagenen Pässe hin, die seine Frau ihm zureichte.
Der Mann warf einen flüchtigen Blick darauf, schaute kurz in das Wageninnere hinein und winkte. Sie durften weiterfahren, ohne daß er etwas gemerkt hatte. Nun noch die österreichischen Zöllner, die zwanzig Meter weiter die Paßkontrolle vornahmen, dann war es geschafft!
Da wachte Stefan auf, spuckte den Schnuller aus und fing ganz gegen seine Gewohnheit sofort an zu schreien.
„Bloß das nicht!“ flüsterte Frau Heger. „Tut irgend etwas!“
„Singen!“ zischte Conny. „Und schunkeln dabei! Los!“
„Was denn?“ fragte Sascha.
Aber Christine schmetterte schon los: „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen…“ Dabei begann sie schwungvoll nach links und rechts zu schaukeln und trat in ihrem Eifer dem kleinen Stefan auf die Hand, mit der er über seinen Kopf gegriffen hatte. Da brüllte der Junge auf, als ob man ihm einen Finger abgesägt hätte. Und das zwei Meter vor den österreichischen Zöllnern! Geistesgegenwärtig fingen auch Conny und Sascha zu brüllen an, um die Schmerzenslaute ihres Bruders zu übertönen. Sascha trompetete: „Aus grauer Städte Mauern ziehn wir hinaus ins Feld…“ Conny jaulte: „Sabinchen
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