Sieben in einem Auto
Innsbruck mit der Seilbahn zur Nordkette des Karwendelgebirges hinauffahren und dann oben einen leicht begehbaren Kammweg entlanggehen, den Goetheweg, immer leicht bergab. Sie würde uns ihre beiden Söhne, zwölf und vierzehn Jahre alt, als kundige Bergführer mitgeben.“
„Na, das finde ich aber nett von ihr!“ rief Herr Heger. „Natürlich ist das nett“, bestätigte Frau Heger, „sie weiß, daß sie was gutzumachen hat, ist doch klar.“
„Meint sie denn, daß wir Stefan mitnehmen können?“
„Ja, sie hat sogar einen Kindersitz für ihn, den du wie einen Rucksack auf dem Rücken tragen kannst.“
„Und wann, sagt sie, hätten ihre Söhne Zeit für uns?“
„Am besten würde es ihnen gleich morgen passen. Wenn es dann trocken sein sollte, hätten wir nach dem heutigen Regen wahrscheinlich eine sehr gute Fernsicht.“
„Wunderbar“, rief Herr Heger, „dann haben wir für morgen ja schon was vor. Ich glaube, die Kinder können es auch gar nicht mehr erwarten, endlich ein Abenteuer zu erleben.“
Um sechs Uhr war Jan wach. Der Hund hatte gebellt, und das hatte er gehört. Er setzte sich auf, gähnte, blickte zu seiner Schwester hinüber, die wie ein Wollknäuel aufgerollt in ihrem Kinderbett lag, und kletterte zu ihr.
„Christine“, rief er, „warum schläfst du denn noch? Ich bin schon wach. Mach endlich die Augen auf, Axel hat doch schon gebellt!“
Christine streckte sich, stieß dabei mit den Füßen an das Gitter ihres Bettes und warf sich schwungvoll auf die andere Seite.
„Grad hab ich so was Schönes geträumt“, murmelte sie, „und da kommst du und weckst mich!“
„Axel hat mich auch geweckt“, verteidigte sich Jan. „Ich hab auch was Schönes geträumt, was ganz Schönes, hab aber schon vergessen, was.“
„Leg dich noch mal hin und träum was Neues“, nuschelte Christine.
Jan wollte aber nicht mehr träumen. Er zuckte mit den Beinen und wälzte sich herum.
„Wollen wir Axel nicht wieder Wurst geben?“ fragte er. „Der hat doch Hunger und muß frühstücken.“
Christine gähnte.
„Axel kriegt schon was zu fressen, du, der braucht nicht auf uns zu warten.“
„Aber er kriegt keine Wurst“, sagte Jan.
„Nee, aber Knochen und Kartoffeln und so was.“
„Wurst schmeckt aber besser!“
„Findest du? Die lange Mettwurst, die Mama mitgenommen hat, schmeckt scheußlich. Die hat so einen widerlichen Nachgeschmack.“
Jan sah seine Schwester erstaunt an.
„Axel hat sie aber gemocht!“ rief er.
„Aber ich nicht“, sagte Christine. „Lieber gar keine Wurst auf Brot als so eine, du! Und die sollen wir jetzt jeden Tag essen! Bäh!“
„Wenn wir sie Axel geben, ist sie weg“, sagte Jan.
Christine kicherte.
„Meinst du, die ganze Wurst?“ fragte sie.
Jan nickte. Da setzte sich Christine auf und legte ihm den Arm um die Schulter.
„Weißt du denn, wo Papa sie gelassen hat?“
„Ja!“ rief Jan eifrig. „Die ist in dem großen Kühlschrank! Frau Brewer hat Mama doch gezeigt, wo sie ihre Wurst und Butter und alles hintun kann. Hab ich gesehen, ganz oben im Kühlschrank! Du bist groß, du kannst da bestimmt an.“
„Gut“, sagte Christine, „komm! Papa und Mama schlafen wohl noch, die merken nichts.“ Sie kletterte aus dem Bett, suchte ihre Hausschuhe, schlüpfte, da sie nur einen fand, mit dem andern Fuß in eine Sandale, und zog ihre Schlafanzughose hoch. Jan hatte mehr Glück mit seinen Hausschuhen. Er fand beide, stieg hinein und war schon an der Tür. „Pst!“ machte Christine. „Papa und Mama dürfen nichts hören!“
Auf Zehenspitzen schlichen sie die Treppe hinunter und über die Diele. Die Küchentür war nur angelehnt. Sie öffneten sie leise und sahen, daß niemand in der Küche war.
„Wo ist Axel denn?“ fragte Jan enttäuscht.
Da hörten sie ihn bellen und wußten, daß er im Garten war. Rasch holte Christine die lange Mettwurst aus dem Kühlschrank und suchte nach einem Messer. Sie fand eins auf der Spüle.
„Willst du lauter Scheiben abschneiden?“ fragte Jan. Christine schüttelte den Kopf.
„Nein, nur so schöne große Happen aus der Wurst machen. Axel kann doch nicht alles auf einmal ins Maul nehmen!“ Sie zerschnitt die Wurst in zwei Hälften und teilte die dann noch einmal in der Mitte. „Hier“, sagte sie, „zwei für dich und zwei für mich.“
„Frißt er die Pelle mit?“ fragte Jan.
„Klar! Wenn nicht, spuckt er sie aus.“
Die Küche besaß einen Ausgang zum Garten. Und kaum standen sie auf den
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