Sieben in einem Auto
„Schmeckt nicht schlecht“, sagte er, „eigentlich nach nichts.“
„Und das ist genau das Gefährliche!“ rief Conny. „Davon kriegste nämlich einen Kropf und siehst dann aus wie so ‘n Monster aus einem Gruselfilm!“ Und spöttisch fügte sie hinzu: „Das hab ich nicht von deinem neunmalklugen Superlehrer, sondern einfach meinem eigenen Wissensvorrat entnommen.“
Hundemüde kamen sie gegen ein Uhr bei ihrem Häuschen an. Sie teilten die beiden Flaschen Apfelsaft, die noch im Schrank waren, redlich unter sich auf und tranken, bis der Durst gelöscht war. Dann legten sie sich hin und ruhten sich aus.
Herr Heger ging in Shorts und mit bloßem Oberkörper zu dem kleinen Bach hinunter, der knapp zehn Meter von ihrem Häuschen entfernt vorbeifloß. Das Wasser war sehr kalt. Herr Heger zog die Sandalen aus, stellte sich hinein und wusch sich Gesicht, Hals, Brust und Arme. Erfrischt stieg er dann wieder zum Haus hinauf. Als er in der Küche das Handtuch über den Herd hängen wollte, hörte er den Wasserhahn tropfen. Er ging an die Spüle, um ihn zuzudrehen. Aber der Hahn war zu und ließ sich nicht mehr bewegen. Dennoch tropfte es irgendwo in regelmäßigen Abständen.
Leckt es vielleicht durch die Decke? fragte er sich. Aber dort war kein Wasserfleck zu entdecken. Merkwürdig! dachte er und blieb eine Weile lauschend stehen. Da stellte er fest, daß das Tropfen aus der Ecke kam, wo der Eimer stand. Der war jedoch fast einen Meter von Wasserhahn und Spülbecken entfernt, und über ihm war weder ein Rohr, das vielleicht Schwitzwasser hätte bilden und darum tropfen können, noch ein Abfluß oder dergleichen. Dennoch tropfte es in den Eimer, das heißt, es tropfte nicht in den, sondern im Eimer, so, als würde von seinem Boden aus alle drei, vier Sekunden ein Tropfen hochgeschleudert und fiele wieder zurück. Herr Heger trat neugierig näher, um diese unglaubliche Erscheinung genauer zu erforschen. Da sah er eine kleine Maus im Eimer, die verzweifelt versuchte, durch hohe Sprünge aus ihrem glattwandigen Gefängnis zu entkommen. Da sie die Höhe jedoch nicht schaffte, fiel sie immer wieder auf den Boden des Eimers zurück. Und das hörte sich an, als tropfte ein Wasserhahn. Das Tier mußte schon sehr erschöpft sein. Nach jedem Sprung saß es einige Sekunden zitternd still und sammelte Kraft. Armes Vieh! dachte Herr Heger. Ich werde dich befreien. Aber vorher mußt du es dir gefallen lassen, daß meine Kinder dich begucken.
Er ging nach nebenan, wo Conny und Christine auf ihren Betten lagen und sich unterhielten.
„Wenn ihr ein hübsches kleines Tier sehen wollt, das sich selbst gefangen hat“, sagte er, „müßt ihr in die Küche gehen. Ihr braucht keine Angst zu haben, es kann euch nicht kratzen oder beißen, obwohl es quicklebendig ist.“
„Au, das muß ich mir angucken!“ rief Christine und sprang vom Bett herunter. Conny aber winkte ab.
„Wohl ein Schmetterling, was? Damit kannst du mich nicht aus dem wohlverdienten Tiefschlaf reißen.“
Jan indessen schoß sofort die Treppe hinunter und in die Küche hinein, als er von seinem Vater hörte, daß er sich dort ein kleines Haustier ansehen solle. Sascha hielt es wie seine große Schwester und wollte sich weder durch kleine noch große Tiere in seiner Ruhepause stören lassen.
„Wo ist das Tier denn, Papa?“ fragte Jan, als er in der Küche stand und sich suchend umschaute.
„Da, wo der Wasserhahn tropft“, gab Herr Heger zur Antwort. „Seid mal ganz still!“
„Tropft doch gar nicht“, sagte Jan und ging auf die Spüle zu. Christine aber entdeckte das Mäuschen sofort.
„Hier, Jan“, rief sie, „im Eimer!“
„Zeig mal!“ forderte Jan. „Oh, das ist ja eine richtige Maus! Eine lebendige! Wollen wir die behalten zum Spielen?“
„Nein“, antwortete Herr Heger, „das können wir nicht. Die will auch nicht mit uns spielen, sondern nur schnellstens wieder aus dem Eimer heraus. Seht doch, sie kann nicht so hoch springen, daß sie den Rand erreicht. An der glatten Innenwand aber rutscht sie immer wieder ab.“
„Kipp doch den Eimer um“, schlug Jan vor, „dann kann sie rauslaufen.“
„Oh, nein, Jan“, wehrte Herr Heger ab, „das tu ich nicht. Mäuse sind ja ganz putzige Tiere, aber im Haus hab ich sie doch nicht gern.“
„Was willst du denn mit ihr machen?“ fragte Christine.
„Ich trag sie nach draußen auf die Wiese, hundert Meter weit, und schütte sie da aus.“
„Meinst du, daß sie den Weg
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