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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Jan an die Hand.
    „Genau aufpassen, wo du hintrittst“, sagte er. „Und wenn dir schwindlig werden sollte, darfst du nicht nach unten blicken, sondern immer gegen den Berg.“
    „Was ist schwindlig, Papa?“ fragte Jan.
    „Wenn du taumelst“, erklärte Herr Heger, „dann bist du schwindlig. Wenn du immer so von einer Seite zur andern wackelst, verstehst du?“
    Jan antwortete nichts. Aber mit einemmal begann er nach links und rechts zu schwanken und an der Hand seines Vaters zu ziehen.
    „Bin ich jetzt schwindlig?“ fragte er.
    „Ja, und damit hörst du sofort auf, sonst stürzt du ab, und dann kann dir keiner mehr helfen.“
    Christine, den andern weit voraus, versuchte mit Markus in ein Gespräch zu kommen.
    „Das ist schön hier bei euch“, begann sie, „die Berge und das alles.“ Markus nickte.
    „Bei uns ist alles flach.“
    Markus nickte.
    „Ich finde es im Gebirge viel schöner als im Flachland.“ Markus nickte.
    „Bergbahnen und so was gibt es bei uns nicht.“
    Markus nickte.
    Warum sagt der nichts? dachte Christine. Ich werde ihm eine Frage stellen, dann muß er den Mund aufmachen und kann nicht mehr nicken.
    „Hast du keine Angst hier oben?“ fragte sie.
    Markus schüttelte den Kopf.
    „Man kann doch hier runterfallen, nicht?“
    Markus schüttelte den Kopf.
    „Ist dein Rucksack schwer?“
    Markus schüttelte den Kopf.
    Verflixt, so krieg ich ihn auch nicht! dachte Christine. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
    „In die wievielte Klasse gehst du?“ fragte sie.
    Da zeigte Markus alle Finger seiner linken und den Daumen seiner rechten Hand und sagte wieder nichts.
    Blöder Esel! dachte Christine. Was ist los mit ihm?
    „Hast du Zahnschmerzen?“ fragte sie.
    Markus winkte mit der Hand ab und marschierte schneller, um die lästige Fragerin abzuschütteln und zu seinem Bruder aufzuschließen, der ein ganzes Stück weiter vorn ging. Aber Christine blieb ihm auf den Fersen. Sie wollte es jetzt wissen.
    Noch nie hatte sie einen so sturen Jungen erlebt wie diesen Markus.
    „Du, Alois“, fing sie an, als sie nur noch fünf Schritte hinter dem großen Jungen war, „kann dein Bruder nicht sprechen?“
    „I denk scho“, antwortete der.
    „Warum sagt er dann nichts, wenn ich ihn was frag?“
    Alois grinste.
    „Weil du ihm gefällst.“
    Markus stieß seinen Bruder in die Seite und schob mit rotem Kopf an ihm vorbei. Dabei zischte er ihm etwas ins Ohr, was Christine zwar nicht verstand, woraus sie aber schließen konnte, daß er das Sprechen nicht verlernt hatte, seit er in der Bahn so viel Unverständliches mit seinem Bruder gebrabbelt hatte.
    „Verstehe ich nicht“, sagte sie. „Und darum spricht er nicht mit mir? Der ist aber komisch!“ Sie blickte Markus nach, wie er da mit seinen strammen Beinen, dem zerzausten blonden Haar und dem großen Rucksack auf dem Rücken dahinstampfte, und fragte sich, ob er ihr wohl auch gefiele.
    Nein, entschied sie, wer nicht mit mir sprechen will, der gefällt mir nicht. Aber sein Verhalten hatte sie doch neugierig gemacht, und sie bemühte sich, mit ihm schrittzuhalten und den Abstand zwischen ihr und ihm nicht größer werden zu lassen.
    Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel herunter.
    Frau Heger war froh, daß sie der Wettervorhersage von Dr. Brewer getraut und sich nur leicht angezogen hatte. Wenn man in dieser Höhe, wo die Luft so dünn ist, schwitzen mußte, könnte man bestimmt leicht einen Kreislaufzusammenbruch erleiden, und der wäre nicht ungefährlich, dachte sie.
    Gewiß, linker Hand stieg die Felswand auf, an die man sich bei einem Schwindelanfall lehnen konnte, aber rechts ging es an einigen Stellen sehr steil und tief hinab. Da genügten zwei, drei Schritte, und man war verloren! Sie schaute sich um. Ihren Kindern machte die Wanderung offensichtlich Spaß. Sie gingen brav in einer Reihe hintereinander, und niemand klagte. Der kleine Stefan krähte vergnügt auf dem Rücken seines Vaters, und Jan, der neben ihm ging und seine Hand hielt, war auch heiter gestimmt. Christine, die sportlich zähe, marschierte weit vorne in der Nähe von Markus. Wahrscheinlich wollte sie zeigen, wie gut sie zu Fuß sei.
    Sascha stieß ab und zu kleine Steine mit dem Fuß den Berg hinunter. Einmal beobachtete er erschrocken, wie ein Stein viele andere mitriß und mit ihnen zusammen bergab sprang. Auwei! dachte er. Daraus wird ja eine Steinlawine! Das mach ich nicht wieder. Er blieb stehen und wartete auf Conny, die ein Stück nachhing.
    „Hast du das

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