Sieben in einem Auto
übergestreift hatten, stellten sie verblüfft fest, daß ihre beiden Bergführer mit einemmal Kniebundhosen und gefütterte Anoraks trugen.
Sieh mal an! dachte Herr Heger. Die haben gewußt, wie kalt es hier oben sein kann, und uns haben sie das nicht gesagt! Wir müssen in kurzen Hosen herumlaufen! Schöne Bergführer sind das!
Vor ihnen lag nun eine Geröllhalde. Schutt und Steine verschiedener Größe bedeckten den Hang, boten nur trügerischen Halt und rutschten ein Stück abwärts, wenn man sie betrat. Hier war es fast noch gefährlicher als an der Engstelle, die sie vor wenigen Minuten passiert hatten. Wenn die ganze Lage ins Rutschen kam, die Steine zu springen und zu rollen begannen, konnte man, so schien es, von ihnen verschüttet werden. Die Bergführer indes stapften wortlos voran, ohne ein Wort der Warnung zu sagen. Ihren festen Stiefeln machte das Geröll nichts aus. Aber in den Sandalen und leichten Schuhen der Hegers sammelten sich die Steine und drückten bei jedem Schritt.
„Bitte, trag mich, Papa!“ bat Jan. „Ich kann nicht mehr. Ich rutsch immer aus!“
„Ein Stück mußt du noch gehen“, forderte Herr Heger ihn auf, „bis dahinten, wo das Geröll zu Ende ist. Hier kann ich dich nicht nehmen, sonst fall ich vielleicht um, und dabei könnte sich Stefan weh tun.“
„Gib mir den Kleinen“, sagte Frau Heger. Im nächsten Augenblick aber schrie sie schmerzlich auf: „Aua! Jetzt hab ich mir den Fuß verstaucht! Wie lange müssen wir denn noch durch dieses verflixte Geröll stapfen? Ich glaub, ich kann gar nicht mehr auftreten. Schöne Schweinerei ist das! Halt mal an, ich muß mir den Fuß massieren.“ Sie setzte sich, rutschte dabei einen Meter talwärts, legte sich erschrocken auf den Rücken und zog vorsichtig Schuh und Strumpf aus. Sie drehte den Fuß mit schmerzverzehrtem Gesicht hin und her und begann ihn zu massieren.
„Was machen wir denn, wenn Mama nicht mehr gehen kann?“ fragte Jan. „Mußt du sie dann tragen?“
Herr Heger blies hörbar die Luft durch die Nase.
„Bloß das nicht“, sagte er. „In diesem Geröll komme ich keine zehn Schritte mit ihr.“
Christine und die beiden Bergführer waren weit vorausgegangen und merkten nichts von dem Zwischenfall bei der Hintermannschaft. Sascha und Conny waren herangekommen, hatten sich hingehockt und warteten, wie es weitergehen sollte. Jan schüttelte sich.
„Buh, ist das kalt“, bibberte er.
Conny hielt die Hand über die Augen.
„Wenn mich nicht alles täuscht, wartet da drüben ein hübsches Schneefeld auf uns“, sagte sie. „Da wird es wohl auch nicht viel wärmer sein.“
„Und so was nennen die einen Spaziergang“, knurrte Herr Heger. „Nette Vorstellungen von Spaziergängen haben sie hier, das muß man schon sagen.“
„Wir hätten uns lange Hosen mitnehmen müssen“, sagte Frau Heger. „Eine schöne Pleite ist das!“
„Dabei ist der Himmel immer noch blau“, stellte Sascha fest. „Nur die Sonne ist weg.“
„Natürlich“, sagte Herr Heger, „die ist jetzt auf der andern Seite des Berges, auf der Südseite, wir sind hier aber auf der Nordseite! Für heute kriegen wir sie nicht mehr zu Gesicht.“
Frau Heger knetete, drehte und massierte ihren Fuß, bis sie meinte, es müßte reichen.
„Vielleicht kannst du dir deinen Fuß dahinten mit Schnee abreiben“, schlug Sascha vor, „das hilft viel besser. Herr Herbach, unser Erdkundelehrer, hält bei Sportunfällen Kühlung für das Beste.“
„Muß das ein Allerweltskerl sein!“ spottete Conny. „Sogar vom Sport versteht der Gute was! Das ist ja nicht zu fassen!“
„Kann mir wohl jemand aufhelfen!“ bat Frau Heger, nachdem sie Strumpf und Schuh wieder angezogen hatte. „Ich will mal versuchen, ob es schon geht.“
„Moment“, rief Sascha, „ich komme!“ Er wollte vorsichtig zu seiner Mutter hinuntersteigen, trat aber, weil er das Gleichgewicht zu verlieren drohte, zu heftig auf und brachte dadurch ein zimmergroßes Stück der Schutthalde ins Rutschen. Er und seine Mutter wurden mitgerissen, versanken bis zu den Knien im Geröll und kamen erst sieben, acht Meter weiter unten zum Stehen.
„Entschuldige, Mama“, sagte Sascha, „das habe ich nicht gewollt!“ Frau Heger verzog das Gesicht.
„Ich glaube, jetzt hab ich mir den andern Fuß auch verletzt“, wimmerte sie. Aber nachdem sie sich behutsam aus dem Schutt herausgearbeitet hatte, stellte sie erleichtert fest, daß sie den Fuß schmerzlos bewegen konnte. Nur am Knöchel
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