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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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guckt. Ob das den Vorschriften der Hygiene entspricht? Wahrscheinlich steckt er seine Schnauze auch ab und zu in den Kühlschrank und schaut da nach dem Rechten. Also, ich weiß nicht, Hunde gehören nicht in die Küche. Jan und Christine sind ganz wild nach ihm. Naja, sie sind noch klein, und wir haben zu Hause außer den Wellensittichen keine Tiere, und die sind ja nicht sehr unterhaltsam.
    Mama hat ein ziemlich saures Gesicht gemacht, als sie sich mit der Dame des Hauses die Zimmer ansah. Am liebsten wäre sie explodiert, das hab ich genau gemerkt. Papa hat geguckt wie immer. Den regt ja nichts auf, dem können sie alles andrehen, der sagt jaja und ist zufrieden! Ein komischer Mensch! Ich möchte mal erleben, daß er aus der Haut fährt und auf den Tisch haut! Aber nichts zu machen, ihm ist alles recht. Ich bin bestimmt nicht so wie er, das weiß ich. Ich muß mal Dampf ablassen, sonst platz ich. Manchmal bin ich natürlich ungerecht, aber was macht das schon! Jeder Mensch ist mal ungerecht, darauf hat man einen Anspruch. Es macht doch Spaß, mal jemanden zu ärgern und auf die Palme zu bringen, einfach so! Aber wenn es mich dann überkommt, könnte ich heulen über mich. Ob ich einen schlechten Charakter habe? Ich möchte schon gut sein. Aber das ist auf die Dauer sehr anstrengend. Ich glaube, keiner hält das durch. Von morgens bis abends, tagelang, jahrelang nach allen Seiten Güte verstrahlen? Das hat bestimmt nicht mal Albert Schweitzer fertiggebracht, und der war doch schon ein Ausnahmemensch. Von meinen Geschwistern ist Sascha wohl der beste. Der läßt sich alles gefallen. Ein richtig gutmütiges Schaf ist der. Ob er damit durchs Leben kommt? Der hat überhaupt keine Ellbogen. Ich glaube, er wird es mal sehr schwer haben. Christine ist ein Biest. Die haut um sich, wenn ihr was nicht paßt, die kratzt und beißt. Das ist auch nicht jedermanns Sache. Über Jans Charakter läßt sich zur Zeit noch nichts genaues sagen, er steckt noch zu sehr in den Anfängen, aber daß er nicht zu der schweigsamen Sorte Mensch gehört, ist schon mal sicher.
    So, Geraldine, das wär’s für heute. Mach’s gut bis demnächst!
    Tschüß!
    Deine Conny
     
    Herr Heger war von der anstrengenden Fahrt und dem anschließenden Auspacken so müde, daß er sich am liebsten auf die Seite gedreht und geschlafen hätte. Aber seine Frau hatte noch einiges auf Herz und Zunge.
    „Ich glaube nicht, daß wir uns diese Behelfseinquartierung gefallen lassen müssen“, sagte sie. „Die Frau Brewer spielt meiner Meinung nach nicht mit offenen Karten. Die will doppelt verdienen, an uns und an den Holländern, paß mal auf. Also zwei, höchstens drei Tage mache ich das mit, aber dann verlange ich die uns vom Erholungsdienst zugesagten Zimmer, sonst ziehen wir um. Es gibt bestimmt noch andere Ferienpensionen hier, die uns gerne aufnehmen.“
    „Jetzt in der Saison?“ gab Herr Heger zu bedenken. „Wenn du dich da mal nicht täuschst!“
    „Irgendwas finden wir“, sagte Frau Heger, „verlaß dich nur auf mich!“ Sie angelte nach einem Taschentuch und putzte sich die Nase.
    „Die Betten sind aber recht bequem“, sagte Herr Heger, „schön breit und nicht zu weich, gerade richtig für meine morschen Bandscheiben.“
    „Jaja“, winkte seine Frau ab, „hier in unserm Zimmer wohl. Aber erstens besteht eine Ferienwohnung nicht nur aus Betten, und zweitens hat Christine ein viel zu kleines Bett! Das arme Kind hat sowieso schon einen krummen Rücken, und nun muß sie so zusammengerollt schlafen wie ein Maulwurf.“
    „Wie ein Igel“, berichtigte Herr Heger.
    Seine Frau überhörte das.
    „Ich kann natürlich verstehen, daß die Leute hier auf jeden Pfennig angewiesen sind“, fuhr sie fort, „aber es muß doch alles im Rahmen bleiben!“
    „Frau Brewer macht einen ziemlich abgekämpften Eindruck“, sagte Herr Heger. „Ist ja auch eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie alles um die Ohren hat: das Haus, die Pensionsgäste, vier Kinder und eins davon noch ein Baby!“
    „Na und?“ fragte Frau Heger. „Bin ich etwa besser dran? Ich muß mich um fünf Kinder kümmern, und darunter ist auch ein Baby!“
    „Natürlich, natürlich“, sagte Herr Heger beschwichtigend. „Ich mein ja nur, daß Frau Brewer auch hart ran muß, genau wie du. Aber sag mal, was hat Sie dir denn vorhin für eine Wanderung vorgeschlagen? Ihr habt doch über eine Bergtour gesprochen, wenn ich richtig gehört habe?“
    „Sie meinte, wir sollten in

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